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Das Geheimnis Des Amuletts

Das Geheimnis Des Amuletts

Titel: Das Geheimnis Des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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Klinge auf und legte das Messer neben den Talisman und das Siegel.
    »Du bist dran, Velvet«, sagte ich. »Gib mir etwas.«
    Velvet wirkte unter ihrem dicken Make-up nervös, aber dann trat sie stolpernd nach vorn und griff nach dem Messer. Sie trennte eine glänzende Strähne ihrer schwarzen Haare ab und ließ die seidenen Haare auf den Boden fallen. Danach drückte sie mit dem Messer gegen ihren Daumen, zuckte leicht zusammen, als die Haut aufriss und ein Blutstropfen auf die anderen Gaben fiel. Velvet legte das Messer wieder neben den Talisman und erklärte trotzig: »Ich gebe mich selbst, meinen Körper und meine Seele.«
    »Der Eine, der alle Kräfte leitet, der gibt und nimmt, lauscht«, erwiderte ich. »Dies ist deine Prüfung. Möchtest du herausfinden, ob deine Gaben angenommen werden?«
    »Ja, das möchte ich«, sagte sie, aber da war Angst in ihren Augen. Wovor hatte sie wohl mehr Angst? Angenommen – oder abgewiesen zu werden?
    Wir traten in den Kreis und nahmen uns bei den Händen. Während wir das taten, löschte ein Windstoß die Lichter aus. Ich spürte, dass Velvet meine Hand fester packte, und hörte, wie sie scharf einatmete.
    »Möchtest du aufhören, Velvet?«, flüsterte Sarah.
    »Nein – nein – hört nicht auf«, keuchte sie. »Macht weiter.«
    Der Bach gurgelte in der Dunkelheit, und das Wasser lief seinem unsichtbaren Bestimmungsort entgegen. Evie und Sarah und ich begannen, unsere Kräfte herbeizurufen, und ließen unseren Gesang zum Gebet werden: »Das Wasser unserer Adern … das Feuer unserer Begierden … die Erde unserer Körper … die Luft unseres Atems … wir geben alles im Dienst für Wahrheit und Heilung … wir geben alles für den Tanz des Lebens … «
    Dann sprach Evie. »Wir stehen hier zusammen, rein in unserem Ziel, mutig im Herzen, jung im Geiste, vereint in unserer Absicht. Wir bitten Agnes, aus dem ewigem Licht, in dem sie wohnt, herzukommen und unserem Kreis beizutreten. Möge sie uns die Wahrheit zeigen. Ist Velvet berufen, den elementaren Kräften und ihrem Großen Schöpfer zu dienen?«
    Im nächsten Moment flackerten die Kerzen wieder heftig. Die Mosaike glitzerten im hellen Licht. Große Schatten tanzten über die Höhlenwände. Jetzt war Agnes bei uns. Ihre langen roten Haare und das weiße Kleid schimmerten wie Wasser. Sie war da, und doch zugleich auch woanders, als würden wir sie durch einen dünnen Nebelschleier sehen.
    »Agnes«, sagte Evie sanft. »Ist es richtig, dass Velvet Anteil hat an unseren Geheimnissen? Was sollen wir tun? Sie möchte, dass ihr Ruf geprüft wird.«
    Aber Agnes antwortete nicht. Sie hielt die Hände so vor sich, dass sie eine Schale bildeten, und eine weiße Flamme tanzte darüber, als würde sie eine flatternde Taube halten. Wir machten es ihr nach und taten das Gleiche, bildeten eine Schale aus unseren Händen und boten den elementaren Kräften unsere Dienste. Evies Hände füllten sich mit Wasser, bis es überschwappte; Sarahs füllten sich mit dem feinen Staub der Erde, während in meinen eigenen ein Miniaturtornado wirbelte. Wir blickten jetzt alle Velvet an, die ebenfalls ihre Hände ausstreckte. »Zeige mir meine Macht«, sagte sie eifrig.
    Während sie wartete, verließen uns die Anzeichen der vier Elemente und tauchten nacheinander in Velvets Händen auf: Wasser, Luft und Erde. Schließlich manifestierte sich das Feuer selbst, kleine weiße Flammen, die tanzten und sprühten, ohne die Haut zu verbrennen.
    Velvet wirkte erfreut. »Ich wusste es«, sagte sie jubelnd. »Ich wusste, dass es Feuer sein würde!« Aber im nächsten Moment veränderten sich die Flammen und wurden blau, dann dunkel purpurn und schließlich schwarz. Velvet begann, sich vor Schmerz zu winden. »Nein, aufhören, sie verbrennen mich, aufhören …« Wind kam auf, riss an ihren Kleidern und ihren Haaren und raubte ihr den Atem. Das Dach der Grotte erzitterte, und Steine begannen, auf sie herunterzufallen, eiskaltes Wasser aus dem Bach wirbelte um ihre Knie, während sie vor Entsetzen schwankte. Es war, als wäre sie im Herzen eines unnatürlichen Stroms von Elementen gefangen, die uns nicht berührten, aber auf Velvet einpeitschten. Und die ganze Zeit über tanzten die schwarzen Flammen grausam auf ihren Händen.
    »Nein, nein, nein!«, schrie sie, während sie das Feuer von sich wegschleuderte. Eine sich drehende Flammenkugel zischte durch die Luft und krachte gegen die Mauer der Höhle, brachte den Stein zum Bersten. Die alten Mosaikbilder mit den

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