Das Geheimnis der Wellen
vermeiden, haben wir einfach gar keinen weiteren Gedanken mehr daran ver schwendet.«
»Auf Neuanfänge, Schwangerschaften und das Wunder der Elektrizität.« Sie prostete ihm zu.
Nach einem Schluck beschloss sie, die Flasche mit in den Keller zu nehmen. Vielleicht würde sie sich tatsächlich ein wenig betrinken. Natürlich nur, um besser einzuschlafen.
Die Kellertür quietschte.
Klar, dachte sie und schob einen Finger durch eine Gürtelschlaufe von Elis Jeans.
»Damit wir nicht getrennt werden«, sagte sie, als er sich umsah.
»Das ist doch keine undurchdringliche Wildnis.«
»Doch. Die meisten Häuser hier haben gar keinen Keller, erst recht keinen mit solchen Ausmaßen.«
»Die meisten stehen auch nicht auf einer Klippe. Ein Großteil davon befindet sich über der Erde.«
»Keller bleibt Keller. Und es ist totenstill.«
»Ich dachte, es gäbe zu viele seltsame Geräusche.«
»Bei den vielen Öfen, Pumpen und sonstigen Gerätschaften geht das gar nicht anders. Davon abgesehen – Totenstille. Der Keller wartet.«
»Wenn Sie so weitermachen, bekomme ich es auch noch mit der Angst zu tun.«
»Ich will nicht die Einzige sein, die Angst hat.«
Auf der untersten Stufe nahm Eli eine Taschenlampe aus dem Ladegerät, das an der Wand des gut organisierten Wein kellers hing.
Vor langer Zeit hatte in jedem Fach eine Flasche ausgezeichneten Weins gelegen. Hunderte von Flaschen, die der Butler regelmäßig gedreht hatte. Selbst heute waren es noch ziemlich viele.
»Bitte sehr! Sollten wir getrennt werden, können Sie mir ein Signal geben. Ich schicke dann den Suchtrupp los.«
Sie ließ seine Gürtelschlaufe los und knipste die Taschenlampe an, die er ihr reichte.
Der Keller von Bluff House kam ihr vor wie eine Höhle. Eine Abfolge von Höhlen. Einige Wände waren aus Felsgestein, die Bauarbeiter hatten die Gewölbe einfach herausgeschlagen. Es gab Gänge und niedrige Durchgänge, ein Raum folgte dem anderen. Normalerweise hätte sie einfach Lichtschalter umlegen und für die ersehnte Helligkeit sorgen können, aber jetzt schimmerte nur ihr Taschenlampenkegel und kreuzte sich mit dem von Eli.
»Wie Scully und Mulder in der Serie Akte X «, bemerkte sie. »Die Wahrheit ist irgendwo da draußen.«
Dankbar lächelnd blieb sie dicht hinter ihm, als er sich unter einem Torbogen duckte, nach links wandte und so abrupt stehen blieb, dass Abra mit ihm zusammenstieß.
»Entschuldigung.«
»Hm.« Eli beleuchtete den abgeblätterten Lack des riesigen Generators.
»Dieses Ungetüm sieht aus wie aus einer anderen Welt.«
»Zumindest wie aus einer anderen Zeit. Warum haben wir den eigentlich nie ausgetauscht?«
»Hester hatte nichts gegen Stromausfälle. Sie meinte, sie würden sie daran erinnern, dass man autark bleiben sollte. Außerdem mochte sie die Stille. Sie hat jede Menge Batterien, Kerzen, Kaminholz, Konserven und so.«
»Sie würde mit einem neuen, zuverlässigen Generator immer noch autark sein. Vielleicht ist dem Ding einfach nur das Benzin ausgegangen.« Er trat vorsichtig dagegen, nahm einen Schluck Wein, stellte das Glas in ein Vorratsregal, ging in die Hocke und öffnete einen Zwanzigliterkanister. »Aha, Benzin ist also da. Sehen wir uns das Geschöpf aus einer anderen Welt doch einmal näher an.«
Abra beobachtete, wie er es umrundete. »Kennen Sie sich damit aus?«
»Ja. Wir hatten schon öfter das Vergnügen. Das Ganze ist eine Weile her, aber so ein Erlebnis vergisst man nicht einfach.« Er sah sich nach ihr um und riss die Augen auf, als der Lichtkegel seiner Taschenlampe auf ihre linke Schulter fiel. »Ach herrje!«
Sie zuckte zusammen und wirbelte herum, das Glas in der einen und die Flasche in der anderen Hand. »Eine Spinne? Auf mir? Sitzt sie auf mir? Machen Sie sie weg!«
Als er lachte, erstarrte sie. Es war ein lautes, ungebremstes Lachen, das eine neue Saite in ihr zum Klingen brachte, obwohl sie wütend war.
»Eli, verdammt! Dass Männer aber auch solche Kindsköpfe sein müssen.«
»Sie haben allein und im Dunkeln einen Einbrecher überwältigt. Und jetzt kreischen Sie wegen einer eingebildeten Spinne wie ein Mädchen?«
»Ich bin ein Mädchen. Logisch, dass ich auch so kreische.« Sie schenkte sich Wein nach und nahm einen großen Schluck. »Das war gemein.«
»Aber lustig.« Er griff nach dem Tankdeckel und drehte daran. Ohne Erfolg. Er ließ die Schultern kreisen und versuchte es erneut. »Mist.«
»Soll ich ihn aufschrauben, großer starker Mann?« Sie klimperte mit den
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