Das Geheimnis der Wellen
Tisch. »Nicht nur er hat überlebt, sondern auch Esmeraldas Mitgift.«
»Nun, darüber sind ebenfalls alle möglichen Legenden im Umlauf«, hob Vinnie an.
Noch einmal schlug Suskind mit der Faust auf den Tisch. »Ich kenne die Wahrheit. Edwin Landon hat Nathaniel Broome ermordet, weil er die Mitgift für sich behalten wollte. Dann hat er seine Schwester verstoßen und seinen Vater überredet, sie zu enterben. Sie war von Broome schwanger, hat einen Sohn erwartet.«
»Da hatte sie wohl Pech«, bemerkte Corbett. »Das Ganze ist ziemlich lang her.«
»Sie war von Broome schwanger«, wiederholte Suskind. »Und als sie bitterarm im Sterben lag, hat ihr Sohn Landon angefleht, seiner Schwester zu helfen, sie nach Hause kommen zu lassen. Und der hat sich einfach geweigert. So sind die Landons, und ich habe jedes Recht darauf, mir zu nehmen, was mir gehört. Was Broome und ihr gehört hat.«
»Woher wissen Sie das alles?«, fragte Vinnie beiläufig. »Um diesen Schatz ranken sich viele Legenden.«
»Das sind nur Legenden. Ich spreche von Tatsachen. Ich habe fast zwei Jahre gebraucht, um alle Puzzleteile zusammenzusetzen. Ich besitze Briefe, und die waren teuer. Briefe, die von James J. Fitzgerald verfasst worden sind, Violetas und Nathaniel Broomes gemeinsamem Sohn. Darin steht, was sich Violeta zufolge in jener Nacht in Whiskey Beach zugetragen hat. Fitzgerald hat einfach nichts unternommen, hat sich nicht geholt, was ihm gehörte. Aber ich werde das nicht tun.«
»Meiner Meinung nach hätten Sie sich einen Anwalt nehmen sollen, anstatt mit Spitzhacken Kellerböden aufzugraben«, wandte Corbett ein.
»Ja, glauben Sie etwa, ich hätte das nicht versucht?« Suskind machte einen Satz nach vorn, sein Gesicht war wutverzerrt. »Vergebliche Liebesmüh, ich habe nichts als Ausreden zu hören bekommen. Dass es schon viel zu lang her sei. Dass sie keine rechtmäßige Erbin gewesen sei. Dass sie keinerlei rechtmäßige Ansprüche besessen habe. Aber was ist mit mir als rechtmäßigem Nachfahren? Was ist mit meinem moralischen Recht? Die Mitgift war die Beute meines Vorfahren, nicht die der Landons. Sie gehört mir.«
»Wegen dieses moralischen Rechts, dieser Blutsverwandtschaft sind Sie mehrmals in Bluff House eingebrochen. Warum ausgerechnet in den Keller?«
»Violeta hat ihrem Sohn erzählt, Broome habe sie angewiesen, die Beute dort zu verstecken, um sie in Sicherheit zu bringen.«
»Möglich. Aber glauben Sie wirklich, dass sie in Hunderten von Jahren keiner gefunden und zu Geld gemacht hat?«
»Sie hat sie versteckt. Sie ist da und gehört mir.«
»Und das berechtigt Sie Ihrer Meinung nach zu Einbrüchen, Sachbeschädigung und dazu, eine alte Frau die Treppe hinunterzustoßen?«
»Ich habe sie nicht gestoßen! Ich habe sie gar nicht angefasst. Das war ein Unfall.«
Corbett zog die Brauen hoch. »Wie genau kam es zu diesem Unfall?«
»Ich musste mich im dritten Stock umsehen. Die Landons bewahren dort jede Menge Zeug auf. Ich musste nach weiteren Hinweisen auf die Mitgift suchen. Die alte Frau ist auf gestanden, hat mich gesehen, ist davongelaufen und gestürzt. Das ist alles. Ich habe sie nicht angefasst.«
»Sie haben gesehen, wie sie gestürzt ist?«
»Natürlich. Ich war schließlich dabei. Es war nicht meine Schuld.«
»Gut, ich fasse zusammen: Sie sind in der Nacht des 20. Januar in Bluff House eingebrochen. Mrs. Hester Landon war zu Hause, hat Sie gesehen, versuchte zu fliehen und ist die Treppe hinuntergefallen. Stimmt das so?«
»Ja. Ich habe sie nicht angefasst.«
»Aber Sie haben Abra Walsh angefasst, als sie Bluff House betrat. Nachdem Sie den Stromkreislauf unterbrochen hatten und eingebrochen waren.«
»Ich habe ihr nichts getan. Ich musste sie nur festhalten, bis ich fliehen konnte. Sie hat mich angegriffen, so, wie Landon mich heute Nacht angegriffen hat. Das haben Sie mit eigenen Augen gesehen.«
»Ich habe gesehen, dass Sie nach einer versteckten Waffe gegriffen haben.« Corbett sah zu Vinnie hinüber.
»Ja, Sir. Das habe ich auch gesehen. Wir haben die Waffe als Beweismittel gesichert.«
»Sie können von Glück sagen, dass Sie nur ein paar Faust hiebe kassiert haben. Aber kommen wir wieder auf die Nacht zu sprechen, in der Sie in Bluff House mit Abra Walsh gekämpft haben.«
»Das habe ich Ihnen doch gerade schon erzählt. Sie hat mich angegriffen.«
»Das ist eine sehr interessante Version. Hat Kirby Duncan Sie auch angegriffen, bevor Sie ihn erschossen und seine Leiche von den
Weitere Kostenlose Bücher