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Das Geheimnis der Wellen

Das Geheimnis der Wellen

Titel: Das Geheimnis der Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Steuer und ließ den Motor an. »So etwas nennt man psychologische Kriegsführung, und die ist erstaunlich effektiv. Letzten Winter bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich kaum noch das Haus verlassen habe. Selbst wenn ich nur zum Friseur wollte, wusste ich nicht, ob er nicht ebenfalls den Salon betrat und im Stuhl neben mir Platz nahm.«
    »Das ist reine Schikane.«
    »Theoretisch ja, ich hätte ihn dafür belangen können. Aber man hätte ihn bloß verwarnt. Ehrlich gesagt, war ich dafür zu erschöpft. Es war einfacher, nichts zu tun.«
    »Du hast dich unter Hausarrest stellen lassen.«
    So hatte er das noch gar nicht gesehen, aber sie hatte recht. Im Grunde war auch sein Umzug nach Whiskey Beach eine Art selbst auferlegtes Exil.
    Aber die Zeiten waren vorbei.
    »Ich wusste einfach nicht, wohin«, sagte Eli. »Meine Freunde haben sich zurückzogen oder sind ganz verschwunden. Meine Kanzlei hat sich von mir getrennt.«
    »Wie heißt es so schön? Im Zweifel für den Angeklagten?«
    »Juristisch gesehen, ja. Aber auf wichtige Mandanten, den Ruf einer Kanzlei und ihr Auftragsvolumen wirkt sich so etwas nicht gerade positiv aus.«
    »Die Kanzlei hätte zu dir halten müssen, Eli, schon aus Prinzip.«
    »Es gab andere Partner, Mandanten und Mitarbeiter, auf die Rücksicht genommen werden musste. Anfangs hieß es, ich bekäme Sonderurlaub. Doch ich war draußen, und jeder hat das gewusst. Wie dem auch sei, auf diese Weise habe ich Zeit und Inspiration zum Schreiben gefunden.«
    »Tu nicht so, als hätte man dir einen Gefallen getan.« Ihre Stimme klang schneidend. »Du selbst hast dir einen Gefallen getan. Du hast richtig gehandelt.«
    »Das Schreiben war meine Rettung. Es war auf jeden Fall besser, als gar nichts zu tun. Als niemand kam, um mich zu verhaften, womit ich täglich gerechnet habe, konnte ich nach Bluff House ziehen.«
    Eine Art seelischer Reinigung, dachte Abra. Nach einem Leben unter Stress, das ihn erschöpft, verspannt und ihrer Meinung nach viel zu nachgiebig zurückgelassen hatte.
    »Und jetzt?«, fragte sie.
    »Jetzt reicht mir das Schreiben allein nicht mehr. Ich kann nicht einfach dasitzen und darauf warten, dass man mich erneut fertigmacht. Ich werde mich wehren. Ich werde Antworten auf meine Fragen finden. Und wenn ich die habe, werde ich sie Wolfe um die Ohren hauen.«
    »Ich liebe dich.«
    Er sah sie lächelnd an, doch als er in ihre Augen sah, staunte er. »Abra.«
    »Äh, schau lieber auf die Straße.« Aufgrund ihrer Geste trat er auf die Bremse, bevor er auf jemanden drauffuhr.
    »Das ist kein guter Zeitpunkt«, fuhr sie fort. »Weder romantisch noch praktisch. Aber ich zeige nun mal gern Gefühle, vor allem positive. Und Liebe ist das positivste Gefühl, das es gibt. Zumal ich mir nicht sicher war, ob ich es überhaupt noch empfinden kann. Wir haben so viel Mist erlebt, Eli, dass wir noch viel davon mit uns herumschleppen. Vielleicht bringt uns das weiter. Das Dumme ist nur, dass es uns auch daran hindert, wieder Vertrauen zu fassen, sich jemandem zu öffnen, etwas zu riskieren.«
    Erstaunlich, dachte sie. Es war wirklich erstaunlich, wie befreit sie sich fühlte, indem sie das laut aussprach.
    »Ich erwarte nicht, dass du es ebenfalls tust, nur, weil ich es getan habe. Du solltest ein gutes Gefühl haben und dich freuen, dass du von einer intelligenten, selbstbewussten, interessanten Frau geliebt wirst.«
    Er umging den dichten Verkehr, indem er sich auf die Schnellstraße in Richtung Norden einfädelte. »Ich freue mich auch«, sagte er. Gleichzeitig bekam er Panik.
    »Das genügt fürs Erste. Wir brauchen bessere Musik«, rief Abra und kurbelte an seinem Radio herum.
    Das ist alles?, dachte er. Ich liebe dich, lass uns einen anderen Radiosender einstellen? Wie sollte ein Mann bei so einer Frau noch mitkommen? Sie war deutlich schwerer zu handeln als der Bostoner Verkehr, auf jeden Fall unberechenbarer.
    Während sie einen Kilometer nach dem anderen zurücklegten, versuchte er, an etwas anderes zu denken. Aber seine Gedanken kehrten ständig zu ihrem Geständnis zurück. Irgendwann würde er darauf reagieren müssen. Sie beide würden sich dieser Herausforderung stellen müssen.
    Aber wie sollte er über die Liebe und ihre Konsequenzen nachdenken, wo er so viel andere Dinge um die Ohren hatte, noch so viel erledigen und klären musste?
    »Wir brauchen einen Plan«, sagte Abra, und seine Panik meldete sich erneut. »Meine Güte, sieh mich nicht so an.« Sie konnte ein Lachen nicht

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