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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Unterlippe.
    Der Anblick des geschundenen Zimmergenossen machte Leo wütend. Er konnte nicht tatenlos zusehen, wie Zul abermals einen seiner Freunde ermordete. Spontan ließ er sein Traum-Ich auf die offene Hoftür zuschweben. Kurz bevor er sie erreichte, versperrte ihm plötzlich Okumus den Weg.
    »Was hast du vor?«, zischte der Lehrer.
    »Weiß nicht. Irgendwas. Ich muss Benno helfen.«
    »Er hat dir das Gift untergeschoben, mit dem Dabelstein umgebracht
wurde, und Orla könnte ohne seine Schliche noch leben.«
    Leo schluckte. Ausgerechnet damit musste Osmund ihm jetzt kommen. »Ihm blieb keine Wahl. Der König hat ihn belogen und erpresst.«
    »Man hat immer eine Wahl, Leo. Nur manchmal verlangt es einem Opfer ab, das Richtige zu tun.«
    »Was ist nun, Leo?«, hallte abermals Zuls Stimme durch den Hof. »Ich zähle bis drei. Wenn du dich dann noch nicht entschieden hast, wird dein Freund vor deinen Augen enthauptet. Willst du das? Eins … «
    »Bleib standhaft! Er weiß, dass er so gut wie verloren hat«, flüsterte Okumus.
    »Ich lasse Benno nicht sterben«, entgegnete Leo trotzig. Er versuchte an dem Lehrer vorbeizukommen, doch dessen Traum-Ich war schneller und ließ ihn nicht durch.
    »Zwei!«, zählte Zul unterdessen weiter. »Wirst du mit dieser Schuld leben können, Leo?«
    »Besser, wir nehmen ihn gefangen. Du darfst jetzt nicht einknicken«, raunte Okumus. »Oder willst du die gesamte Menschheit für einen Verräter opfern?«
    »Die Juden sagen: ›Wer nur ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt.‹ Ich kann meinen Freund nicht …«
    »Drei!«, scholl es von draußen herein.
    Leo täuschte einen Ausfall nach links an, um das Traum-Ich seines Gegenübers auszutricksen – zu seiner Verwunderung blieb es einfach stehen und seufzte nur. Ungehindert kam er rechts an dem Lehrer vorbei, erreichte die Hoftür und rief: »Lassen Sie Benno gehen und ich verhandle mit Ihnen!«
    Der Gefangene kniete mittlerweile auf dem Kiesweg. Ein Hyänenschwein hielt ihn mit dem Strick am Boden. Zul hatte
gerade mit einer Streitaxt zum Schlag ausgeholt. Er grinste. »Ich denke nicht, dass du in der Position bist, mir Bedingungen zu diktieren.«
    »Es wäre mir ein Leichtes, die Ritter auf Sie zu hetzen.«
    »Dann stirbt dein Freund.«
    »Warum sollte ich ihn unbedingt retten wollen, da uns sowieso der Untergang droht?«
    »Weil du gerade gezeigt hast, wie viel dir an ihm liegt. Weiß dein Oberlehrer, was du hier tust?«
    »Herr Okumus vertraut mir, da ich von uns beiden der bessere Traumwandler bin.« Leo hörte hinter sich ein Schnauben. Um seinen älteren Freund nicht zu verraten, hielt er den Blick weiter auf den König gerichtet.
    Der lachte freudlos. »Ach, du hältst dich wohl für unbesiegbar, weil du einen Kometen erschaffen hast und denkst, mich damit unter Druck zu setzen. Bilde dir darauf nur nicht zu viel ein. Sofern du den Eisklumpen nicht auflöst, werde ich ihn aus dem Weg räumen.«
    »Ich rede von Illúsion. Das Reich der ungeträumten Träume versinkt im Chaos; ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Wenn erst der Ringkontinent auseinanderbricht, wird er die ganze Welt mit in den Abgrund reißen. Wegen mir können Sie bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag über Ihr Land regieren, aber bitte lösen Sie den Bann, der es unsichtbar macht. Und geben Sie uns Benno. Im Gegenzug garantiere ich Ihnen freies Geleit bis zum Drusentor.«
    Refi Zul lächelte selbstgefällig. »Gegenvorschlag. Dein Freund begleitet mich und meine letzten Traumgeborenen bis in die Drusenkammer. Wenn das Traumtor wieder passierbar ist, lasse ich ihn frei und verschwinde.«
    Leo biss sich auf die Unterlippe. Was sollte er tun? Vielleicht
meinte der König das Angebot ernst. In Illúsion brauchte er keine Geisel. Und falls nicht? Dann hieß es improvisieren, sobald Benno außer Gefahr wäre. »Einverstanden. Unsere Ritter werden Sie und Ihre Leibwache eskortieren – nur, damit Sie sich nicht verlaufen.«
    Okumus stöhnte. »Du hättest auf mich hören sollen, Leo. Zul wird Benno so oder so töten.«

R efi Zul hatte das Gefühl, innerlich zu verbrennen. Das aufgestaute Energiepotenzial vor dem Traumtor steigerte den glühend heißen Druck in seinem Kopf fast bis ins Unerträgliche. Die Schmerzen konnten ihn jeden Moment aus dem Klartraum reißen und dann wäre er so verletzlich wie ein normaler Mensch. Deshalb ließ er sich nichts anmerken. Nur keine Schwäche zeigen! Erleichterung war greifbar nahe. Er musste lediglich den Milliarden von

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