Das Geheimnis der Wellen
sein, auf jeden Fall vor Mitternacht. Wann genau, weiß ich nicht mehr. Ich habe mich um Abra gekümmert. Abra Walsh, die Frau, die in Bluff House angegriffen worden ist.«
»Was hatte sie in Ihrer Abwesenheit überhaupt im Haus zu suchen?«, fragte Wolfe. »Haben Sie ein Verhältnis mit ihr?«
»Was hat mein Liebesleben mit Ihren Ermittlungen zu tun?«
»Verzeihung, Mr. Landon.« Corbett warf Wolfe einen verstohlenen, aber warnenden Blick zu. »Können Sie uns sagen, warum sich Miss Walsh zu diesem Zeitpunkt im Haus befand?«
»Sie putzt bei uns. Schon seit Jahren. Sie war an besagtem Donnerstag schon einmal da gewesen und wusste nicht mehr, ob sie alle Fenster geschlossen hatte. Es gab ein Unwetter. Vermutlich haben Sie bereits mit ihr gesprochen, aber ich erzähle Ihnen alles gern noch einmal. Da sie wusste, dass ich in Boston war, kam sie her, um die Fenster zu kontrollieren und mir einen Eintopf dazulassen. Jemand hat sie von hinten gepackt. Der Strom war weg, es war also dunkel. Sie konnte fliehen und ist zu ihren Freunden gefahren, ihren direkten Nachbarn Mike und Maureen O’Malley. Mike hat dann mich und die Polizei verständigt. Gleich nach Mikes Anruf bin ich von Boston nach Whiskey Beach aufgebrochen.«
»Und sind zwischen halb zwölf und Mitternacht zurückgekommen.«
»Ja, genau. Abra war noch ganz durcheinander. Da sie ihren Angreifer beim Abwehrkampf verletzt hat, befand sich Blut von ihm auf ihrer Kleidung. Die zuständigen Beamten haben sie als Beweismaterial mitgenommen. Abra ist mit zu mir nach Hause gekommen, und dort haben wir uns mit Deputy Hanson getroffen.«
»Mit einem Freund von Ihnen«, warf Wolfe ein.
»Ich kenne Vinnie aus Teenagerzeiten, habe ihn aber seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.« Eli ging nicht auf Wolfes Unterstellung ein. »Er und seine Leute stellten fest, dass jemand die Stromzufuhr unterbrochen und die Alarm anlage ausgeschaltet hatte. Zum damaligen Zeitpunkt habe ich nichts vermisst und keinerlei Veränderungen im Haus bemerkt. Gegenüber Deputy Hanson habe ich Kirby Duncan verdächtigt, aber wie gesagt, laut Miss Walsh hatte der Mann eine andere Statur. Um nichts zu übersehen, wollte Deputy Hanson Duncan befragen, der im Surfside gewohnt hat, glaube ich. Wann Deputy Hanson genau gegangen ist, weiß ich nicht mehr. Es wird so gegen halb eins oder knapp davor gewesen sein.«
Zu dumm, dass ich mir die Zeit nicht gemerkt habe, dachte Eli.
»Anschließend bin ich mit Miss Walsh in den Keller gegangen. Wir haben dort einen nicht sehr zuverlässigen Generator. Ich hatte gehofft, ihn in Gang setzen zu können. Dafür habe ich nach Werkzeug gesucht und im ältesten Teil des Kellers einen tiefen Graben entdeckt. Es lagen allerlei Gerätschaften herum, die die Polizei als Beweismaterial gesichert hat – Spitzhacken, Schaufeln, solche Sachen. Der Einbrecher war eindeutig nicht zum ersten Mal da gewesen.«
»Um im Keller zu graben?«, hakte Corbett nach.
»Wenn Sie in Whiskey Beach leben, kennen Sie bestimmt die Legende von der Mitgift, von dem Schatz. Auf jeden, der sie für blanken Unsinn hält, kommen fünf, die fest daran glauben. Ich habe keine Ahnung, warum bei uns eingebrochen und gegraben wurde. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass jemand nach kostbarem Schmuck gesucht hat.«
»Sie hätten den Graben selbst ausheben können.«
Diesmal würdigte Eli Wolfe kaum eines Blickes. »Dafür hätte ich nicht einbrechen müssen. Ich lebe schließlich hier. Außerdem wäre es sehr dumm von mir gewesen, Abra oder der Polizei den Graben zu zeigen. Wie dem auch sei, wir waren eine ganze Weile da unten. Ich habe es geschafft, den Generator wieder zum Laufen zu bringen, für Notstrom hat es gereicht. Als wir wieder oben waren, habe ich Feuer im Kamin gemacht. Im Keller war es kalt gewesen. Abra war immer noch ziemlich durcheinander. Wir haben etwas zusammengesessen und Wein getrunken. Sie ist auf der Couch eingeschlafen. Ich weiß nur, dass ich gegen zwei nach oben gegangen bin. Gegen halb acht bin ich aufgestanden, vielleicht auch erst kurz vor acht. Da war sie schon weg und hatte mir ein Omelett in die Wärmeschublade gestellt. Sie liebt es, andere zu bekochen, das ist fast schon zwanghaft. Keine Ahnung, wann sie gegangen ist.«
»Sie haben also kein Alibi.«
»Nein«, sagte Eli zu Wolfe. »Nach Ihren Maßstäben vermutlich nicht. Aber warum hätte ich Duncan Ihrer Meinung nach umbringen sollen?«
»Niemand beschuldigt Sie, Mr. Landon«, wandte Corbett ein.
»Sie
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