Das Geheimnis der Wellen
sie mit vereinten Kräften abwechselnd nach links und rechts, verrückten ihn so peu à peu um wenige Zentimeter.
»Das nächste Mal bestellen wir einen Kran.« Mike streckte sich und ließ seine schmerzenden Schultern kreisen.
»Wie haben die das Ding bloß jemals hierherbekommen?«
»Mit zehn Männern und einer Frau, die ihnen sagt, dass er an der anderen Wand besser aussieht. Wenn du Maureen erzählst, dass ich das gesagt habe, streite ich alles ab.«
»Du hast mir gerade geholfen, einen zehn Tonnen schweren Schrank zu verrücken. Ich halte auf jeden Fall zu dir. Siehst du das? Da ist die Tapetentür. Die hässliche Tapete kaschiert sie beinahe, aber wenn man weiß, wonach man suchen muss …«
Eli fuhr über die Fläche, bis er den Öffnungsmechanismus fand. Als er ein leises Klicken hörte, sah er Mike an.
»Bist du mit dabei?«
»Das soll wohl ein Witz sein? Natürlich! Los, mach die Tür auf.«
Eli drückte sanft dagegen und spürte, wie sie nachgab. Sie sprang ein paar Zentimeter auf. »Sie geht nach außen auf«, murmelte er und öffnete sie.
Er sah einen schmalen Treppenabsatz und Stufen, die in die dunkle Tiefe führten. Instinktiv tastete er nach einem Lichtschalter und staunte, dass er tatsächlich einen fand.
Doch als er ihn betätigte, geschah nichts.
»Entweder gibt es keinen Strom oder keine Glühbirne. Ich hole Taschenlampen.«
»Vielleicht auch einen Laib Brot. Damit wir eine Krümelspur auslegen können«, erklärte Mike. »Und einen großen Stock, falls es Ratten gibt. Na gut, dann eben nur Taschenlampen«, meinte er, als Eli ihn anstarrte.
»Ich bin gleich wieder da.«
Wo er schon mal unten war, nahm er noch ein paar Bier mit. Das war schließlich das Mindeste!
»Das ist besser als Brot.« Mike nahm das Bier und eine Taschenlampe entgegen, dann beleuchtete er die Decke des Ganges. »Keine Glühbirne.«
»Nächstes Mal bringe ich eine mit.« Ebenfalls mit einer Taschenlampe bewaffnet, betrat Eli den Gang. »Er ist ziemlich schmal. Aber breit genug, um Tabletts und so etwas tragen zu können. Die Stufen machen einen stabilen Eindruck, aber pass auf, wo du hintrittst.«
»Achte auf gefährliche Giftschlangen. Du gehst voran.«
Mit einem schnaubenden Lachen nahm Eli die ersten Stufen. »Ich glaube nicht, dass wir das Skelett eines geköpften Butlers oder die letzten Worte eines ungezogenen Hausmädchens an der Wand vorfinden.«
»Vielleicht ein Gespenst. Gruselig ist das schon.«
Vor allem war es jedoch staubig und roch modrig. Die Stufen knarrten unter ihren Füßen, aber wenigstens entdeckten sie keine Ratten mit rot glühenden Augen.
Als Elis Lichtkegel über eine weitere Tapetentür huschte, blieb er stehen. »Lass mich nachdenken.« Außerdem wollte er sich orientieren. »Von hier aus müsste man im zweiten Stock landen. Siehst du, wie sich der Gang gabelt? Er könnte ins Zimmer meiner Großmutter münden. Meine Güte, was hätten wir als Kinder nicht darum gegeben, dort spielen zu können! Ich hätte herrlich rumspionieren, plötzlich hervorspringen und meine Schwester zu Tode erschrecken können.«
»Genau deswegen hat deine Großmutter die Türen schließen lassen.«
»Ja.«
»Überlegst du, sie wieder zu öffnen?«
»Ja. Es gibt zwar keinen Grund dafür, aber trotzdem.«
»Weil es cool ist. Das ist auch ein Grund.«
Sie folgten dem Gang, der in vielen Biegungen nach unten führte. Eli ging davon aus, dass es an allen strategischen Punkten Tapetentüren gab. Sie führten in Wohnräume, in die Küche, in den Flur und in die Tiefen des Kellers.
»Mist, wir hätten erst das Regal auf der anderen Seite wegschieben sollen.«
Aber er fand den Hebel und zog die Tür auf, sodass Mike und er zwischen alten Einmachgläsern und verrostetem Werkzeug hindurch in den Keller schielen konnten.
»Du musst das geheime Treppenhaus wieder öffnen. Denk nur an die Halloween-Partys, die wir dann feiern könnten.«
Aber Eli dachte an etwas ganz anderes. »Ich könnte ihm eine Falle stellen«, murmelte er.
»Wie bitte?«
»Dem Idioten, der bei uns einbricht und herumbuddelt.«
»Du spielst den Lockvogel, lotst ihn her. Ein klassischer Hinterhalt«, pflichtete ihm Mike bei. »Und dann?«
»Ich muss drüber nachdenken.« Er schloss die Tür und schwor sich, das Regal zu verrücken und einen Plan zu schmieden.
»Gib mir Bescheid. Ich hätte nichts dagegen, den Kerl gemeinsam mit dir zu schnappen. Maureen hat immer noch ziemliche Angst«, sagte Mike, während sie wieder nach oben
Weitere Kostenlose Bücher