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Das Geheimnis Des Amuletts

Das Geheimnis Des Amuletts

Titel: Das Geheimnis Des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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Aufmerksamkeit auf sich lenkte. »Mädchen«, sagte sie, »ich weiß, dass ihr neugierig seid zu erfahren, wer die Schule in diesem Jahr leiten wird. Über Wyldcliffes tragische Verluste ist in aller Ausführlichkeit berichtet worden, und ich habe nicht vor, sie noch einmal zu erwähnen. Wir müssen in die Zukunft sehen.« Ich hatte das Gefühl, als würde die Kunstlehrerin bestürzt dreinblicken, während sie sprach, trotz ihrer mutigen Worte. Es war schwer zu erkennen, wer in Wyldcliffe wem gegenüber loyal war und welche der Lehrerinnen geheime Mitglieder des Hexenzirkels waren. Ich hatte allerdings immer das Gefühl gehabt, dass Miss Hetherington zu den Leuten gehörte, die Miss Scratton und ihre Reformen unterstützt hatten. Es war schwer, sie sich als eine Schwester der Dunkelheit vorzustellen. Im Vergleich zu den anderen Mistresses war Miss Hetherington lebhaft und jung. Sie war eine Künstlerin, und daher musste sie Licht und Farben und Schönheit geliebt haben. Würden diese Ideale reichen, um sie davor zu schützen, dem bösen Einfluss des Hexenzirkels zum Opfer zu fallen? Es schien mir ein ziemlich schwacher Schutz zu sein, aber was hatten wir schon anderes als die unsichtbaren Mysterien der Hoffnung und der Liebe als Rüstung in dieser Schlacht? Unsichtbare Dinge … ein halbvergessener Satz kam mir wieder in Erinnerung und schenkte mir Trost. Die Dinge, die unsichtbar sind, sind ewig.
    Aber dann sprach Miss Hetherington weiter. Ich riss mich zusammen und konzentrierte mich. »Wie gesagt«, fuhr sie fort, »die Schule muss sich auf die Zukunft vorbereiten. Die Schulleitung hat großflächig nach der richtigen Person dafür gesucht. Meine Damen, es freut mich, euch den neuen Obersten Master von Wyldcliffe vorstellen zu können, Dr. Franzen. Bitte begrüßt ihn.«
    Augenblicklich schwirrten empörte Stimmen durch den Raum, wie ein Schwarm Bienen.
    »Ihn?«
    »Hat sie ihn gesagt?«
    »Sie werden doch sicher keinen Mann hierhergeholt haben?«
    Alle drehten die Köpfe und starrten die schwere, beeindruckende Gestalt an, die jetzt in den Speisesaal geschritten kam. Er war etwa fünfzig, schätzte ich, aber er verströmte die Energie und Stärke eines sehr viel jüngeren Mannes, trotz der Tatsache, dass er sich beim Gehen auf einen Stock mit einer silbernen Spitze stützte. Seine lohbraunen Haare fielen ihm bis auf die Schultern, und der weiche Vollbart verstärkte noch den Eindruck von löwenartiger männlicher Kraft. Im ersten Moment wollte ich lachen. Das alles kam so unerwartet, war so unglaublich. Aber als er am Tisch des Lehrpersonals Platz nahm und mit tiefer, kalter Stimme zu sprechen begann, verging mir das Lachen.
    »Guten Abend. Ich bin Dr. Franzen. Ich bin hier, um Wyldcliffe wieder zu dem zu machen, was es vor den unglückseligen Vorfällen gewesen ist. Ein Fels in einer sich verändernden Welt. Ein Zufluchtsort vor den Kräften der Anarchie. Der Inbegriff der Vortrefflichkeit für euch Privilegierte. Es wird keine Oberste Mistress mehr in Wyldcliffe geben. Von jetzt an werde ich hier Schuldirektor sein. Die Fehler der Vergangenheit können ausgemerzt und gestrichen werden. Dies ist Tag null. Alles beginnt von vorn.«
    Und in genau diesem Moment begann tatsächlich alles. Helen schoss wie von der Tarantel gestochen von ihrem Platz hoch. Sie schnappte nach Luft und hielt sich den Arm; ihr Gesicht war weiß vor Schmerz. »Nein! Das tue ich nicht … das kann ich nicht!« Ihre hellen, zu Tode erschrockenen Augen suchten meinen Blick. »Evie, sag ihm … sag ihm …« Und dann brach sie bewusstlos zusammen, und Dr. Franzens Begrüßung verwandelte sich in Panik und Chaos.

Zwölf
    Aus dem Tagebuch von Helen Black
3. Oktober
    Wie sie sagen, bin ich krank geworden. Ich erinnere mich nicht daran. Ich erinnere mich nur an diese Stimme … diese Stimme, vor der ich mich so gefürchtet habe, und dass ich das Gefühl hatte, als würde die Welt unter meinen Füßen wegrutschen. Und jetzt schmerzt das Siegel an meinem Arm so sehr, als würde es in Flammen stehen, und ich kann nicht mehr klar denken. Die Zeit, die ich mit meiner Mutter verbracht habe – ihre Worte und Versprechungen –, scheinen wie in weiter Ferne zu liegen. Der Anblick dieses Mannes hat alles andere ausgelöscht.
    Die Krankenschwester hat mir heute erlaubt, die Krankenstation zu verlassen, auch wenn ich es nicht über mich bringen konnte, in den Unterricht zu gehen. Ich habe auf meinem Bett gelegen und so getan, als würde ich lesen, aber

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