Das Geheimnis der Wunderkinder
halten?«
Brennan kam zu dem Schluß, daß es angebracht wäre, nun doch mit der Geschichte von der Maschine herauszurücken, und er tat es unverzüglich.
»Hm«, machte Manison, als Brennan schwieg, »es wäre vielleicht möglich, die Maschine als staatswichtigen Apparat zu beschlagnahmen, aber wenn wir an eine so delikate Sache herangehen, wird es in alle Zeitungen kommen, und damit hätten wir jeglichen Vorteil verloren. Hm … Vielleicht könnte man den Jungen bei seinem Stolz packen? Wenn man ihm zum Beispiel klarmachen würde, daß er im Besitz einer Maschine ist, die für die Sicherheit der Vereinigten Staaten wesentlich sein könnte? Daß er den Kindern seines Landes das Recht auf eine umfassende Bildung verweigert?«
»Mag sein, daß es etwas nützt. Aber wie wollen Sie das machen, wenn Sie theoretisch von der Maschine nichts wissen dürfen, da er ja sonst sofort wüßte, daß Sie diese Information von mir haben?«
»Nun, wenn ich erst einmal einen plausiblen Grund gefunden habe, überhaupt an James Holden heranzutreten und mit ihm zu sprechen, dann bin ich gerissen genug, im Verlauf des Gesprächs sein Geheimnis aus ihm herauszuholen«, erwiderte Manison. »Immerhin ist die Existenz einer Methode beschleunigten Studiums von äußerster Wichtigkeit nicht nur für die Zukunft der Vereinigten Staaten, sondern der gesamten menschlichen Rasse.« Manison machte eine Pause. »Lassen Sie mich die Angelegenheit überdenken und einleiten. Ich glaube, daß Ihr James allen Beteiligten noch einiges Kopfzerbrechen bereiten wird, aber etwas, das niemand von einer Elektronenmaschine lernen kann, ist, wie man mit Leuten umgeht, die in der Politik mitwirken.«
Es klingelte, und als Janet Fisher die Tür öffnete, stand Joseph Colling, das Oberhaupt der Polizei, mit einem anderen Herrn vor ihr.
»Guten Abend, Mr. Colling, kommen Sie herein.«
»Danke«, erwiderte Colling höflich und stellte dann vor: »Mr. Frank Manison vom Justizministerium.«
»Oh? Ist etwas nicht in Ordnung?«
»Nicht, daß wir wüßten«, entgegnete Manison. »Wir möchten nur eine Auskunft. Ich muß um Entschuldigung bitten, daß ich Sie um acht Uhr abends störe, aber ich wollte Sie gern alle zusammen sehen. Ist Mr. Fisher zu Hause? Und alle Kinder?«
»Ja, wir sind alle da.« Janet führte die beiden Herren ins Wohnzimmer und rief dann die Kinder von oben herunter. Mr. Manison wurde vorgestellt.
»Nun, was gibt’s?« fragte Tim Fisher vorsichtig.
»Wir hätten gern eine Auskunft von Ihnen bezüglich der Erziehung von James Holden, einem Minderjährigen, der offenbar nie zur Schule gegangen ist«, erklärte Manison betont liebenswürdig.
»Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich nur in Gegenwart meines Anwalts antworten«, erwiderte Tim Fisher.
Janet Fisher blickte ihren Mann mit großen Augen an.
»Magst du keine Anwälte, Liebling?« wandte Tim sich lächelnd an sie.
»Das ist es nicht, aber kommt das Hinzuziehen eines Anwalts nicht einem Eingeständnis gleich?«
»Sicher – das Eingeständnis, daß ich nicht alle meine gesetzlich verankerten Rechte kenne«, erwiderte Tim. »Ist es nicht so, James?«
James nickte. »Ja, rufen Sie Mr. Waterman, und bis er kommt, werden wir uns über das Wetter oder über Kernphysik unterhalten.«
Frank Manison betrachtete den Jungen. »Du bist James Holden?«
»Ja.«
»Wir beantworten überhaupt keine Fragen«, unterbrach Tim sofort warnend.
»Oh, ich habe nichts dagegen, meine Identität zuzugeben«, meinte James. »Ich habe kein Verbrechen begangen und kein Gesetz übertreten. Niemand wird auch nur den geringsten Beweis dafür erbringen können, daß meine Absichten nicht ehrenhaft sind. Früher oder später muß diese ganze Angelegenheit ja doch aufgerollt werden, und ich bin bereit, mich zu stellen.«
»Danke«, sagte Manison. »Nun lassen Sie mich Ihnen erklären, auch ohne daß Sie sich dazu äußern, warum ich hier bin. Der Staat behält sich das Recht vor, Eheschließungen, Geburten und Todesfälle zu registrieren – einfach zu statistischen Zwecken. Ich bin nun hier, um gewisse Unstimmigkeiten nachzuprüfen. Wenn diese scheinbaren Widersprüche zufriedenstellend geklärt werden können, ist mein Besuch beendet. So, und nun wollen wir auf Ihren Anwalt warten.«
»Darf ich Ihnen ein Kaffee oder einen Highball anbieten?« fragte Janet Fisher.
»Kaffee, bitte«, sagte Frank Manison, und Colling nickte ebenfalls zustimmend. Sie unterhielten sich eine halbe Stunde lang bei Kaffee
Weitere Kostenlose Bücher