Das Geheimnis der Wunderkinder
zu diesem merkwürdigen Leben auf Martin’s Hill wie James selbst, und aus diesem Leben durfte sie nicht herausgerissen werden. Dies bedeutete also, daß eine Veränderung in James’ Leben von nun an Tim Fisher einschließen und nicht Mrs. Bagley und Martha ausschließen mußte.
»Charles Maxwell« mußte verschwinden.
Da er keine andere Möglichkeit sah, sein Leben ungestört mit Martha weiterzuführen und seine Maschine zu schützen, beschloß James, Tim Fisher einen weiteren Teil seines Geheimnisses zu offenbaren.
Die Gelegenheit bot sich Mitte August, an einem Abend, als keine Freunde von Tim Fisher erwartet wurden.
Janet Bagley und Tim Fisher saßen nach dem Abendessen im Wohnzimmer und unterhielten sich über ihre Flitterwochen. Tim wollte nur für zehn kurze Tage nach Hawaii, während Janet für einen langen und geruhsamen Aufenthalt, weit entfernt vom nächsten Telefon, Zeitungen und Verkehrsmitteln, war. Tim zeigte Verständnis für ihren Wunsch, so lange als möglich ihrem täglichen Einerlei zu entrinnen, aber er hatte schließlich seine Garage und mußte auch an die finanzielle Seite der Angelegenheit denken.
Obgleich sie sich gern über das Thema Flitterwochen unterhielten, war bisher immer das Problem der Gründung eines gemeinsamen Heimes vermieden worden.
Janet Bagley wurde immer noch hin- und hergerissen zwischen zwei Parteien. Ihre Loyalität galt nicht allein James Holden, sondern vor allem ihrer Tochter. Sie wußte so gut wie James, daß Martha nicht aus diesem Leben herausgerissen und damit gezwungen werden durfte, für immer als eine Ausgestoßene zu leben, geistig hoch über dem Niveau ihres Alters stehend und physisch hinter ihrer geistigen Entwicklung weit zurück. Sie dachte nur an die Zukunft ihrer Tochter und kaum an die andere Seite des Problems, aber James wußte, daß Martha, sobald sie in eine andere Umgebung kam, ihr fortgeschrittene Bildung nicht lange würde verheimlichen können, und wurde dies erst entdeckt, so konnte auch der Ursprung nicht verborgen bleiben.
James betrat also entschlossen das Wohnzimmer und setzte sich zu den beiden an den Kaffeetisch. »Sie werden hier leben müssen«, begann er ohne Umschweife.
Seine unverblümte Erklärung verblüffte die beiden. Tim richtete sich kerzengerade auf. »Ich kümmere mich schon selbst darum, daß wir ein ordentliches Heim finden, junger Mann.«
»Das hat nichts mit Wohltätigkeit zu tun«, erwiderte James, »noch mit der Güte meines kleinen Herzens. Es ist eine Notwendigkeit.«
»Wieso? Es handelt sich schließlich um mein Leben – und Janets«, sagte Tim verdrossen.
»Und Marthas«, fügte James hinzu. »Sie muß auch berücksichtigt werden.«
»Ich werde sie schon berücksichtigen«, brauste Tim auf. »Sie wird meine Tochter sein, meinen Namen tragen, und ich werde für sie sorgen, so gut ich kann.«
»Natürlich«, stimmte James zu. »Aber Sie denken vielleicht nicht gründlich genug darüber nach.«
»So? Dann erzähle du mir mal, was du weißt.«
»Martha muß hierbleiben«, erklärte James. »Weder Sie noch Martha haben eine Ahnung, wie schrecklich es ist, gezwungen zu sein, in der Schule unter verständnislosen Lehrern und Klassenkameraden zu sitzen.«
»Vielleicht. Aber das ist kein Grund, unser Leben völlig nach dir einzurichten.«
»Da irren Sie, Mr. Fisher. Überlegen Sie einmal. Ihre Fürsorge für Martha, von der Sie vorhin sprachen, dürfte doch wohl auch ihre Erziehung einschließen?«
»Natürlich.«
»Martha wird bald zehn Jahre alt, Mr. Fisher, und das bedeutet, daß sie noch etwa sieben Jahre zur High School und dann weitere vier Jahre zum College gehen müßte – angenommen, daß Martha eine normale junge Dame wäre. Ist es nicht so?«
»Allerdings.«
»Nun, da Sie gern bereit sind, die Verantwortung und die Kosten für elf Jahre Schulerziehung für Martha zu übernehmen, könnten Sie doch die Vorteile der Möglichkeiten hier wahrnehmen – in welchem Fall Sie höchstens mit fünf Jahren zu rechnen hätten. Wenn ich ihr hier nicht in etwa drei Jahren soviel beigebracht habe, daß es einem Universitätsabschluß gleichkommt, müßte ich mich sehr täuschen. Sagen wir fünf Jahre, dann besitzt sie einen Doktortitel – oder jedenfalls gleichbedeutendes Wissen. Drücke ich mich klar aus?«
»Ja. Aber …«
»Lassen Sie mich ausreden. Sie werden sich erinnern, was ich damals über die Notwendigkeit des Versteckspielens gesagt habe. Es muß auch in Zukunft fortgeführt werden. Während
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