Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Wellen

Das Geheimnis der Wellen

Titel: Das Geheimnis der Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Bei seinem Anblick war der Plan, sich ein Sandwich zu machen, sofort Geschichte.
    Er löste die übliche Haftnotiz von der Frischhaltefolie und las den Text, während er die Folie anhob und den ersten Keks naschte.
    Backen an einem Regentag. Ich habe gehört, wie du auf die Tastatur eingehackt hast, und wollte dich nicht stören. Guten Appetit! Wir sehen uns morgen um fünf.
    Abra
    Wie konnte er sich für die vielen Mahlzeiten revanchieren, die sie ihm kochte? Mit Blumen vielleicht? Schon nach dem ersten Bissen wusste er, dass Blumen nicht ausreichen würden. Er nahm sich einen zweiten Keks und machte Kaffee. Er beschloss, den Kamin anzuheizen, sich ein Buch aus der Bibliothek zu nehmen und es sich gut gehen zu lassen.
    Er ließ die Flammen auflodern. Das Licht, das Knistern und die Wärme passten perfekt zu dem verregneten Samstag. In der Bibliothek mit der Kassettendecke und der scho koladenbraunen Ledercouch huschte sein Blick über die Regale.
    Da gab es Romane, Biografien, Ratgeber, Gedichtbände, Bücher über Gartenpflege, Tierhaltung und Yoga, ein altes Benimmbuch sowie mehrere Bände über Whiskey Beach. Romane, die dort spielten, aber auch Geschichtsbücher und Bücher mit Volkslegenden. In einigen davon kamen nicht nur Piraten, sondern auch die Landons vor.
    Instinktiv griff er zu einem schmalen Lederband mit dem Titel Die Calypso und der verlorene Schatz .
    Angesichts des Lochs im Keller erschien ihm das passend.
    Während er vor dem flackernden Kaminfeuer auf der Couch lag, knabberte Eli Kekse und las. Das alte Buch, das zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erschienen war, enthielt Illustrationen, Karten und biografische Daten. Genüsslich vertiefte Eli sich in die verhängnisvolle letzte Fahrt der Calypso, die von dem Piraten und Schmuggler Nathaniel Broome gesteuert worden war.
    Das Buch beschrieb ihn als gut aussehend, schneidig und wagemutig, worüber vermutlich alle schmunzeln mussten, die nicht auf Errol Flynn oder Johnny Depp standen.
    Er las von der Seeschlacht zwischen der Calypso und der Santa Caterina, die in einer so verharmlosenden Prosa geschildert wurde, dass Eli vermutete, der Autor sei vielleicht eine Frau, die unter dem männlichen Pseudonym Charles G. Haversham geschrieben habe.
    Aus dem Entern und Versenken der Santa Caterina, dem Plündern ihrer Schätze und der Ermordung ihrer Besatzung wurde ein Hochseeabenteuer mit zahlreichen romantischen Episoden. Laut Haversham war Esmeraldas Mitgift auf magische Weise mit der Liebe ihrer Besitzerin verbunden gewesen, sodass der Schmuck nur von einem wahrhaft Liebenden gefunden werden könne.
    »Das ist doch nicht dein Ernst?«, fragte Eli und aß noch einen Keks. Er hätte das Buch weglegen und sich ein neues aussuchen können, aber der Stil des Autors war auf eine lustige Art unterhaltsam. Außerdem erfuhr er von Teilen der Legende, die er nicht gekannt hatte.
    Er musste nicht an die alles verwandelnde Kraft der Liebe glauben, um die Lektüre zu genießen. Außerdem wusste er die romantische Sicht des Autors zu schätzen, der nicht von einem gemeinen Matrosen erzählte, der sich und den Schatz aus dem Wrack der Calypso retten konnte, sondern vom verwegenen Käpt’n Broome.
    Er las das Buch einschließlich des tragischen (wenn auch romantischen) Schlusses und blätterte zurück, um sich die Illustrationen noch einmal anzusehen. In der behaglichen Wärme des Kaminfeuers fiel er in eine Art Kekskoma, das Buch auf der Brust. Er träumte von Seeschlachten, Piraten, glitzernden Juwelen und dem empfindsamen Herz einer jungen Frau, von Täuschung, Wiedergutmachung und Tod.
    Und von Lindsay, die in dem Graben im Keller von Bluff House lag. Steine und Staub waren von ihrem Blut besudelt, während er sich über sie beugte, die Spitzhacke in der Hand.
    Schweißgebadet wachte er auf, das Feuer war bis auf einen Rest rote Glut heruntergebrannt und sein Körper ganz steif. Zittrig und mit einem Gefühl der Übelkeit erhob er sich von der Couch und schleppte sich aus der Bibliothek. Der Traum, vor allem das letzte Bild, war so intensiv gewesen und stand ihm so deutlich vor Augen, dass er in den Keller ging. Er durchquerte das Gängelabyrinth und beugte sich über den Graben, um sich davon zu überzeugen, dass seine tote Frau nicht darin lag.
    Was für ein Unsinn, schalt er sich. All das nur wegen eines Traumes, hervorgerufen durch ein albernes Buch und zu viele Kekse.
    Genauso unsinnig war es gewesen zu glauben oder, besser gesagt, zu hoffen, dass die

Weitere Kostenlose Bücher