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Das Geheimnis des Falken

Titel: Das Geheimnis des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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grollten leise vor sich hin. Insbesondere die beiden Lehrerinnen aus dem Süden Londons.
    Eine Frau war auf den Stufen einer Kirche gestorben, wenige Kilometer von des Papstes eigener Stadt, vom Vatikan, entfernt und in Rufweite englischer Touristen, die im Hotel Splendido schliefen, und wenn die römische Polizei nicht wußte, was sie zu tun hatte, so war es höchste Zeit, daß ein Bobby aus London herbeikam und ihnen Bescheid sagte.
    Mr. Morton, der gewöhnlich zu mir hielt und überhaupt ein Mann des Friedens war, begann die Nachwirkungen der Saltimbocca zu spüren und schwieg sich aus.
    »Wohin also?« fragte Beppo flüsternd, »zur Präfektur oder zu den Caracalla-Thermen?«
    Beppo hatte es gut. Für mich sah das anders aus. »Kein Motiv«, schrieben die Zeitungen und ahnten nicht, was sich wirklich zugetragen hatte. Die Frau war nicht wegen der paar Münzen in ihrer Tasche ermordet worden, sondern wegen der zehntausend Lire, die ich ihr zugesteckt hatte. So einfach war der Tatbestand.
    Irgendein strolchender Vagabund, der selber mit leerem Magen herumlief, war in den frühen Morgenstunden über sie gestolpert, hatte den Geldschein kassiert und ihr für immer den Mund gestopft. Unsere Kleinverbrecher haben wenig Achtung vor dem Leben eines Menschen. Wer würde schon eine Träne weinen um eine Landstreicherin, die obendrein dem Trunk verfallen war. Barmherziger vielleicht, ihr aus diesem Leben wegzuhelfen. Die Hand auf ihren Mund gepresst, ein schneller Stoß, und nichts wie weg.
    »Ich bestehe darauf«, verkündete eine der Lehrerinnen, Hysterie in der Stimme, »bei der Polizei Aussage zu machen. Es ist meine Pflicht, dort mitzuteilen, was ich weiß. Und wenn Mr. Fabbio sich weigert, mich zu begleiten, gehe ich eben allein.«
    Mr. Bloom tippte mich auf die Schulter. »Was sollte es schließlich schaden«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Könnte irgendein Nachteil für die Reisegesellschaft daraus erwachsen, oder handelt es sich nicht nur um eine reine Routine-Aussage, die Sie um der beiden Damen willen machen, und dann Schluß damit?«
    »Ich weiß nicht recht«, antwortete ich. »Wer weiß schon, was der Polizei einfällt, wenn sie einmal angefangen hat, einen auszufragen?«
    Ich bat Beppo weiterzufahren. Zankende Stimmen wurden in meinem Rücken laut und ebbten wieder ab. Gleichgültig floß der Verkehr auf beiden Seiten vorbei. An mir war es zu entscheiden, im Guten oder im Bösen. Ein falscher Schachzug, und meine Herde würde sich in Parteien spalten, hinter dem Rücken klatschen. Jener Geist des Unbehagens und der Erbitterung, der für eine Gemeinschaftsreise so verderblich ist, würde aufkommen und um sich greifen. Ich zog meinen Block vor und reichte Mr. Hiram Bloom ein Bündel Notizen.
    »Wenn Sie so freundlich wären«, sagte ich, »die Gesellschaft in Ihre Obhut zu nehmen, bei den Caracalla-Thermen und auch auf dem Forum Romanum. Hier wie dort stehen englisch sprechende Fremdenführer zur Verfügung, und falls es irgendwelche Schwierigkeiten geben sollte, kann Beppo den Dolmetscher machen. Um sechzehn Uhr dreißig erwartet man Sie in den Englischen Tearooms an der Piazza di Spagna. Dort treffen wir uns.«
    Die eine Lehrerin beugte sich vor.
    »Was wollen Sie tun?« fragte sie.
    »Sie und ihre Freundin zur Polizei bringen«, teilte ich ihr mit.
    Nun war es soweit. Jetzt gab es für mich kein Zurück mehr.
    Ich bat Beppo, uns am ersten Taxistand abzusetzen, wo er Platz fand und halten konnte. Dies tat er. Die beiden Samariterinnen und ich sahen dem Bus nach, als er in Richtung Caracalla-Thermen davonfuhr. Selten hatte ich einen Bus mit größerem Bedauern abfahren sehen.
    Auf dem Wege zur Polizeipräfektur waren meine Begleiterinnen merkwürdig still. Sie hatten wohl nicht gedacht, daß ich so schnell auf ihren Vorschlag eingehen würde.
    »Glauben Sie, daß der Polizeioffizier englisch spricht?« erkundigte sich die Aufgeregtere der beiden.
    »Ich möchte es bezweifeln, Signora«, erwiderte ich. »Würden Sie voraussetzen, daß Ihre Polizeioffiziere italienisch sprechen?«
    Daraufhin tauschten die Damen Blicke aus, die Bände sprachen, ich spürte die Feindseligkeit, die sie auf ihren Sitzen förmlich gefrieren ließ, und auch ihr tiefes Misstrauen aller römischen Rechtsprechung gegenüber.
    Polizeibehörden, gleich in welcher Stadt sie sitzen, sind immer unsympathisch, und mir missfiel meine Mission gründlich, weit mehr als den Damen, die offenbar ein Reiseabenteuer darin sahen. In mir erweckt

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