Das Geheimnis der Wellen
Autounfall haben. Das würde den Mistkerl aus dem Haus treiben. Ihm den Weg frei machen.
Darüber musste er nachdenken.
Vorerst war er gezwungen, selbst nach Boston zurückzukehren. Er musste sich dort blicken lassen.
Jeder würde nur einen ganz normalen Mann vor sich sehen, der seine Arbeit tat, seinen Alltag bewältigte, sein Leben lebte. Niemand würde merken, wie außergewöhnlich er war.
Ich habe die Sache überstürzt, dachte er, als er auf den Tacho sah.
Er achtete darauf, die Höchstgeschwindigkeit nicht zu überschreiten. Weil er sich kurz vor dem Ziel wähnte, hatte er alles überstürzt. Er würde einen Gang zurückschalten und warten, bis sich die Lage beruhigt hatte.
Wenn er nach Whiskey Beach zurückkehrte, würde er vorbereitet sein und triumphieren. Sein Erbe antreten. Für Gerechtigkeit sorgen.
Dann würde er endlich so leben, wie er es verdiente. Wie ein Piratenkönig.
Vorsichtig fuhr er an dem Restaurant mit Meerblick vorbei, in dem Eli und Abra an einem Tisch saßen und Händchen hielten.
*
»Ich mag romantische Verabredungen«, sagte Abra. »Ich habe ganz vergessen, wie sich das anfühlt.«
»Ich auch.«
»Und ich mag erste Verabredungen.« Sie griff nach ihrem Wein und lächelte ihm über den Rand ihres Glases hinweg zu. »Vor allem solche, bei denen ich nicht vorher überlegen muss, ob ich mich nachher zu Sex überreden lasse oder nicht.«
»Ich bin auf jeden Fall für Sex.«
»Du bist in Whiskey Beach zu Hause. Das sieht man, und ich weiß, wie sich das anfühlt. Erzähl mir von deinen Plänen für Bluff House. Mir ist klar, dass du welche schmiedest.« Sie löste die Hand vom Stiel ihres Glases und zeigte auf ihn. »Du bist ein Macher.«
»Das war ich mal. Lang, viel zu lang hat es mich schon überfordert, einfach nur durch den Tag zu kommen. Du hast recht, ich habe Pläne mit dem Haus.«
Sie beugte sich vor. Das Kerzenlicht spiegelte sich in ihren Augen und die Meeresbrandung geheimnisvoll in der Panoramascheibe neben ihnen. »Erzähl mir davon.«
»Zunächst einmal müssen ein paar grundsätzliche Dinge bedacht werden. Gran soll zurückkommen. Sie macht in Boston mit ihrer Physiotherapie weiter, bis sie so weit ist. Ich habe an einen Lift gedacht. Ich kenne einen Architekten, der sich die Sache mal ansehen könnte. Irgendwann werden ihr die Treppen zu mühsam werden, insofern ist ein Lift keine schlechte Idee. Ansonsten könnten wir überlegen, den kleineren Wohnraum zu ihrem Schlafzimmer zu machen.«
»Die Idee mit dem Lift gefällt mir. Sie liebt ihr Zimmer, und sie liebt es, sich frei im Haus bewegen zu können. Ein Lift würde ihr dabei helfen. Bis sie ihn braucht, dürften ein paar Jahre vergehen, aber man soll vorausschauend denken. Und was hast du sonst noch vor?«
»Ich will den alten Generator ersetzen, etwas mit dem Keller machen. Was, weiß ich noch nicht. Das hat jedoch keine Priorität. Der dritte Stock ist deutlich interessanter.«
»Ein neuer Arbeitsplatz für den Romancier.«
Grinsend schüttelte Eli den Kopf. »Neben dem Lift steht etwas ganz anderes oben auf der Liste. Ich möchte, dass in Bluff House wieder Partys gefeiert werden.«
»Partys?«
»Ich habe das immer gemocht: Freunde, Familie, gutes Essen, Musik. Ich möchte sehen, ob mir das noch gefällt.«
Bei dem Gedanken daran wurde ihr beinahe schwindelig. »Lass uns ein Riesenfest zum Erscheinen deines Buches planen.«
»Falls es überhaupt jemals erscheint.«
»Ich bin Optimistin, deshalb gehe ich fest davon aus.«
Als der Kellner ihnen den Salat brachte, rutschte Eli unruhig auf seinem Stuhl hin und her und wartete, bis sie wieder allein waren. Auch wenn er nicht abergläubisch war, wollte er kein Fest wegen eines Buches planen, das noch gar nicht fertig geschrieben, geschweige denn verkauft war.
Du musst Kompromisse machen, dachte er.
»Wir könnten ein Willkommensfest für Gran ausrichten.«
»Das ist eine prima Idee.« Sie drückte seine Hand und griff dann zur Gabel. »Sie wird begeistert sein. Ich kenne eine tolle Swing-Band.«
»Swing?«
»Das wird Spaß machen. Eine Party im Retrostil! Frauen in hübschen Kleidern, Männer in Sommeranzügen. Bestimmt wird Hester zurückkommen, bevor der Sommer vorbei ist. Chinesische Lampions auf den Terrassen, Champagner, Martini, überall Blumen. Silbertabletts mit gutem Essen auf weiß eingedeckten Tischen.«
»Du hast den Job.«
Sie lachte. »Ich habe schon die eine oder andere Party geplant.«
»Das kann ich mir sehr gut
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