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Das Geheimnis Des Amuletts

Das Geheimnis Des Amuletts

Titel: Das Geheimnis Des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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wie eine Sonnenfinsternis. Dieser seltsame Tag ist fast vorüber. Die anderen sind zu Bett gegangen, aber ich konnte noch nicht schlafen. Ich bin in Agnes’ Zimmer gegangen, um nachzudenken und zu schreiben und alles noch einmal nachzuerleben.
    Nach meiner Begegnung mit Lynton bin ich Sarah und Evie beim See begegnet. Velvet war bei ihnen. Eine lebhafte Aura ging von ihr aus, wie ein schwelendes Feuer, aber Lynton hatte mir Mut gemacht, so dass ich ihr entgegentreten konnte. Ich habe nach dir gesucht … ich mache mir etwas aus dir … Mein Herz schlug immer noch im Rhythmus seiner Worte. Alles würde gut werden, und alle Dinge würden in Ordnung kommen.
    Ich glaubte es wirklich, in diesem Moment. Ich glaubte es wirklich.
    Es war kalt in der Grotte. Der unterirdische Bach floss in die Dunkelheit davon, wie er es schon vor hundert Jahren getan hatte. Das Wasser, das Gestein, die kalte Luft und die gelbliche Kerzenflamme: Wasser, Erde, Luft und Feuer waren hier, um uns an dem geheimen Ort zu begrüßen. Und es war noch ein Element anwesend – Velvet war da.
    Ich musste jetzt arbeiten und mich konzentrieren. Ich musste vergessen, was mit Lynton passiert war, aber etwas in mir hatte sich verändert. In diesem Moment empfand ich nichts als Liebe für alle, sogar für Velvet Romaine, und ich wusste, dass ich nicht das Recht hatte, ihr die Möglichkeit zu verwehren, ihrer Bestimmung zu folgen. Als wir so in der feuchten, hallenden Höhle standen, kam mir in den Sinn, dass Evie und Sarah und ich an einer Kreuzung angekommen waren. Velvet konnte uns helfen, wieder näher zusammenzurücken – oder unsere Schwesternschaft in Stücke reißen. Ich hatte keine Ahnung, ob das Feuer, das in ihr brannte, eine reinigende Flamme war oder eine schreckliche Feuersbrunst der Zerstörung, aber wir würden es herausfinden. Wir mussten ihr eine Möglichkeit geben zu entdecken, wer sie tief in der Dunkelheit wirklich war.
    Kam mir auch in den Sinn, dass ich möglicherweise die Chance haben würde, die Schwesternschaft zu verlassen falls Velvet aufgenommen werden würde? Sie zu verlassen und frei zu sein … einem anderen Pfad zu folgen …
    Sumpflichter. Ablenkungen. Träume.
    »Bereiten wir den Kreis vor«, sagte ich. Sarah suchte ein paar kleine Steine aus dem Bachbett und legte damit den Kreis auf dem Boden fest. Evie holte weitere Kerzen aus der Nische in der Höhlenmauer, stellte sie an den Rand des Steinkreises und zündete sie an. Die Steine glänzten nass im Licht der tanzenden Flammen: grau, purpurrot und moosgrün.
    »Ist der Talisman hier?«, fragte ich.
    Evie nahm ihre Kette ab und legte sie in die Mitte des Kreises. Der Talisman sah kostbar aus, wie ein seltenes Juwel, das im Feuerring glitzerte.
    »Wir anderen müssen ebenfalls etwas abgeben«, sagte ich. Ich hatte das Gefühl, als würde alles einen kurzen Moment, bevor es tatsächlich geschah, in meinem Geist auftauchen, und ich müsste dem folgen, was ich sah. Ich tastete unter meinem Pullover nach der Brosche. Sie hatte auf meinen Ruf nicht geantwortet, aber sie war immer noch kostbar für mich, also gab ich sie als Gabe weiter. Als ich sie auf den Steinboden neben den Talisman legte, kam mir ein verrückter Gedanke. Ich begriff, dass ich, hätte meine Mutter das Siegel und all seine Geheimnisse angenommen, niemals geboren worden wäre. Nur ihr Versagen hatte meine Existenz überhaupt möglich gemacht.
    Aber ich wollte nicht über Versagen nachdenken. Ich wollte nach vorn schauen, nicht zurück. »Sarah, was wirst du unserem Kreis geben?«, fragte ich. Sie schüttelte ihre dunklen Locken und sagte: »Es tut mir leid, ich habe nichts bei mir. Du weißt, dass meine Gabe die Krone aus Blättern war – sie ist nicht hier. Ich habe sie in einem Versteck im Schlafsaal gelassen.« Sarah sprach von der bronzenen Krone, die sie erhalten hatte, als sie hinunter in den Tod gestiegen war, um die Kinsfolk, das Volk der Erde, aus ihrem lebendigen Grab unter der Erde zu befreien. Sie wirkte besorgt, als hätte sie mich im Stich gelassen. »Tut mir leid, Helen«, sagte sie noch einmal.
    Ich lächelte sie an. »Du hast andere Gaben«, sagte ich. Sarah zuckte mit den Schultern und fing an, ihre Taschen zu durchsuchen, dann zögerte sie, bevor sie mir einen kleinen, dunklen Gegenstand reichte. »Ich habe ihn heute Morgen bei der Gartenarbeit an meiner Parzelle benutzt.«
    Es war ein kleines Klappmesser mit einem glatten Knochengriff. Ein paar Klumpen Erde hingen noch daran. Ich klappte die

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