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Das Geheimnis des Feuers

Das Geheimnis des Feuers

Titel: Das Geheimnis des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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war trocken und sie brachte kein Wort hervor. Philomena zeigte auf eine Bank, auf der zwei Mädchen saßen. »Dort könnt ihr sitzen«, sagte sie. »Wir haben keine Bücher, Stifte und kein Papier. Wir haben nicht mal Kreide für die schwarze Tafel. Deswegen müsst ihr euch alles ganz genau merken. Setzt euch jetzt.«
    Das war der Tag, an dem sie in die Schule kamen. Abends, als sie sich hingelegt hatten, konnte Sofia nicht einschlafen. Vorsichtig schlich sie aus der Hütte und blies in die Glut, bis die Flammen erneut aufflackerten. Irgendwo hörte sie Trommeln. Um sie herum zirpten unsichtbare Grillen. Sie sah tief ins Feuer. Ihr war, als ob sie Muazenas Gesicht erkennen könnte in den Flammen. Und Papa Hapakatanda. Sie meinte, er lächelte ihr zu. Sie starrte ins Feuer und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Vielleicht konnte man beides gleichzeitig tun? Lachweinen? Die Flammen tanzten in der Dunkelheit. Sofia dachte an all die ungenutzten Tage, die vor ihr lagen. Muazena hatte sie mit Maispflanzen verglichen, die hell werden sollten. Es gab auch noch etwas anderes als Monster, die in der Dunkelheit lauerten. Das Leben war so viel mehr. Und sie war froh.

4.
    Einige Tage nachdem Maria und Sofia in der Schule angefangen hatten, kam José-Maria und sagte, alle Neuankömmlinge sollten sich am Abend versammeln. Die Mädchen sollten auch Lydia ausrichten, dass alle zu diesem Treffen kommen mussten. Maria bekam einen Schreck. »Vielleicht dürfen wir nicht hier bleiben«, sagte sie.
    »Warum sollten wir das nicht dürfen?«, antwortete Sofia. »Sie lassen uns doch nicht erst in die Schule gehen, wenn wir dann nicht bleiben dürfen.« Sie waren auf dem Heimweg von der Schule.
    »Vielleicht gibt es auch hier Banditen?«, fragte Maria. »Vielleicht müssen wir alle weg?« Sofia fand, dass Maria manchmal allzu viele Fragen stellte. Warum sollte sie, die Jüngere, alle Fragen beantworten?
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Frag nicht mehr.«
    Am Abend, in der Stunde der kurzen Dämmerung, als die Sonne über dem Fluss sank, versammelten sich alle am Brunnen, der mitten im Dorf lag. José-Maria kletterte auf eine Kiste, damit ihn jeder sehen konnte. Dann erzählte er von den Minen.
    »Wenn ihr zu den Äckern geht oder zum Fluss, dürft ihr nur die ausgetretenen Pfade benutzen«, sagte er. »Dort seid ihr sicher. Nehmt keine Abkürzungen. Überall sind Minen vergraben. Wir wissen nicht, wo sie sind. Wir wissen nur, dass sie da sind.«
    »Was ist eine Mine?«, fragte Maria.
    Sofia zischte, sie solle still sein. »Ich weiß es nicht«, flüsterte sie. »Red nicht so viel. Hör lieber zu.«
    »Minen sind Bomben, die man in der Erde vergraben hat«, fuhr José-Maria fort. »Man kann sie nicht sehen. Tritt man mit dem Fuß auf die Erde darüber, dann explodiert die Mine. Ein Bein kann abgerissen werden. Man kann blind werden. Man kann sogar sterben. Benutzt nur die Pfade. Nehmt niemals Abkürzungen, wie eilig ihr es auch haben mögt.« Dann fragte er, ob sie es verstanden hätten. Alle nickten. Sie würden nur die Pfade benutzen. Sie würden keine Abkürzungen nehmen, wie eilig sie es auch haben mochten.
    Auf dem Heimweg fuhr Lydia fort sie zu ermahnen. Sofia war es, als ob Monster in der Erde vergraben wären, die dort warteten und auf sie lauerten. Dann dachte sie, es wären Krokodile. Erdkrokodile, die nur darauf warteten, ihre Zähne in ihr Bein zu schlagen. Lydia ermahnte sie. Dann ermahnte Maria Sofia. Und Sofia ermahnte Alfredo. Immer auf den Pfaden bleiben. Niemals Abkürzungen nehmen.
    Am Abend, als sie ihren Maisbrei gegessen hatten, sah Sofia, dass es Vollmond war. Ihr fiel ein, dass Vollmond gewesen war, als sie ins Dorf gekommen waren. Sie wohnten schon einen Monat hier. Sie wusste nicht genau, was ein Monat war. Ein Monat war länger als ein Tag und länger als eine Woche. Aber es war weniger als ein Jahr. Wie viele Vollmonde es her war, seit sie aus dem Dorf fortgezogen waren, in dem Hapakatanda, Muazena und alle Hunde tot lagen, wusste sie nicht. Die Zeit war etwas Merkwürdiges. Es gab sie und es gab sie nicht.
    Die Tage waren lang. Häufig schliefen Maria und Sofia ein, sobald sie abends gegessen und Lydia geholfen hatten aufzuräumen. Sie standen bei Sonnenaufgang auf. Dann war Lydia schon zu den Äckern gegangen. Sie zogen Alfredo an, gaben ihm ein wenig zu essen von dem, was vom letzten Abend übrig geblieben war. Dann fegte Sofia in der Hütte und draußen, während Maria Alfrede zu einer Frau

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