Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
angenehm kühlen Wind war das Klima auf Elba geradezu herrlich. Robert und Elena mieteten sich ein Zimmer im Hotel Fabricia, das direkt am Strand in unmittelbarer Nähe des Hafenstädtchens Portoferraio lag.
Sie benahmen sich wie normale Touristen, spielten Tennis, gingen schwimmen oder taten einfach nichts. Ab und zu machte Robert mit einer Minidigitalkamera ein Foto von Elena, ganz so, wie es verliebte Paare tun. Hinter einer großen Sonnenbrille jedoch wanderten Roberts Augen hin und her und registrierten Personen, die in ihre Nähe kamen. Er konnte niemanden entdecken, der sich verdächtig verhielt oder öfter, als es der Zufall wollte, in ihrer Nähe auftauchte.
Das Leben im Hotel war angenehm komfortabel. Der freundliche Kellner, der ihrem Bereich zugeteilt war, bemühte sich, jeden ihrer Wünsche sofort zu erfüllen. Dabei war er im Bedarfsfall zwar sofort zur Stelle, verhielt sich aber ansonsten zurückhaltend und diskret. So diskret, dass das winzige Richtmikrofon, das von seinen anderen Knöpfen nicht zu unterscheiden war, keinem auffiel.
*
»Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von Feiertagen«, pflegte Elenas Großvater zu sagen. Robert konnte das nur bestätigen, als sie am Morgen des dritten Tages am Frühstückstisch saßen.
»Ich denke, wir können heute unseren Ausflug zum Festland machen. Diese Untätigkeit auf hohem Niveau geht uns beiden auf die Nerven. Oder?«
Elena nickte.
»Du sagst es! Lass uns gleich aufbrechen.«
Robert nickte und faltete seine Serviette zusammen.
»Okay, und vorher gehen wir noch zur Rezeption und diskutieren lautstark, wohin unser Ausflug gehen soll. Wir wollen uns ja schließlich ganz spontan entscheiden!«
*
»Die Fähre hatte ich mir viel kleiner vorgestellt«, sagte Elena, als sie die stattliche Fähre der Toremar-Linie betraten.
Robert nickte.
»Wir hätten auch das Tragflächenboot nehmen können, das ist schneller. Allerdings sieht man da kaum etwas, die Überfahrt geht ja so oder so schon schnell. Außerdem möchte ich das Gefühl nachempfinden, wie die Etrusker vor rund dreitausend Jahren das Eisenerz von Elba nach Populonia gebracht haben.«
Elena lachte.
»Auf historischen Wegen sozusagen. In diesem Fall eigentlich mehr auf historischen Wogen. Ob damals wohl auch Snacks und Cola an Bord verkauft wurden?«
»Mach dich nur lustig«, grinste Robert. »Komm, ich mache ein Foto von dir.«
Die Silhouette des Eisenhafens Portoferraio verschwand am Horizont, Möwen umflogen kreischend das Schiff. Die See war glatt, und die Fähre stampfte gemütlich durch die flachen Wellen. Nach gut einer Stunde hatten sie den Hafen von Piombino erreicht.
*
»Meinst du, dass wir beobachtet werden?«, fragte Elena, nachdem sie sich in einem Café nahe dem Hafen niedergelassen hatten.
Robert schüttelte den Kopf.
»Ich glaube nicht.«
Demonstrativ entfaltete er eine touristische Karte, auf der man die Sehenswürdigkeiten rund um den Golf von Baratti erkennen konnte.
»Schau mal, hier ist der archäologische Park. Ein Weg führt zu einer römischen Akropolis auf dem Hügel, vorbei an den antiken Hochöfen, und dort liegen verschiedene Totenstädte, die Nekropolen. Ich hoffe, du bist gut zu Fuß? Zwischen den Sehenswürdigkeiten liegen nämlich ein paar Kilometer, und ich würde ungern gleich schnurstracks die Nekropole ansteuern.«
Elena seufzte.
»Zwischendurch wird’s ja hoffentlich eine Bank geben. Lass uns auf alle Fälle zwei Flaschen Wasser mitnehmen.«
Auch wenn ihnen der Fußmarsch bei anhaltender Hitze den Schweiß auf die Stirn trieb, waren sie doch beeindruckt von den wechselnden Ansichten der Natur, den manchmal überraschenden Ausblicken auf die Bucht und den im flirrenden Licht sichtbaren Umrissen der Inseln Elba und Korsika. Man ahnte, dass der Ort zu Zeiten der Etrusker noch schöner und aufregender gewesen sein musste. Hinter den Wäldern des Vorgebirges hatten sich eine Landschaft aus fischreichen Seen und Lagunen sowie eine bemerkenswerte Sumpfvegetation entfaltet. In späteren Jahrhunderten wurden die Sümpfe trockengelegt und der Boden urbar gemacht. Aber noch heute hatte die Umgebung etwas Archaisches. Wie bereits in der Antike zog sich ein Netz von gepflasterten Wegen über Hügel, durch Wälder und die Macchia. Am schönsten wäre es , dachte Robert, wenn man diese Wege allein gehen könnte . Aber Scharen von Touristen kamen ihnen entgegen oder marschierten in dieselbe Richtung wie sie.
Elena blieb plötzlich stehen, setzte sich
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