Das Geheimnis Des Amuletts
– aber als Evie und Sarah auf sie zugingen, um sie zu umarmen, blies ihnen ein eisiger Wind entgegen und trieb sie zurück.
»Wir haben dich geweckt, Laura, nicht zum Leben, sondern um dir den Tod zu schenken. Wirst du durch das Tor schreiten? Nimmst du das Geschenk an?«
»Das tue ich.«
Ein ruhiges Lächeln trat auf Lauras Gesicht, und ein Licht schien in ihrem Innern. Ich befahl wieder dem Siegel, und der Wind verwandelte sich in einen Sturm aus wirbelnden Sternen und Licht und Musik, und die letzten Reste von Lauras Bindung wurden für immer weggeweht. Ihre umherirrende Seele war endlich frei, als sie diese Erde verließ und sich im Ewigen Licht auflöste. Die Seiten des Buches flatterten hin und her, und dann wurde es zugeschlagen.
»Sie ist weg«, flüsterte Evie und nahm Joshs Hand.
»Du hast es getan, Helen«, rief Sarah. »Du hast das Siegel endlich geöffnet!«
Es folgte ein Moment wilder Freude. Wir umarmten und küssten einander, und Tränen der Erleichterung flossen. Dann wandte Cal sich an mich. »Laura ist jetzt frei, oder? Sie ist ins nächste Leben übergetreten, und deine Mutter kann ihr nichts mehr anhaben.«
»Ja«, sagte ich dankbar. »Sie ist frei.« Ich atmete tief ein. Es war an der Zeit, ihnen die Wahrheit zu sagen. »Es gibt da etwas, das ich euch sagen muss. Ich muss euch ein Geständnis machen. Es hat mit meiner Mutter zu tun.«
Aber noch während ich sprach, zersprang der obere Teil der Säule in tausend Stücke. Die Säule ächzte und zersplitterte mit einem donnernden Krachen, und die Priesterin stand in all ihrer makabren Herrlichkeit vor uns. Sie trug ein Gewand in Schwarz und Scharlachrot, und ihre Miene war so hart wie die Steine, die in einem Haufen um sie herum lagen. »Oh, Helen, Liebling. Du wirkst so überrascht, mich zu sehen, Kind.«
Cal und Josh sprangen auf, als wollten sie sie angreifen, aber ich hielt sie zurück. »Wartet! Geben wir ihr eine Gelegenheit zu sprechen.« Ich wandte mich an die furchterregende Vision, die der Geist meiner Mutter war. »Ich habe dir versprochen, dass ich mich um dich kümmern werde, nachdem Laura die Möglichkeit gewährt worden ist weiterzugehen. Jetzt kann ich dir helfen.«
»Ich brauche deine Hilfe nicht«, sagte die Priesterin kalt. »Ich konnte mich nicht selbst aus dem Fels befreien, aber Laura war mein Joker – mein Weg nach draußen. Ich wusste, dass der kleine Hinweis, sie wäre beim Auge der Zeit zu finden, genügen würde. Natürlich hast du dich so lange damit beschäftigt, bis du es herausgefunden hast.«
»Also, was … was ist passiert?«
Die Priesterin lachte schadenfroh. »Die Säule der Zeit ist die Wurzel des großen Steins auf dem Blackdown Ridge, in dem du mich in unserem letzten Kampf so raffiniert festgesetzt hast. Ich bewundere deine Fähigkeit, was das angeht, Helen. Doch, wirklich. Aber ich war dir immer einen Schritt voraus. Ich bin davon ausgegangen, dass deine enthusiastischen Versuche, mich einzusperren, eines Tages erfolgreich sein könnten, und ich wusste auch, dass Schuldgefühle an dir nagten, weil Laura zu einer Gebundenen Seele wurde. Ich habe gelogen, als ich sagte, dass sie mich verlassen hat. Als du mich gefangen hast, hast du auch sie gefangen, aber ich vermutete, dass du versuchen würdest, sie eines Tages zu befreien. Vor vielen Monaten habe ich ein Zeichen an Lauras jämmerlichem Geist angebracht, so dass in dem Fall, dass ich jemals Hilfe bräuchte, die Energie ihres Todes meinen eigenen Geist befreien würde. Ich war darauf vorbereitet, Laura ziehen zu lassen. Ich kann andere Gebundene Seelen haben – zehn oder hunderte oder tausende von ihnen! Ich war bereit, sie zu verlieren, um dafür den größeren Preis zu erlangen: Freiheit für mich und Versklavung für dich.«
»Aber alles, was du gesagt hast … tu das nicht«, flehte ich. »Es muss nicht so sein. Wir finden einen besseren Weg, wie wir es geplant hatten. Es ist noch nicht zu spät für dich.« Leise fügte ich hinzu: »Jede Seele ist es wert erlöst zu werden, sogar bis zum Ende, sogar deine. Hör mit diesem Wahnsinn auf. Lass mich dich heilen.«
Einen Augenblick lang wirkte sie überaus müde und alt. Dann versuchte sie, es mit einem Lachen zu vertreiben. »Was redest du für einen Unsinn!«
»Mutter, bitte …«
Sie grinste mich auf eine grässliche, wilde Weise an. »Wie rührend, dich das sagen zu hören. Ich glaube, du machst dir wirklich etwas aus mir, du arme Närrin. Und das hat alles umso leichter für mich
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