Das Geheimnis der Wellen
nicht lassen können.«
»Gut. Wenn wir fertig sind, möchte ich, dass Sie alles sorgfältig abschließen, auch die Fenster.«
»Ja, das werde ich. Und ich werde in Zukunft entweder in Bluff House oder bei meinen Nachbarn übernachten, bis … Zumindest die nächste Zeit.«
»Sehr gut.«
»Müssen Sie Eli Bescheid geben?« Sie ließ die Hand sinken, als ihr bewusst wurde, dass sie den selbst gemachten Rauchquarzanhänger an ihrer Kette drehte und drehte. »Er bekommt Besuch von seiner Familie. Osterbesuch. Der Vorfall wird alle beunruhigen.«
»Solang ich nichts mit ihm zu bereden habe, muss ich ihm nichts sagen.«
»Gut.«
»Ich habe Verstärkung gerufen, Leute von der Spurensicherung, die nach Fingerabdrücken suchen.«
»Es wird keine geben. Aber Sie müssen das tun.«
»Genau.«
*
Abra überlebte es irgendwie. Es war ein kleines Haus, und es dauerte nicht lang. Sie hielt sich abseits, blieb möglichst draußen auf der Terrasse. So also hatte sich Eli gefühlt, als die Polizei kam, um nachzuhaken, um alles nach belastendem Material zu durchsuchen. In jenem Moment musste er das Gefühl gehabt haben, dass das Haus und seine Sachen nicht mehr ihm allein gehörten.
Vinnie kam zu ihr auf die Terrasse.
»Sie sind weg. Es wurde nichts gefunden. Keine Finger abdrücke an den Fenstern, auf der Schachtel oder ihrem Inhalt.« Er klopfte ihr kurz auf den Rücken. »Die Hausdurchsuchung ist reine Formalität, Abra. Dass du ihr ohne Durchsuchungsbefehl zugestimmt hast, spricht ebenfalls dafür, dass dir eine Falle gestellt wurde.«
»Ich weiß.«
»Soll ich noch ein bisschen bleiben?«
»Nein, ich will, dass du zu deiner Familie zurückkehrst.«
Und Ostereier färbst, dachte sie. Mit deinem kleinen Sohn.
»Du hättest ohnehin nicht so lang bleiben müssen.«
»Ich will, dass du mich sofort anrufst, wenn etwas ist.«
»Ja, darauf kannst du dich verlassen. Ich werde mich beruhigen und dann nach Bluff House hinübergehen. Ich möchte Hester treffen.«
»Sag ihr alles Gute. Ich kann warten, bis du so weit bist.«
»Nein, alles in Ordnung. Es geht mir schon besser. Es ist helllichter Tag. Der Strand ist gut besucht. Außerdem hat derzeit niemand einen Grund, mich zu belästigen.«
»Schließ Fenster und Türen gut ab.«
»Ja.«
Sie brachte ihn hinaus. Der Nachbar von gegenüber winkte ihr zu und buddelte dann wieder in seinem Vorgarten. Einige Jungen kamen auf Fahrrädern vorbei.
Es ist viel zu viel los, beruhigte sie sich. Niemand würde versuchen, zu dieser Tageszeit bei ihr einzubrechen. Es gab keinen Grund dafür.
Sie holte einen Müllbeutel und ging damit ins Schlafzimmer. Im Knien warf sie alles hinein, was auf dem Boden lag, die Schachtel mitsamt ihrem Inhalt. Sie konnte nicht wissen, was er alles angefasst hatte. Sonst hätte sie den gesamten Schrankinhalt entsorgt.
Stattdessen frischte sie ihr Make-up auf, griff zu einer kleinen Handtasche, in der sich auch das Phantombild befand. Nachdem sie die Küche aufgeräumt hatte, holte sie die Erdbeer-Rhabarber-Pies, die sie gebacken hatte, aus dem Ofen und verpackte sie.
Als sie die Haustür abschloss, zerriss es ihr fast das Herz. Sie liebte ihr kleines Cottage, wusste aber nicht, ob sie sich jemals wieder sicher darin fühlen würde.
19
Menschen, Lärm und ein emsiges Hin und Her erfüllten Bluff House. Eli hatte ganz vergessen, wie es war, wenn so viele durcheinanderredeten, wenn so viel los war und so viele Fragen beantwortet werden mussten.
Nachdem er anfangs zusammengezuckt war, merkte er, wie er die Gesellschaft und das fröhliche Treiben genoss. Gepäck wurde nach oben und Teller wurden in die Küche getragen. Seine kleine Nichte trippelte herum und unterhielt sich offensichtlich angeregt mit dem Hund. Seine Mutter schien positiv überrascht, als er mit einem Tablett voller Käse und Obst ankam, einer kleinen Stärkung nach der Reise.
Am meisten freute er sich jedoch darüber, seine Großmutter auf der Terrasse zu sehen. Der Wind zerzauste ihr Haar, und sie blickte aufs Meer hinaus.
Als er hinausschlüpfte, um ihr Gesellschaft zu leisten, lehnte sie sich an ihn.
In der Sonne hob die alte Hundedame Sadie den Kopf, wedelte ein wenig mit dem Schwanz und schlief wieder ein.
»Die Sonne wärmt alte Knochen«, sagte Hester. »Meine und Sadies. Ach, wie ich das vermisst habe.«
»Ich weiß.« Er legte ihr den Arm um die Schultern. »Und ich glaube, du wurdest auch vermisst.«
»Das würde mich freuen. Du hast Stiefmütterchen
Weitere Kostenlose Bücher