Das Geheimnis der Wellen
diskutieren seit einer halben Stunde darüber.«
Sie reichte Eli seinen Kaffee. Bevor sie ihm Milch oder Zucker anbieten konnte, hatte er ihn schon zur Hälfte hinuntergekippt.
»Ich werde nach dem Rechten sehen und mit der Polizei reden.«
»Ich komme mit«, hob Abra an. Als Maureen protestieren wollte, fuhr sie fort: »Erstens habe ich mich schon einmal effektiv verteidigt. Zweitens sind die Polizisten und Eli da, um mich zu beschützen. Drittens weiß ich neben Hester am besten Bescheid, was im Haus ist und wo es hingehört. Und die ist nun mal nicht da.«
Sie stand auf und umarmte Maureen heftig. »Danke! Nicht nur für die Socken, sondern auch dafür, dass ihr euch so um mich gekümmert habt.« Anschließend umarmte sie Mike.
»Komm anschließend wieder her und übernachte im Gästezimmer«, beharrte Maureen.
»Ach, Süße, der Mistkerl hat sich nur für mich interessiert, weil ich ihn im Haus überrascht habe. Er wird nicht bei mir einbrechen. Wir sehen uns morgen.«
»Ich passe schon auf sie auf«, sagte Eli. »Danke für den Kaffee und alles andere.«
»Sie ist eine richtige Glucke«, verkündete Abra, als sie mit Eli das Haus verließ. »Dabei ist doch klar, dass es gar nicht um mich ging.«
»Sie wurden angegriffen, insofern ging es sehr wohl um Sie. Ich fahre.«
»Ich fahre Ihnen mit meinem Wagen hinterher, sonst müssen Sie mich anschließend heimbringen.«
»Das geht schon in Ordnung.« Er nahm ihren Arm und führte sie zu seinem Auto.
»Na toll! Heute wollen mich alle bemuttern.«
»Erzählen Sie mir, was passiert ist. Mike hat mir keine Einzelheiten berichtet.«
»Als das Gewitter aufzog, wusste ich nicht mehr, ob ich alle Fenster geschlossen hatte. Ich hatte das Haus gelüftet und konnte mich nicht mehr an das Fenster in Hesters Fitnessraum erinnern. Das ließ mir keine Ruhe, also bin ich hin, um nachzuschauen. Oh, ich habe übrigens Truthahneintopf mitgebracht.«
»So viel zum Thema bemuttern.«
»Ich nenne es lieber Nachbarschaftshilfe. Der Strom war weg. Jetzt wundere ich mich, dass mich das nicht gleich misstrauisch gemacht hat. Schließlich gab es sonst nirgendwo einen Stromausfall, zumindest nicht fünf Sekunden zuvor. Ich war einfach nur genervt und bin mit meiner Minitaschenlampe in die Küche gegangen, um eine richtige zu holen.«
Sie seufzte laut.
»Ich habe nichts gehört und nichts gespürt, was mich erst recht ärgert. Schließlich bilde ich mir ein, so etwas wie einen sechsten Sinn zu besitzen. Heute Nacht hat er eindeutig versagt. Dann bin ich nach oben gegangen, und natürlich war das Fenster zu. Anschließend bin ich wieder runter, wollte fast schon in den Keller gehen, um zu schauen, ob ich den alten Generator ankriege. Und das, obwohl es dort unten dunkel, unheimlich und voller Spinnen ist. Dabei verstehe ich überhaupt nichts von Generatoren. Und da hat er mich gepackt.«
»Von hinten.«
»Ja. Es hat gedonnert, der Sturm hat ums Haus getobt. Trotzdem kann ich nicht verstehen, dass ich vorher nichts gehört oder gespürt habe. Nach der ersten Panik habe ich um mich getreten, an seinem Arm gezerrt.«
»An seiner Haut oder an seiner Kleidung?«
»An seiner Kleidung.« Ein kleines, aber wichtiges Detail, erkannte sie. Der ehemalige Strafverteidiger hakte sofort nach – genau wie die Polizei. »Sie war aus Wolle, glaube ich. Aus weicher Wolle. Ein Pulli oder Mantel. Aber so richtig konnte ich mich nicht darauf konzentrieren, da er mir die Luft abgedrückt hat. Zum Glück bin ich instinktiv zur Selbst verteidigung übergegangen. Damit kenne ich mich aus, ich habe sogar Kurse gegeben.«
»Und Sie konnten Ihr Wissen anwenden?«
»Ja, irgendwie schon. Das habe ich der Polizei bereits alles gesagt«, meinte sie, als sie vor Bluff House hielten. »Ich habe mit dem Ellbogen zugestoßen, ihn überrumpelt. Und ihn verletzt, zumindest ein bisschen, sodass er seinen Würgegriff lockern musste. Ich bin ihm auf den Fuß getreten, was ihm bei meinen weichen Lammfelltretern bestimmt nicht sehr wehgetan, ihn aber immerhin aus der Balance gebracht hat. Dann bin ich herumgewirbelt und habe mich auf sein Gesicht konzentriert. Ich konnte es im Dunkeln nicht sehen, aber spüren. Ein Schlag mit der Handkante und anschließend der Gnadenstoß!«
»Sie haben ihm das Knie in die Eier gerammt.«
»Und das war eindeutig schmerzhaft. Viel davon mit bekommen habe ich nicht, weil ich wie eine Wilde zur Tür und zu meinem Wagen gerannt bin. Aber ich habe auf jeden Fall gehört, dass er zu
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