Das Geheimnis der Wellen
Durchsuchungsbefehl voraus. Und der wiederum gute Gründe.«
»Und die Waffe?«
»War nicht registriert. Deshalb vermute ich, dass er sie von einem dubiosen Händler gekauft und bar bezahlt hat. Was einem in Boston nicht weiter schwerfallen dürfte.«
»Wie kann man so eine Waffe zurückverfolgen?«
»Indem man sein Foto jenen Händlern zeigt, die für Waffengeschäfte bekannt sind. Man muss zuerst den Händler finden, der muss Suskind identifizieren und bereit sein, gegen ihn auszusagen.« Eli erklärte ihr die Vorgehensweise. »Die Chance dafür ist also in etwa so hoch wie für sechs Richtige im Lotto.«
»Jeder kann einen Volltreffer landen. Deine Detektivin sollte sich darum kümmern. Hester sollten wir nicht unter Druck setzen. Es war dunkel, ich glaube nicht, dass sie ihn wirklich gesehen hat. Eher eine Art Schatten, seinen Umriss.«
»Das sehe ich genauso.«
»Das mit dem Werkzeug dürfte auch nicht leicht sein. Vermutlich hat er es bereits vor Monaten gekauft. Wer erinnert sich schon an einen Typen, der eine Spitzhacke oder einen Vorschlaghammer kauft? Aber ich finde, du solltest nach Boston fahren und mit seiner Frau reden.«
»Wie bitte? Mit Eden Suskind? Warum sollte sie mit mir reden wollen?«
»Meine Güte, Eli. Von Frauen scheinst du wirklich nicht viel zu verstehen. Vor allem nicht von wütenden, betrogenen oder traurigen Frauen. Ihr seid beide betrogen worden – von ihrem Mann und deiner Frau. Das verbindet euch. Ihr habt beide hässliche Erfahrungen gemacht.«
»Das ist eine ziemlich wackelige Verbindung, wenn sie denkt, dass ich Lindsay umgebracht habe.«
»Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden. Und wenn wir schon mal da sind, könnten wir uns gleich Kirby Duncans Detektei ansehen.«
»Wir?«
»Natürlich. Ich werde dich begleiten. Ich bin eine sympathische Frau.« Sie legte eine Hand aufs Herz und machte ein mitfühlendes Gesicht.
»Das ist gut. Du kannst so was wirklich gut.«
»Na ja, ich empfinde tatsächlich Mitgefühl für sie. Vielleicht fühlt sie sich sicherer, wenn eine Frau dabei ist. Eine, die Verständnis für sie aufbringt. Außerdem müssen wir Suskinds Foto unbedingt in der Nähe von Duncans Detektei herumzeigen.«
»Dafür sind Detektive da.«
»Ja, aber bist du nicht neugierig? Diese Woche klappt es nicht, denn da bin ich ausgebucht. Außerdem sollten wir die Sache gründlich planen. Doch nächste Woche könnte es gehen. In der Zwischenzeit hat deine Detektivin vielleicht einen Volltreffer gelandet, und wir können uns auf Suskind konzentrieren. Und auf Sandcastle.«
»Wir können dort nicht herumschnüffeln. Wenn er uns sieht, wird er nur aufgeschreckt. Und du gehst ganz bestimmt nicht in seine Nähe. Keine Diskussion«, sagte er, bevor sie etwas erwidern konnte. »Wir wissen nicht, ob er nicht eine zweite Waffe besitzt. Wenn ja, wird er sie benutzen. Duncan hatte eine Waffe auf seinen Namen registrieren lassen, die aber nicht bei ihm gefunden wurde. Und auch nirgendwo sonst, soweit ich das in Erfahrung bringen konnte.«
»Das ist reine Spekulation. Trotzdem, in diesem Punkt bin ich im Großen und Ganzen mit dir einig. Wir müssen dort nicht herumschnüffeln. Komm mit, ich zeige dir was.«
Sie führte ihn auf die Terrasse, zum Teleskop. »Laut Mike haben die Vorbesitzer das Haus vor fünf Jahren als Geldanlage gekauft. Dann ist der Immobilienmarkt zusammengebrochen, und anschließend kam die Wirtschaftskrise. Die Leute konnten nicht mehr so viel für Urlaub ausgeben wie früher«, fuhr sie fort, während sie das Teleskop ausrichtete. »Das Haus war über ein Jahr auf dem Markt, dann mussten sie mit dem Preis runtergehen.«
Sie richtete sich auf. »Ach, bin ich blöd. Du musst mit Mike reden. Er war der Makler.«
»Du machst Witze.«
»Nein, ich habe einfach nicht daran gedacht. Er war als Makler mit dem Verkauf betraut. Vielleicht weiß er etwas.«
»Ich rede mit ihm.«
»So, da.« Sie klopfte auf das Fernrohr. »Sandcastle.«
Eli beugte sich vor und schaute durchs Objektiv. Das Haus stand direkt am nördlichen Ende der Landzunge. Es war ein zweistöckiges, schindelgedecktes Gebäude mit einer großen Terrasse, die auf den Strand hinausging. Sämtliche Fensterläden waren geschlossen. In der kleinen Auffahrt stand kein Auto.
»Es scheint niemand zu Hause zu sein.«
»Also ein idealer Moment, um sich dort umzusehen.«
»Nein«, sagte er, während er nach wie vor das Haus betrachtete.
»Du willst es doch auch.«
Und ob er das wollte, aber sie
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