Das Geheimnis der Wellen
Vinnie hinzu, »aber ich habe kein Problem damit, einen Privatdetektiv aus dem Bett zu holen. Ich gebe dir morgen Bescheid, Eli. Soll ich dich heimbringen, Abra?«
»Nein, danke – fahr ruhig.«
Nickend nahm er eine Visitenkarte heraus. »Abra hat auch eine, aber die ist für dich. Ruf mich an, wenn du irgendwas vermisst oder erneut Probleme auftreten. Solltest du dich jemals wieder auf ein Brett stellen wollen, können wir gern gucken, ob von meinem damaligen Unterricht etwas hängen geblieben ist.«
»Im März? Es ist eiskalt.«
»Deshalb tragen echte Männer Neoprenanzüge. Ich melde mich.«
»Er hat sich kaum verändert«, bemerkte Eli, als Vinnies Schritte verstummt waren. »Bis auf die Haare. Vermutlich sieht man eine schulterlange, sonnengebleichte blonde Mähne im Polizeidienst nicht gern.«
»Damit hat er bestimmt süß ausgesehen.«
»Kennen Sie sich? Von früher, meine ich.«
»Ja. Er hat letztes Jahr gegen seine Frau gewettet und verloren. Deshalb musste er einen meiner Yogakurse besuchen. Jetzt kommt er ziemlich regelmäßig.«
»Vinnie ist verheiratet?«
»Ja, und er hat anderthalb Kinder. Sie wohnen in South Point und veranstalten tolle Grillpartys.«
Vielleicht hat sich Vinnie doch verändert, dachte Eli, während er sich weiter im Zimmer umsah. Er konnte sich nur an einen rappeldürren Kerl erinnern, der ständig breit war, für die nächste Welle und seinen Traum von Hawaii lebte.
Der Lichtkegel erfasste das Bett und schließlich ein Handtuch in Form eines Pfeife rauchenden Fisches. »Das ist doch nicht Ihr Ernst?«
»Mal sehen, ob ich das nächste Mal einen Wachhund hin bekomme. Einen Rottweiler oder Dobermann. Vielleicht hilft das ja.«
»Dafür werden Sie allerdings ein größeres Handtuch brauchen.« Er musterte sie im Dämmerlicht. »Sie müssen müde sein. Ich fahre Sie nach Hause.«
»Ich bin eher aufgedreht als müde. Das ist der Kaffee. Hören Sie, so ganz ohne Strom sollten Sie nicht hierbleiben. Hier ist es kalt und ungemütlich … und ich habe so etwas wie ein Gästezimmer oder aber ein sehr bequemes Sofa. Sie haben die Wahl.«
»Nein, das ist schon in Ordnung. Nach diesem Vorfall würde ich das Haus ungern allein lassen. Ich werde in den Keller gehen und den Generator anwerfen.«
»Na gut, dann komme ich mit, quietsche wie ein Mädchen und reiche Ihnen das nötige Werkzeug. Sie sind zwar immer noch dünn, sollten aber ein paar dicke Spinnen zertrampeln können. Ich weiß, dass das falsch ist, aber trotz meiner vielen guten Taten habe ich einen Horror vor Spinnen.«
»Ich kann sie mit meiner tiefen Bassstimme verscheuchen und das Werkzeug selbst tragen. Sie sollten versuchen, ein wenig zu schlafen.«
»Ich bin noch nicht so weit.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie keine überzeugenden Einwände haben, würde ich lieber bleiben und Sie begleiten. Vor allem, wenn ich ein Glas Wein bekommen könnte.«
»Aber natürlich.« Auch wenn sie bei Maureen das Gegenteil behauptet hatte, wollte sie bestimmt nicht allein in ihrem Haus sein. »Wir werden uns beide betrinken und gegen den Generator treten.«
»Das klingt verlockend. Ich habe dort unten halbherzig geputzt, bevor Sie gekommen sind, zumindest Hauptraum, Wein- und Vorratskeller. Weiter habe ich mich nicht vorgewagt, und Hester war seit Jahren nicht mehr unten. Der restliche Keller ist riesig und dunkel, nasskalt und ziemlich Furcht einflößend«, sagte sie, als sie wieder ins Erdgeschoss gingen. »Nicht gerade mein Lieblingsort.«
»Sie finden ihn also gruselig?« Er beleuchtete sein Gesicht von unten, um sie zu erschrecken.
»Ja, und hören Sie auf damit! Die Öfen ächzen und knirschen, ständig klappert und quietscht irgendwas. Außerdem gibt es da unten so viele seltsame Kammern und Nischen. Der reinste Horrorkeller.«
Sie ging in die Küche und schenkte sich Wein ein. »Ich trinke mir Mut an, vielleicht hilft das auch gegen den Schreck von vorhin und die Auswirkungen des spätabendlichen Kaffees. Wie war’s eigentlich zu Hause in Boston?«
»Gut. Wirklich.« Wenn sie das Thema wechseln wollte, konnte er gern über etwas anderes reden. »Gran sieht kräftiger aus, und auch meine Eltern wirken weitaus weniger gestresst. Meine Schwester erwartet übrigens ihr zweites Kind. Wir hatten also etwas zu feiern.«
»Das ist ja wunderbar.«
»Ja, und es hat natürlich zu einem völligen Stimmungsumschwung geführt«, sagte er und schenkte ihnen beiden Wein ein. »Statt krampfhaft das Thema meines Umzugs zu
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