Das Geheimnis der Wunderkinder
langsam an, zu verstehen.«
»Ob Mrs. Bagley nun Ihren Heiratsantrag annimmt oder nicht, denken Sie an eines: Wenn sie für die A.E.C. arbeiten würde, wären Sie stolz darauf und würden ebenfalls darauf bedacht sein, sie nicht durch bestimmte Fragen in Verlegenheit zu bringen.«
Tim Fisher blickte Mrs. Bagley an. »Nun?« fragte er.
Mrs. Bagleys Miene war zurückhaltend. »Bitte, frage mich nicht, bevor ich nicht alles mit Mr. Maxwell besprochen habe, Tim.«
»Wieder Maxwell.«
»Tim«, sagte sie ruhig, »bitte vergiß nicht – er ist mein Arbeitgeber.«
James Holden sah Tim Fisher an. »Wenn Sie versprechen, diese Angelegenheit wie ein Geheimnis zu behandeln, dann werde ich jetzt zu Bett gehen und Sie Ihre persönlichen Probleme ungestört besprechen lassen. Gute Nacht.«
James zog sich zurück, einigermaßen überzeugt, daß Tim Fisher ihr Geheimnis wenigstens eine Zeitlang für sich behalten würde. Er glaubte jedoch nicht, daß er sich auf Tim Fisher verlassen konnte, denn er hatte Tim nichts Materielles zu bieten.
Hinzu kam, daß Tim Fisher ein Mann war, der, sobald Mrs. Bagley einmal Mrs. Timothy Fisher war, darauf bestehen würde, daß sie mit Martha in sein Heim zog und James Holden verließ.
James Holdens mechanischer Lehrer war wirklich eine wunderbare Maschine, aber es gab dennoch Dinge, die sie James nicht beibringen konnte. Eines davon war das Verständnis für Liebe, aber es gab noch andere. In all den Stunden unter der Maschine hatte James nicht erfahren, wie die Persönlichkeit der Menschen sich ändert und wächst.
Und dabei hatte er einen typischen Fall geradewegs vor Augen.
In wenigen Monaten hatte Janet Bagley sich aus einer verängstigten, kämpferischen Mutter in eine junge fröhliche Frau verwandelt.
Tim Fishers Beförderung vom Freund zum Verlobten und die Tatsache, daß er teilweise in das Geheimnis von Martin’s Hill eingeweiht war, brachte mancherlei Veränderungen mit sich.
Tim Fisher kam jetzt nicht nur öfters her, sondern beanspruchte nun als Mrs. Bagleys »Verlobter« immer mehr Rechte. Von Zeit zu Zeit brachte er Freunde mit, natürlich nicht ohne Vorwarnung, denn er hatte Verständnis für die Notwendigkeit der Geheimhaltung. Oft half er sogar selbst mit, bevor seine Freunde kamen, die Spuren kindlicher Anwesenheit aus den unteren Räumen zu entfernen.
Auf der anderen Seite hatte es auch sein Gutes. Daß sich das Haus des »Eremiten« nun dem Verlobten der Haushälterin des Eremiten und seinen Freunden öffnete, wurde als erfreulicher Beweis guten Willens angesehen, und die Leute wunderten sich nicht mehr ganz so sehr.
Tim Fishers Freunde waren laut und sagten James nicht sonderlich zu. Sie tranken Highballs, und wenn sie tanzen wollten, stellten sie die Musik so laut, daß das Haus erzitterte. Sie sahen sich im Fernsehen Boxkämpfe an und diskutierten mit mehr Lautstärke als Logik.
James erinnerte sich an die Gäste seiner Eltern, ernste und ruhige Leute, die angeregte, tiefschürfende Diskussionen führten und zu ihrer Entspannung Spiele bevorzugten, die Geschick und Intellekt verlangten.
Da er jedoch nichts gegen diese Besuche tun konnte, wandte James seine Gedanken einem anderen Problem zu – wie er sich nämlich zu dem großen Ereignis, der Krönung der Romanze von Mrs. Bagley und Tim Fisher am 15. September stellen sollte.
Zunächst wurde es allmählich Sommer, und James traf seine Vorbereitungen, um Mr. Maxwell auf eine längere Sommerreise gehen zu lassen. Damit würde das Problem gelöst, solide Beweise für Maxwells Anwesenheit während der immer häufigeren Besuche Tim Fishers beschaffen zu müssen. Zur gleichen Zeit würden Martha und er offiziell von der Bolton School zurückkehren. Den Sommer über konnten sie sich dann wieder frei bewegen, und zum erstenmal freute sich James darauf.
Martha Bagley machte jetzt rasch Fortschritte, und diesen Sommer würde er sich darauf verlassen können, daß sie sich nicht verriet.
Bei all diesen Problemen kann man es James nicht verdenken, daß er für eine Weile Paul Brennan vergaß.
10.
Paul Brennan war jedoch immer noch da und hatte nichts vergessen. Während James sich heimlich und mit erstaunlichem Erfolg ein eigenes Leben aufbaute, versuchte Brennan alles mögliche – soweit er es sich unter den Umständen leisten konnte –, um ihn zu finden.
Der Junge war verschwunden, ohne Spuren zu hinterlassen, und so stand Brennan nach James’ dritter Flucht ziemlich hilflos da. James hatte
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