Das Geheimnis der Wellen
Albträume hinter ihm lagen, nur, weil er mehrere Tage nicht von Lindsay geträumt hatte.
Sein Optimismus und die damit verbundene Energie waren auf einmal wie weggeblasen. Er musste wieder nach oben gehen und sich dringend mit etwas beschäftigen, bevor er erneut von Depressionen gepackt wurde.
Vielleicht werde ich den Graben zuschütten, dachte er, als er den Rückweg antrat. Aber zuerst würde er sich mit Vinnie abstimmen. Dann würde er ihn auffüllen und es demjenigen heimzahlen, der auf seiner idiotischen Schatzsuche in Bluff House eingedrungen war.
Er klammerte sich an diesen Funken Wut, der so viel besser war als eine Depression, entzündete an ihm den Hass auf denjenigen, der den Hausfrieden seines Familiensitzes gestört hatte.
Er war es leid, gestört zu werden. Er wollte nicht akzeptieren, dass jemand in sein Haus eingedrungen war, um seine Frau zu ermorden und ihm die Tat in die Schuhe zu schieben. Er wollte nicht akzeptieren, dass jemand in Bluff House eingedrungen war und unter Umständen den Sturz seiner Großmutter verursacht hatte.
Er war es leid, sich als Opfer zu fühlen.
Er betrat die Küche und erstarrte.
Abra stand da, in einer Hand das Handy, in der anderen ein riesiges Küchenmesser.
»Ich hoffe, du planst, ein paar extragroße Mohrrüben zu schneiden.«
»O Gott, Eli.« Mit einem lauten Klirren ließ sie das Messer auf die Theke fallen. »Als ich reinkam, stand die Kellertür offen. Ich habe nach dir gerufen, aber es kam keine Reaktion. Dann habe ich jemanden gehört und Panik bekommen.«
»Wenn du Panik hast, solltest du lieber fliehen und die Polizei rufen. Mit einem Messer in der Hand auszuharren hat nichts mit Panik zu tun und ist im Übrigen auch nicht besonders vernünftig.«
»Ich wollte beides tun. Ich brauche jetzt … Darf ich … egal.« Sie nahm sich einfach ein Glas und eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank. Nachdem sie den versilberten Korken herausgezogen hatte, schenkte sie sich ein, als wäre es Orangensaft.
»Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe.« Er sah, wie ihre Hände zitterten. »Aber es kann durchaus vorkommen, dass ich in den Keller gehe.«
»Ich weiß. Das ist es nicht. Nicht nur.« Sie nahm einen gro ßen Schluck und atmete tief durch. »Kirby Duncan wurde gefunden, Eli.«
»Gut.« Seine vorherige Wut loderte wieder auf, und diesmal kannte sie ein Ziel. »Mit dem Mistkerl würde ich gern ein paar Takte reden.«
»Das wird leider nicht möglich sein, denn man hat seine Leiche gefunden. Sie wurde an der Felsküste unter dem Leuchtturm angespült. Ich habe Polizei dort gesehen, jede Menge Leute, also bin ich hin und …«
»Aber wieso denn das?«
»Keine Ahnung. Vielleicht ist er gestürzt.«
»Das wäre zu einfach, oder?« Sie würden ihn erneut verhören, jede Menge Fragen stellen. Das würde er nicht verhindern können.
»Niemand wird glauben, du hättest etwas damit zu tun.«
Er schüttelte den Kopf, ohne sich zu wundern, dass sie Gedanken lesen konnte. Er machte einen Schritt nach vorn, nahm das Glas und trank selbst einen großen Schluck. »Natürlich werden sie das. Aber diesmal werde ich vorbereitet sein. Denn du hast mich gewarnt.«
»Niemand, der dich kennt, wird glauben, dass du etwas mit der Sache zu tun hast.«
»Das vielleicht nicht.« Er gab ihr das Glas zurück. »Aber die Gerüchte werden wieder hochkochen: Mordverdächtiger mit weiterem Todesfall in Verbindung gebracht. Das wird ziemlich viel Staub aufwirbeln. Du wirst in die Sache hineingezogen werden, wenn du nicht auf Distanz gehst.«
»Den Teufel werd ich tun!« Sie sah ihn mit blitzenden Augen an. In ihr Gesicht, das vor Schreck ganz blass geworden war, kehrte die Farbe zurück. »Beleidige mich nicht mit solchen Bemerkungen.«
»Das ist keine Beleidigung, sondern eine Warnung.«
»Zum Teufel damit! Ich will wissen, was du tun wirst, wenn die Leute glauben, du hättest etwas damit zu tun. Wenn du erwartest, dass man dich erneut mit Schmutz bewerfen wird.«
»Das weiß ich noch nicht.« Aber bald würde er es wissen. »Ich werde mich nicht aus Bluff House oder Whiskey Beach vertreiben lassen. Ich werde so lange bleiben, wie ich will.«
»Das dürfte fürs Erste genügen. Wie wär’s, wenn ich uns etwas zu essen mache?«
»Nein, danke. Ich habe die Kekse gegessen.«
Sie warf einen Blick auf den Teller, der wieder auf der Kücheninsel stand, und ihr fiel die Kinnlade herunter.
»Meine Güte, Eli, das waren zwei Dutzend. Dir muss doch schlecht sein.«
»Ein
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