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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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wurde oft Septimus genannt. Sixtus, Septimus, Octavius und so weiter. Und in der Mitte des Forums steht ein großer Triumphbogen.«
    Er war nicht zu übersehen - ein massiver steinerner Regenbogen. Aber was sollte so ein Bauwerk mit einer römischen Familie zu tun haben? »Und?«
    »Und«, äffte er mich nach, »das ist der Triumphbogen von einem von Roms größten Kaisern und Baumeistern. Er hat das imperium -Konzept erstellt, das der Marmorboden des Pantheons versinnbildlicht. Und er war ein Anhänger von Sol Invictus, der unbesiegbaren Sonne. Das Symbol dieses Kults fand sich sogar auf seinen Münzen wieder. Was meint Ihr, wie sein Name lautet?«
    Endlich brachte er die Dinge auf den Punkt.
    »Septimus Severus«, schloss er triumphierend. »Die Sieben treffen sich unter seinem Bogen. Unter dem siebten Sohn. Und außerdem prangt auf dem Bogen ein eingemeißeltes Bild der Göttin Venus. Erinnert Ihr Euch? Und Venus in ihrer bezaubernden Schönheit verleiht allem Glanz, was zum Vorschein kommt. Es besteht kein Zweifel, wir haben den richtigen Treff punkt gefunden.«
    Ich war mir da nicht so sicher, änderte meine Meinung aber, als wir auf den Bogen zugingen und vor uns plötzlich ein seltsam gekleideter, Furcht einflößend wirkender Soldat auf uns zutrat. Er trug einen Umhang, der bei Tageslicht hellrot leuchten musste, im fahlen Mondlicht aber dunkelrot wie Blut schimmerte. Auf seiner Brust prangten ein Mond und ein Stern - heute Nacht schienen wir den Himmelskörpern einfach
nicht entkommen zu können. Auf seinem Kopf saß ein Helm mit einem steifen Borstenkamm, der mich an einen Pferdestriegel erinnerte. Madonna.
    Ich blickte mich verstohlen um, während wir über die Bodenfliesen trotteten, und bemerkte, dass alle Ein- und Ausgänge gleichfalls von Soldaten bewacht wurden. »Und was jetzt?«
    »Jetzt machen wir uns bemerkbar, denke ich«, flüsterte mein Begleiter, der sich seiner Sache mit einem Mal gar nicht mehr so sicher zu sein schien.
    »Was sind das für merkwürdige Wachposten?«
    »Es ist unglaublich, aber das Rad der Zeit scheint sich zurückgedreht zu haben. Der Mond und der Stern auf der Brust, der rote Umhang, der Zenturiohelm - das ist die Uniform der Prätorianergarde!«
    »Der was?«
    »Die Prätorianer waren einst die Leibwächter der römischen Kaiser. Die Garde wurde im dritten Jahrhundert aufgelöst, aber wie es aussieht, hat jemand sie wiederaufleben lassen.«
    »Jesu«, schnaufte ich. Der prahlerische Don Ferrante hegte scheinbar eine noch höhere Meinung von sich selbst, als ich bislang gedacht hatte.
    Bruder Guido achtete nicht auf mich, denn wir waren bei dem ersten Wächter angelangt, der seinen Spieß hob, als er uns sah - aber grüßend, nicht drohend; er schien zu wissen, dass wir kommen würden.
    »Signore della Torre«, sagte er. »Geht nur weiter. Ihr werdet bereits erwartet.«
    Ich wollte ihm folgen, doch der Wachposten hielt mich zurück. »Ihr nicht, Herrin.«
    Ich erhob keine Einwände, denn ich hatte sofort erkannt, dass meine weiblichen Reize bei diesem Mann nicht verfangen würden. Der Soldat wirkte im Mondlicht wie aus Stein gemeißelt; er sah mich nicht einmal an, sondern starrte unbewegt auf irgendeinen Punkt in der Ferne. Bruder Guido wandte sich ab,
und ich fragte mich einmal mehr, ob ich ihn je wiedersehen würde.
    Als hätte er meine Gedanken gelesen, drehte er sich um, trat auf mich zu, als wolle er mich umarmen, und raunte mir zu: »Wenn ich nicht zurückkomme, geht Ihr zum Castel zurück und von dort zum Vatikan. Stellt Euch unter den Schutz Seiner Heiligkeit, dann kann Euch nichts geschehen.«
    Ich spürte, wie mich Tränen in der Kehle zu würgen begannen. Da ich fürchtete, sie nicht zurückhalten zu können, wenn ich den Kopf zu tief senkte, nickte ich nur leicht, dann sah ich Bruder Guido nach, bis er im Schatten hinter dem Bogen verschwunden war, und zog mich in die steinerne Halle zurück, um dort auf ihn zu warten.
    Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Ich betrachtete die Steine und die Soldaten, die sich nicht von der Stelle rührten und deren Mienen unbewegt blieben, egal wie lange ich sie anstarrte. Aber ich konnte nicht viel länger als eine halbe Stunde gewartet haben, denn ich hörte die Glocke der Basilika nur zweimal läuten. Doch inzwischen verstand ich, warum dieser Ort ideal für ein Treffen der Sieben war, denn unter dem Septimus-Severus-Bogen konnte sie niemand belauschen, und etwaige Spione würden, selbst wenn es ihnen gelang, sich an den

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