Das Geheimnis der Wellen
gingen. »Ich glaube nicht, dass sie sich wirklich entspannen kann, bis der Typ gefasst ist. Vor allem, weil alle ihn für denselben Kerl halten, der den Privatdetektiv erschossen hat.«
»Allerdings.«
»Als sie gehört hat, dass er bei Abra eine Waffe versteckt hatte, ist sie ausgeflippt.«
»Das kann ich ihr schlecht vor… Wie bitte? Was für eine Waffe? Wovon redest du?«
»Über die Waffe, die Abra in ihrem … Oje.« Mike verzog das Gesicht und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Oh, Mist, sie hat dir nichts davon erzählt.«
»Nein. Aber du wirst es mir jetzt erzählen.«
»Gib mir noch ein Bier, dann verrate ich dir alles.«
Das Versprechen
Ein Gedanke, süß und erhebend,
geht mir nicht aus dem Sinn:
Näher als jemals im Leben
ich heut’ meiner Heimat bin.
PHOEBE CARY
21
Am Ende eines langen Tages mit zwei Kursen, einem anstrengenden Putzjob und mehreren Massagen hielt Abra vor ihrem Cottage.
Und blieb einfach im Wagen sitzen.
Sie wollte da nicht rein. Sie hasste es, nicht ihr eigenes Haus betreten, sich nicht um ihre Sachen kümmern und ihre eigene Dusche benutzen zu wollen.
Sie liebte das Cottage, seit sie es zum ersten Mal gesehen hatte. Dieses Gefühl wollte sie zurückhaben. Die Sicherheit und den Trost, den es ihr gab. Doch im Augenblick empfand sie nichts als Angst.
Der Eindringling hatte alles zerstört, indem er Gewalt und Tod in ihren privaten Bereich brachte. Dieses Monster im Schrank in Gestalt einer Waffe.
Damit blieben ihr zwei Möglichkeiten. Entweder das Monster gewann, und sie gab sich geschlagen. Oder aber sie kämpfte dagegen an und brachte die Sache wieder in Ordnung.
Eigentlich gab es nur eine Möglichkeit.
Sie stieg aus dem Wagen, wuchtete ihren Massagetisch und die Tasche heraus und trug beides zur Tür.
Dass sie über zehn Kilometer gefahren war, um Räucherwerk zu kaufen, hatte sie zusätzlich gestresst, aber als sie es hervorholte, fühlte sich das gut an.
Sie würde den Salbei verbrennen, ihr Haus mit dem Rauch reinigen. Wenn sie das Gefühl hatte, dass ihr Haus sauber war, war es so. Sobald sie ihr Zuhause zurückerobert hätte, würde sie ernsthaft darüber nachdenken, ein Gewächshaus zu bauen. Sie könnte dann ihre eigenen Kräuter ziehen, das ganze Jahr über. Dann würde sie ihren eigenen Salbei haben.
Vielleicht könnte sie auch Kräuter verkaufen. Noch eine Verdienstmöglichkeit. Sie könnte eigene Duftmischungen herstellen und Kräutersäckchen nähen.
Darüber lohnte es sich nachzudenken.
Sie zündete den weißen Salbei an und hielt ihn zur Sicherheit über die Schale einer Abalonemuschel. Dann blies sie die Flamme aus, damit es richtig rauchte.
Das ist mein Zuhause, dachte sie. Die Böden, die Decken, die Ecken – all das gehört mir.
Während sie mit dem Salbei von einem Raum zum anderen ging, wurde sie langsam ruhiger.
Nachdem Abra mit dem Haus fertig war, betrat sie ihren kleinen Innenhof, verteilte mit sanftem Wedeln den Rauch, um für positive Energie zu sorgen. Und sah, wie Eli und der Hund die Strandstufen heraufkamen.
Sie kam sich mit ihrem Räucherwerk ein bisschen albern vor, deshalb steckte sie es zwischen die Felsen um ihren kleinen Zen-Brunnen, wo es sicher ausbrennen konnte.
»Was für ein schönes Paar.« Mit einem Lächeln ging sie den beiden entgegen. »Und was für eine schöne Überraschung. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen.«
»Was machst du da?«
»Oh.« Sie sah, wie er auf das Räucherwerk starrte. »Ich vollziehe ein kleines häusliches Ritual. Eine Art Frühjahrsputz.«
»Indem du Salbei verbrennst? Das macht man doch, um böse Geister zu vertreiben.«
»Für mich ist das eher eine Methode, negative Schwingungen zu vertreiben. Ist deine Familie heute Morgen gut weggekommen?«
»Ja.«
»Tut mir leid, dass ich mich nicht verabschieden konnte. Ich hatte einen ziemlich vollen Terminplan.«
Irgendetwas stimmt nicht, dachte sie. Irgendetwas ist nicht in Ordnung.
Dabei wünschte sie sich nichts sehnlicher als Ruhe und Frieden. Und Einsamkeit, was bei ihr eher selten vorkam.
»Ich muss einiges erledigen«, fuhr sie fort. »Wie wär’s, wenn ich morgen früh vor meinem Kurs bei dir vorbeischaue und gleich die Einkaufsliste mitnehme? Dann kann ich besorgen, was du brauchst, bevor ich wieder zu dir komme.«
»Ich brauche nur eine Erklärung dafür, warum ich von Mike erfahren musste, dass dir jemand eine Waffe untergeschoben hat. Dass die Polizei dein Haus durchsucht hat.«
»Ich wollte das Thema
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