Das Geheimnis der Wellen
hinterherzutrauern, was ich einmal hatte und was ich nicht mehr will. Ich bin es leid, dass mir alles egal ist. Das ist zwar besser als das Gefühl des freien Falls von vor einigen Monaten. Aber ein echter Schritt nach vorn sieht anders aus.«
»Gut.«
»Es gibt nichts, was ich tun kann, um Lindsays Eltern oder die Öffentlichkeit dazu zu bewegen, die Meinung über mich zu ändern. Nicht, bis Lindsays Mörder gefunden, verhaftet und rechtskräftig verurteilt wird. Und selbst dann wird es weiterhin Menschen geben, die mir unterstellen, ich wäre durch die Maschen des Gesetzes geschlüpft. Also vergiss es.«
Neal nippte erneut an seinem Kaffee und nickte. »Verstehe.«
Eli erhob sich.
»Ich will wissen, was passiert ist«, sagte er und ging im Büro auf und ab. »Sie war schließlich meine Frau. Dabei ist es egal, ob wir uns noch geliebt haben – falls das überhaupt jemals der Fall gewesen ist. Es spielt keine Rolle, dass sie mich betrogen hatte und ich sie durch die Scheidung aus meinem Leben verbannen wollte. Noch war sie meine Frau. Ich muss wissen, wer in unser Haus eingedrungen ist und sie umgebracht hat.«
»Wir könnten Carlson noch mal losschicken.«
Eli schüttelte den Kopf. »Nein, der ist raus aus dem Spiel. Ich will jemand Neues. Jemand, der ganz unvoreingenommen von vorn anfängt. Bitte versteh mich nicht falsch: Das soll keine Kritik an Carlson sein. Er hatte den Auftrag, Beweise für meine Unschuld zu finden. Danach möchte ich diesmal nicht suchen lassen, ich möchte herausfinden, wer es getan hat.«
Neal kritzelte etwas auf seinen Block. »Jemand, der dich nicht von vornherein als Täter ausschließt?«
»Ganz genau. Egal, wen wir beauftragen – er soll mich unter die Lupe nehmen, und zwar kritisch. Am liebsten will ich eine Frau.«
Neal grinste. »Wer will das nicht?«
Mit einem Auflachen setzte sich Eli wieder. »Ich zum Beispiel, in den letzten anderthalb Jahren.«
»Kein Wunder, dass du so beschissen aussiehst.«
»Ich dachte, ich sehe besser aus.«
»Das tust du auch, was nur beweist, wie dreckig es dir ging. Du willst also unbedingt eine Detektivin.«
»Ich will eine intelligente, erfahrene und gründliche Detektivin. Eine, der sich Lindsays Freunde eher öffnen werden als Carlson. Wie die Polizei müssen wir davon ausgehen, dass entweder Lindsay den Mörder ins Haus gelassen hat oder dass er einen Schlüssel besaß. Es gab kein Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen. Nachdem sie um halb fünf nach Hause gekommen war und den Code für die Alarmanlage eingegeben hatte, war ich um halb sieben der Nächste, der das getan hat. Sie ist von hinten angegriffen worden, hat dem Mörder also den Rücken zugekehrt. Sie hat keine Angst vor ihm gehabt. Es gab keinen Kampf, keine Rangelei, keinen gescheiterten Einbruchversuch. Sie kannte ihren Mörder und hat sich nicht vor ihm gefürchtet. Suskind hat zwar ein Alibi, aber was, wenn er nicht ihr einziger Liebhaber war, sondern nur der letzte?«
»Dem sind wir bereits nachgegangen«, rief Neal ihm ins Gedächtnis.
»Dann gehen wir dem eben noch mal nach, sorgfältiger diesmal, ziehen auch Nebenspuren in Betracht, wenn sie sich vielversprechend anlassen. Sollen die Cops doch den Fall weiterverfolgen, mir deswegen weiterhin im Nacken sitzen. Ich habe sie nicht umgebracht, Neal, und sie haben es nicht geschafft, mir den Mord nachzuweisen. Es geht nicht dar um, sie zum Aufhören zu bewegen. Nicht mehr. Es geht darum, die Wahrheit herauszufinden und die Sache endgültig abzuschließen.«
»Gut. Ich werde ein paar Anrufe machen.«
»Danke. Da wir gerade von Detektiven reden: Was ist mit Kirby Duncan?«
»Über den habe ich bereits Erkundigungen eingeholt.« Neal stand auf, ging zu seinem Schreibtisch und kam mit einem Aktenordner zurück. »Hier, für dich. Willst du die Zusammenfassung hören? Er betreibt eine Ein-Mann-Detektei . Er hat den Ruf, sich am Rande der Legalität zu bewegen, wurde aber bisher noch nicht verwarnt. Er war acht Jahre bei der Bostoner Polizei und hat noch viele gute Kontakte dorthin.«
Während Neal sprach, schlug Eli den Ordner auf und las darin.
»Ich hätte eigentlich gedacht, dass Lindsays Angehörige ihn beauftragt haben. Aber er scheint mir zu unbedeutend, zu klein für sie zu sein.« Stirnrunzelnd überflog er die Details und suchte nach einer anderen Erklärung. »Ich hätte gedacht, dass sie nach einer größeren, besser ausgestatteten und renommierten Detektei Ausschau halten würden.«
»Ich
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