Das Geheimnis der Wellen
gepflanzt.«
»Das war Abra. Ich habe sie nur gegossen.«
»Teamwork ist etwas Schönes. Es hat mir gutgetan zu wissen, dass du hier bist, Eli. Nicht nur, dass jemand im Haus ist, sondern dass du es bist. Denn ich glaube, auch du wurdest vermisst.«
Das altbekannte Gefühl von Schuld und Scham überkam ihn. »Ich bereue es, dass ich so lang weggeblieben bin. Mehr, als ich dachte.«
»Wusstest du, dass ich das Segeln gehasst habe?«
Entsetzt sah er auf sie herunter. »Du? Hester, die Erste Offizierin?«
»Dein Großvater hat es geliebt. Ich musste Tabletten nehmen, damit ich nicht seekrank wurde. Ich liebe das Meer, bewundere es aber lieber vom Land aus. Wir sind zusammen gesegelt, Eli und ich. Ich bereue keine einzige Tablette, keine einzige Minute auf dem Wasser mit ihm. In einer Ehe macht man ständig Kompromisse. Im Idealfall geht daraus ein gemeinsames Leben hervor, eine echte Partnerschaft. Auch du hast Kompromisse gemacht, Eli, und dafür musst du dich nicht entschuldigen.«
»Ich wollte morgen mit dir segeln gehen.«
Sie lachte entzückt auf. »Lieber nicht.«
»Warum behältst du dann das Boot?«
Als sie ihn einfach nur lächelnd ansah, verstand er. Aus Liebe zu ihrem verstorbenen Mann, dachte er und schmiegte seine Wange an ihre.
Sie sah ihm in die Augen. »Du hast also einen Hund.«
»Barbie hat einen guten Platz gebraucht. Ich kann das erklären.«
»Ein Hund ist ein Schritt in die richtige Richtung.« Sie musterte Eli gründlich und stützte sich auf ihren Stock. »Du siehst besser aus.«
»Das will ich hoffen. Auch du siehst besser aus, Gran.«
»Das will ich hoffen.« Sie stieß ein weiteres Lachen aus. »Wir waren ganz schön angeschlagen, was, Eli?«
»Aber unsere Wunden heilen, und was uns nicht umbringt, macht uns stark. Komm zurück nach Hause, Gran.«
Seufzend drückte sie seinen Arm, bevor sie mithilfe ihres Stocks zu einem Sessel ging und sich setzte. »Bei mir muss noch einiges verheilen.«
»Das kann es auch hier. Ich bleibe bei dir, solang du mich brauchst.«
Etwas glitzerte in ihren Augen. Kurz glaubte er, sie würde in Tränen ausbrechen, aber es war nur das Licht.
»Setz dich«, befahl sie ihm. »Ich habe fest vor zurückzukehren, aber noch ist es nicht so weit. Es wäre unpraktisch und unvernünftig, schließlich sind alle meine Ärzte und Physiotherapeuten in Boston.«
»Ich kann dich fahren.« Erst jetzt, wo er sie auf der Terrasse gesehen hatte, den Blick aufs Meer gerichtet, merkte er, wie sehr er sich wünschte, dass sie zurückkam. »Therapie kannst du auch hier bekommen.«
»Genau das hatte ich mir auch überlegt, nachdem ich im Krankenhaus aufgewacht war. Es war vor allem der Wunsch zurückzukommen, der mich aufrecht gehalten hat. Ich bin ziemlich zäh, und die Ehe mit einem Landon hat mich noch zäher gemacht. Ich habe den Ärzten ganz schön die Meinung gegeigt, als ich wieder einigermaßen auf den Beinen war.«
»Sie haben dich unterschätzt.«
»Jetzt nicht mehr.« Sie lehnte sich zurück. »Trotzdem, noch kann ich nicht weg. Ich brauche deine Mutter und deinen Vater. Er ist ein guter Sohn, ist es immer gewesen. Und deine Mutter Lissa brauche ich noch eine Weile länger. Ich kann zwar wieder stehen, aber noch nicht so lang, wie ich will. Deshalb bleibe ich besser in Boston, bis ich mich wieder stabil genug fühle. Und du bleibst hier.«
»So lange, wie du willst.«
»Gut, denn ich will dich genau hier haben, das wollte ich schon immer. Ich habe Angst gehabt, die letzte Landon in Bluff House zu sein. Die letzte in Whiskey Beach. Ich habe mich mehr als einmal gefragt, ob ich deshalb mit Lindsay nicht warm geworden bin: Weil sie dich in Boston halten wollte.«
»Gran!«
»Nun, das war sicherlich egoistisch, trotzdem habe ich mich das gefragt. Nicht immer, aber manchmal. Ich hätte es akzeptiert oder zumindest versucht, wenn sie dich glücklich gemacht hätte. So, wie ihre Familie und ihr Job bei Landon Whiskey Tricia glücklich macht.«
»Sie ist super, oder?«
»Sie kommt ganz nach deinem Großvater und deinem Vater. Sie ist wie gemacht für diese Arbeit. Du bist eher so wie ich. Oh, wir verstehen auch was vom Geschäft, wenn es sein muss, wir sind schließlich nicht blöd. Aber wir sind eher Künstlernaturen.« Sie tätschelte seine Hand. »Selbst als du dich für Jura entschieden hast, warst du beim Schreiben am glücklichsten.«
»Ich dachte, das wäre als Beruf einfach zu schön, um wahr zu sein. Und heute, wo es mein Beruf ist, fühlt es sich
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