Das Geheimnis der Wunderkinder
unterstellt wurde.
Als aus den Tagen jedoch Wochen wurden, ohne daß man eine Spur von dem Jungen fand, wurden die Akten zu den ungeklärten Fällen gelegt. Paul Brennan wandte sich an einige Privatdetekteien.
Hier waren ihm leider ebenfalls Grenzen gesetzt. Die Holdens waren keine Millionäre gewesen, und die Summe, die Paul Brennan zu bieten bereit war, konnte kein privates Detektivinstitut dazu verlocken, sich voll für den Fall einzusetzen. Eine Detektei übernahm den Fall schließlich auf Kontingent-Basis – wenn sie im Verlauf ihrer Arbeit auf einen Hinweis stoßen sollten, würde sie sofort Schritte unternehmen. Den Fall eines verschwundenen Kindes zu klären, das sich sozusagen in Luft aufgelöst hatte, würde gute Reklame bedeuten, aber das Budget gestattete der Detektei nicht, ohne den geringsten Hinweis einen Mann auf den Fall anzusetzen.
Wäre Paul Brennan offen gewesen, hätte er großes Interesse für den Fall wecken können. Die Suche nach einem sechsjährigen Jungen mit dem Bildungsniveau eines etwa Achtzehnjährigen, unterrichtet mit Hilfe eines elektromechanischen Apparates, würde sofort das öffentliche Interesse wachgerufen und die Intervention der Regierung nach sich gezogen haben. Paul Brennan wollte jedoch nichts über James’ außerordentliche Erziehung sagen, und so konnte er nur auf James Holdens geistige Frühreife verweisen, die von James’ Schulzeugnissen bestätigt wurde. So wie die Dinge standen, war es sogar Paul Brennans schrecklichster Alptraum, daß James vom Detektiv entdeckt wurde und dann in seiner Verzweiflung, zu Paul Brennan zurückgeschickt zu werden, aller Welt zeigen würde, wie gebildet er wirklich war.
Was seine persönlichen Angelegenheiten betraf, so mußte Brennan schließlich arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und das nahm seine Zeit in Anspruch. Als Vormund und Treuhänder war er dem Staat gegenüber Rechenschaft für seine Verwaltung von James Holdens Erbe schuldig, so daß er davon nichts anrühren konnte.
Mit der Zeit war es schließlich Paul Brennans eigene Haltung, die eine erfolgreiche Suche nach dem vermißten James Holden unmöglich machte. Brennan hatte James im Verdacht, daß er unter falschem Namen ein Bankkonto führte, aber er konnte nicht ohne Gerichtsbeschluß in die Banken gehen und verlangen, daß man die Konten überprüfte. Brennan wußte, daß James nicht unvorbereitet davongelaufen war, aber die Untersuchung der Dinge, die James zurückgelassen hatte, war nicht sehr aufschlußreich. Es fehlte lediglich eine kleine Decke, und Mrs. Mitchell erklärte, daß von ihren Vorräten einige Dosen zu fehlen schienen, aber sie war sich nicht sicher. Das Verschwinden eines Pfadfindermessers und anderer Kleinigkeiten war ihnen nicht aufgefallen.
So war Paul Brennan also mattgesetzt. Das FBI befaßte sich nicht länger mit dem Fall, da es keinerlei Anzeichen für ein Verbrechen gab, und die offizielle Meinung ging dahin, daß dem Jungen irgendein Unglück zugestoßen sei und es nur eine Zeitfrage sein konnte, bis man seine Leiche fand. Paul Brennan aber wußte, daß der Junge wahrscheinlich im verborgenen die Maschine wiederaufbaute, die Paul Brennan so verzweifelt besitzen wollte, daß er dafür sogar gemordet hatte.
Brennan konnte auch niemandem von seinem Verdacht bezüglich der Einkommensquelle von James Holden erzählen, denn der Gedanke, daß ein Kind seinen Lebensunterhalt mit Schreiben verdient, wäre ohne volle Erklärung unvertretbar gewesen. Immerhin machte sich Paul Brennan nun daran, Magazine für Jungen zu lesen.
Paul Brennan las viele Geschichten von James Holden, die unter verschiedenen Namen erschienen waren, darunter auch der Name Charles Maxwell, aber Brennan erkannte sie nicht.
Durch seine eigene Schuld und seine Habsucht gehandikapt, alle gesetzlichen Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen, nährte Paul Brennan vier Jahre lang seine ohnmächtige Wut, während James Holden unter der Maske des Eremiten von Martin’s Hill und im Schutz von Mrs. Bagley heranwuchs.
11.
Wäre Mrs. Bagley allein gewesen, hätte sie heiraten und mit Tim fortgehen können, wohin sie wollte. Aber da war noch Martha, und Martha befand sich in der gleichen Lage wie James. Ihr Bildungsniveau war zwar nicht das gleiche, aber sie war immerhin weit genug, daß es ihr, wenn sie jetzt zur Schule geschickt werden würde, selbst in der fortgeschrittensten Klasse ebenso ergehen würde wie James vor einigen Jahren.
Martha gehörte ebenso
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