Das Geheimnis der Wellen
Problem.«
»Das war ein Hinterhalt«, wiederholte Corbett leise und ging durchs geheime Treppenhaus nach oben.
»Du bist nicht im Treppenhaus geblieben«, sagte Eli zu Abra.
»Ich bitte dich, wenn du das ernsthaft von mir erwartet hast, liebst du mich vielleicht. Aber kennen tust du mich nicht.«
Er packte eine Strähne ihres Haares und zupfte daran. »Nun, ansonsten ist es eigentlich genauso gelaufen wie erhofft.«
»Zeig mir deine Hand.« Sie führte sie an ihre Lippen, küsste sanft seine aufgeplatzten Knöchel. »Das tut bestimmt weh.«
»Ja.« Er lachte und zuckte ein wenig zusammen, als er die Finger anwinkelte. »Aber auf eine sehr angenehme Art.«
»Ich bin strikt für Gewaltfreiheit, außer, man muss an dere oder sich selbst verteidigen. Aber du hattest recht. Das war er dir schuldig.« Sie küsste erneut seine Hand. »Und ich muss gestehen, dass ich den Anblick genossen habe, wie du dem Mistkerl eine reingehauen hast.«
»Das klingt nicht sehr gewaltfrei.«
»Ich weiß. Schande über mich. Eines würde ich gern noch anmerken: Du hattest eine Waffe. Das war nicht Bestandteil unseres ursprünglichen Plans.«
»Es war eine Art Ergänzung.«
»Wo ist sie? Ich habe die Kamera ausgemacht«, fügte sie hinzu. »Sobald die Polizei da war.«
Wortlos machte Eli ein paar Schritte und griff zu der Waffe, die er ins Regal gelegt hatte. »Eben weil ich dich kenne und wusste, dass du nicht im geheimen Treppenhaus bleiben würdest, wollte ich keinerlei Risiko eingehen. Nicht bei dir.«
»Eine echter Cowboycolt«, sagte sie. »Hättest du ihn benutzt?«
Dasselbe hatte er sich auch gefragt, als er sie aus dem verschlossenen Schrank genommen und geladen hatte. Er betrachtete sie und überlegte, was sie für ihn bedeutete.
»Ja. Notfalls. Zum Beispiel, wenn er mich mit dir erpresst hätte. Aber es ist ja genauso gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe.«
»Du hältst dich wohl für ganz besonders schlau.«
»Bis auf den verhältnismäßig kurzen Zeitraum, in dem ich mich habe gehen lassen, war ich das schon immer.« Eli legte ihr den Arm um die Taille und zog sie an sich, küsste sie auf den Scheitel.
Schließlich bin ich mit dir zusammen, dachte er. Allein das sollte beweisen, wie schlau er war.
»Ich darf nicht vergessen Sherrilyn anzurufen, damit sie uns am Bahnhof trifft. Und ich muss die Waffe wieder genau dorthin räumen, wo sie hingehört.«
»Dann hole ich die Kamera und sage Maureen Bescheid, dass alles in Ordnung ist. Teamwork eben.«
»Das Wort gefällt mir.«
*
Corbett saß Suskind gegenüber und musterte ihn gründlich. Er hatte keinen Anwalt verlangt, noch nicht. Corbett hielt das für ziemlich dumm. Doch dumme Täter erleichterten ihm die Arbeit, deshalb konnte er schlecht etwas dagegen ein wenden. Vinnie bewachte das Arrestzimmer. Corbett gefiel es, wie der Deputy arbeitete, er war froh, ihn dabeizuhaben.
Dann konzentrierte er sich auf Suskind, auf seine nervösen Ticks. Die Art, wie er die Finger beugte und wieder streckte, wie seine Kiefermuskeln mahlten. Er musterte dessen blaues, geschwollenes Kinn. Und den Mund mit der geplatzten Ober lippe, der nur noch ein schmaler Strich war. Suskind war nervös, das schon, fühlte sich aber absolut im Recht.
»Nun, da ist ein großes Loch im Keller von Bluff House«, hob Corbett an. »Dafür war ein ziemlicher Arbeits- und Zeitaufwand nötig. Hatten Sie Hilfe?«
Suskind starrte zurück und schwieg.
»Ich glaube eher nicht. Das scheint mir Ihr Job, Ihre Mission gewesen zu sein. Nichts, worüber man mit anderen redet. Sie sagten, es sei Ihr Recht, nicht wahr?«
»Es ist mein Recht.«
Kopfschüttelnd lehnte sich Corbett auf seinem Stuhl zurück. »Das müssen Sie uns erklären. Ich sehe einen Mann vor mir, der mit Landons Frau geschlafen hat und in Landons Haus eingebrochen ist, um ein riesiges Loch im Keller zu buddeln.«
»Das Haus gehört mir genauso wie ihm.«
»Wie kommen Sie auf diese Idee?«
»Ich bin ein direkter Nachfahre von Violeta Landon.«
»Entschuldigen Sie, aber ich bin nicht vertraut mit dem Stammbaum der Landons.« Er warf Vinnie einen kurzen Blick zu. »Sind Sie da besser auf dem Laufenden, Deputy?«
»Klar. Violeta hatte damals vermutlich den Seemann gerettet, der den Untergang der Calypso überlebte. Ihn gesund gepflegt. Manchen Legenden zufolge hatten sie was miteinander und wurden dabei erwischt.«
»Das war kein Seemann, sondern der Kapitän. Käpt’n Nathaniel Broome.« Suskind schlug mit der Faust auf den
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