Das Geheimnis der Wunderkinder
Seite steht, als Opposition!«
14.
Der Fall Brennan versus Holden wurde in dem leeren Gerichtssaal von Richter Norman L. Carter verhandelt. Nur ein paar gelangweilte Presseleute waren anwesend, die sich wünschten, anderswo zu sein. Die ersten zwei Stunden vergingen mit der Klarstellung der Gesamtsituation.
Der Kläger gab seine Personalien an, bewies, daß er tatsächlich der gesetzlich bestimmte Vormund des Minderjährigen James Holden war, überreichte eine Abschrift des Testaments der Holdens, das in das Beweismaterial aufgenommen wurde und führte dann langatmig aus, wie er nach bestem Wissen und Gewissen dem Jungen ein Heim gegeben hatte, unterstützt durch das Ehepaar Mitchell. Nach zweistündigem Hin und Her war dann endlich die Tatsache festgestellt, daß Paul Brennan dem Minderjährigen James Holden ein angemessenes Heim geboten, und daß der Minderjährige James Quincy Holden sich geweigert hatte, darin zu wohnen und in seinem Protest sogar so weit gegangen war, daß er sich wiederholt vorsätzlich absentierte.
Die nächste halbe Stunde wurden Punkt für Punkt die Bemühungen Paul Brennans ausgeführt, den Minderjährigen wieder aufzufinden. Die Anwälte beider Parteien paßten scharf auf. Brennans Anwalt erhob keinen Einwand, als Waterman den Weg bereitete, um zu zeigen, warum James Holden seine Freiheit haben wollte, indem er Brennan fragte:
»Waren Sie sich dessen bewußt, daß James Holden ein Kind von außergewöhnlichem Intellekt war?«
»Ja.«
»Sie haben ausgesagt, daß Sie bei Ihrem Einzug in das Holden-Haus zahlreiche Sachen vorfanden, die die Eltern ihrem Kind gegeben hatten?«
»Ja.«
»Waren diese Dinge Ihrer Meinung nach für James Holden passend?«
»Sie waren bei weitem zu fortgeschritten für ein Kind von fünf Jahren.«
»Ich meine speziell für James Holden.«
»James Holden war fünf Jahre alt.«
Waterman sah Brennan überrascht an und warf dann einen raschen Blick auf Frank Manison, der ruhig zuhörte, ohne Einspruch zu erheben. Waterman wandte sich wieder an Brennan. »Noch einmal von vorn, Mr. Brennan. Erstens, war James Holden ein außergewöhnliches Kind?«
»Ja.«
»Und welcher Art waren seine Spielsachen?«
»Meiner Meinung nach zu fortgeschritten für ein Kind von fünf Jahren.«
»Aber waren sie angemessen für James Holden?«
»James Holden war ein Kind von fünf Jahren.«
Waterman wandte sich an Richter Carter. »Euer Ehren«, sagte er, »ich mußte feststellen, daß der Zeuge ausweicht. Würden Sie ihn anweisen, auf meine direkten Fragen direkt zu antworten?«
»Der Zeuge wird gebeten, die Fragen ordentlich zu beantworten«, sagte Richter Carter mit leichtem Stirnrunzeln, »es sei denn, der Rechtsbeistand des Zeugen hat einen plausiblen Einwand?«
»Kein Einspruch«, erwiderte Manison.
»Mr. Brennan«, begann Waterman also von neuem. »Sie haben ausgesagt, daß James ein außergewöhnliches Kind und weit über seine Jahre hinaus war. Sie haben weiterhin zugegeben, daß das von James’ Eltern geschaffene Heim diese Tatsache widerspiegelte. Sagen Sie mir also nun, ob die Spielsachen, die Umgebung, das Heim für James Holden passend waren?«
»Meiner Meinung nach nicht.«
»Infolgedessen haben Sie also diese Dinge durch Sachen ersetzt, die Sie für ein Kind von fünf Jahren für angemessener hielten?«
»Ja, das habe ich getan.«
»Wogegen James Holden Einwände erhob?«
»Ja.«
»Was haben Sie auf seine Einwände geantwortet?«
»Ich habe sie zurückgewiesen.«
»Mit welcher Begründung?«
»Mit der Begründung, daß Erziehung und Erfahrung einen Erwachsenen zu einem weiseren Urteil befähigen, ob die Wünsche eines Kindes berechtigt sind oder nicht.«
»Mr. Brennan, haben Sie dann während der folgenden Monate nacheinander James Holdens Bücher entfernt, seinen Stabilbaukasten durch Bausteinchen ersetzt, sein Ölmalzeug gegen Kindermalhefte und Buntstifte ausgetauscht und überhaupt alles fortgenommen, das für ein Kind mit anerkannt überlegenem Intellekt interessant ist?«
»Ja.«
»Und Sie wünschten diese Vorführung, um dieses Gericht davon zu überzeugen, daß James Holden durch Gerichtsbeschluß wieder Ihrer Obhut unterstellt werden und in jene Umgebung zurückkehren sollte?«
»Ja.«
»Keine weiteren Fragen«, sagte Waterman und setzte sich.
»Ich würde gern Mrs. Janet Fisher, vormalige Mrs. Bagley eine Frage stellen«, erklärte Manison.
Janet Fisher wurde unter Eid genommen und mußte ihre Personalien
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