Das Geheimnis der Wellen
und eine Frau mit einem breitkrempigen Hut goss Blumen auf der Terrasse.
»Sieht ganz so aus, als wäre sie zu Hause.«
»Ja. Also los.«
Die Frau stellte die Gießkanne ab.
»Hallo. Kann ich Ihnen helfen?«
»Mrs. Suskind?«
»Ja, die bin ich.«
Eli ging zu den Stufen, die auf die Terrasse führten. »Hätten Sie vielleicht ein paar Minuten Zeit für mich? Ich bin Eli Landon.«
Sie machte den Mund auf, wich aber nicht zurück. »Ich dachte mir schon so was.« Ihre braunen Augen musterten ihn gelassen und wanderten dann zu Abra.
»Das ist Abra Walsh. Ich weiß, das kommt etwas überraschend, Mrs. Suskind.«
Die Frau seufzte laut, und ein Anflug von Trauer huschte über ihr Gesicht. »Ihre Frau hatte etwas mit meinem Mann. Ich denke, wir können uns duzen. Ich heiße Eden. Kommt rauf!«
»Danke.«
»Letzte Woche war ein Ermittler hier. Und jetzt tauchst du auf.« Sie nahm ihren Hut ab und fuhr sich durchs blonde Haar. »Willst du nicht endlich einmal mit der Sache abschließen?«
»Doch, liebend gern. Aber das geht nicht. Ich habe Lindsay nicht umgebracht.«
»Das ist mir egal. Ich weiß, das klingt furchtbar, aber das ist mir wirklich egal. Setzt euch doch. Ich habe Eistee da.«
»Kann ich helfen?«, fragte Abra.
»Nein, nein, das geht schon.«
»Dürfte ich das Bad benutzen? Wir sind direkt aus Whiskey Beach hergekommen.«
»Oh, du hast dort ein Haus, stimmt’s?«, sagte Eden zu Eli und zeigte dann auf Abra. »Ich zeig dir den Weg.«
Das gab Eli Gelegenheit, sich umzusehen.
Eine attraktive Frau, dachte er. Ein attraktives Haus in einer attraktiven Gegend mit gepflegten Gärten.
Sie waren etwa fünfzehn Jahre verheiratet gewesen, rief er sich in Erinnerung, hatten zwei hübsche Kinder.
Suskind hatte all das aufgegeben. Für Lindsay? Oder weil er so von seiner Schatzsuche besessen war?
Kurz darauf kehrten Eden und Abra mit einem Tablett zurück. Darauf standen ein Saftkrug und drei große Gläser.
»Danke«, hob Eli an. »Es muss hart für dich gewesen sein.«
»Ja. Es ist furchtbar zu erfahren, dass derjenige, dem man vertraut, mit dem man sich ein Leben, ein Zuhause, eine Familie aufgebaut hat, einen betrogen und belogen hat. Dass der Mann, den man liebt, dieser Liebe nicht wert ist und einen wie eine Idiotin dastehen lässt.«
Sie setzte sich an den runden Teakholztisch im Schatten eines tiefblauen Schirms und forderte sie auf, es ihr gleichzutun.
»Lindsay habe ich für eine Freundin gehalten«, fuhr Eden fort. »Ich habe sie fast täglich gesehen und oft mit ihr zusammengearbeitet. Ich bin mit ihr was trinken gegangen, und wir haben uns über unsere Partner ausgetauscht. Die ganze Zeit über ist sie mit meinem Mann ins Bett gegangen. Als das rauskam, war es, als hätte man mich hinterrücks erdolcht. Dir ist es bestimmt ähnlich ergangen.«
»Wir waren nicht mehr zusammen, als ich es erfahren habe. Es war eher ein Schlag unter die Gürtellinie.«
»Es ist so vieles herausgekommen. Ein Jahr ging das so. Er hat mich monatelang angelogen, ist direkt von ihr zu mir gekommen. Man kommt sich so blöd vor.«
Letzteres sagte sie zu Abra. Eli sah, dass Abra recht gehabt hatte. Eine andere Frau, die Mitgefühl zeigte, erleichterte das Gespräch sehr.
»Du bist nicht blöd«, erwiderte Abra. »Du hast deinem Mann und deiner Freundin vertraut. Das ist alles andere als blöd.«
»Das sage ich mir auch immer. Trotzdem fragt man sich, was hatte sie, das ich nicht habe? Warum war ich nicht gut genug?«
Abra legte eine Hand auf ihre. »Das ist Unsinn. Aber ich kann das verstehen.«
»Wir haben zwei tolle Kinder. Für sie war das furchtbar. Die Leute reden, davor konnten wir sie nicht beschützen. Das war das Schlimmste.«
Eden nippte an ihrem Eistee, kämpfte gegen die Tränen an. »Wir haben es versucht. Justin und ich haben versucht, die Familie zusammenzuhalten. Wir wollten, dass unsere Beziehung wieder funktioniert. Wir sind zur Paartherapie gegangen, sind zusammen verreist.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber wir konnten uns einfach nicht mehr zusammen raufen. Ich habe versucht, ihm zu vergeben. Vielleicht wäre mir das sogar gelungen, wenn ich ihm hätte vertrauen können. Aber es fing wieder von vorn an.«
»Das tut mir leid.« Jetzt drückte Abra ihre Hand.
»Einmal lasse ich mich vielleicht hinters Licht führen«, fuhr Eden fort und blinzelte, um die Tränen zurückzudrängen. »Überstunden, Geschäftsreisen. Nur diesmal hatte er es nicht mehr mit einer vertrauensseligen Ehefrau zu
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