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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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nach Florenz zurückgekehrt ist, denn er hat mich ja hier aufgesucht, und ich habe ihn fortgeschickt. Ich habe seinen Namen lange nicht gehört und schon gedacht, er sei totdie Krankheit habe ihn verzehrt. Doch dann wurde er erneut gesichtet, gleichfalls hier in Florenz, und aus diesen wenigen kurzen Momenten entstand wohl die Legende, die sich um ihn rankt und mit der Mütter ihren Kindern drohen. Aber man munkelt auch, er wäre der geschickteste gedungene Mörder der Welt. Er kann nicht sprechen, denn die Lepra hat seinen Kiefer zerfressen. Wenn man in sein entsetzlich entstelltes Gesicht blickt, blickt man in das Antlitz des Todes, denn wenn er das Tuch, hinter dem er es verbirgt, wegzieht, sterben seine Opfer entweder vor Angst, oder er schneidet ihnen wie Schweinen die Kehle durch.«

    Enna. Bembo. Bruder Remigio.
    »Wie kann er trotz seiner schweren Krankheit so... so erfolgreich arbeiten?«, keuchte ich, obwohl ich mich vor der Antwort fürchtete.
    Der alte Mann heftete seinen ruhigen Blick auf mich. »Weil er bereits tot ist, Kind.«
    Das Blut gefror mir in den Adern. Ich hatte recht gehabt, als ich den Aussätzigen in der Nacht in Rom für ein Phantom gehalten hatte. »Er ist... ein... Geist?«
    Wieder erklang das trockene Kichern, diesmal mit einem Anflug von Galgenhumor. »Nicht ganz. Ich meinte damit, dass er früher oder später sterben wird. Für ihn gibt es keine Rettung mehr, deshalb hat er auch nichts mehr zu verlieren. Er ist der Ansicht, Gott habe sich von ihm abgewandt, deshalb führt er seine Aufträge mit absoluter Erbarmungslosigkeit aus. Er ist der perfekte Mörder; stumm, daher kann er die Männer, die ihn anheuern, nicht verraten, und er kann überall hingehen, ohne behelligt zu werden, denn wer würde schon einem Unreinen in den Weg treten oder ihn am Ärmel zupfen oder gar am Arm packen, um ihn festzuhalten?«
    Mir wurde schlecht vor Entsetzen. »Dann sind wir verloren.«
    »Im Gegenteil. Ich denke, Ihr seid sicher, vorerst jedenfalls.«
    Er hatte gut reden. »Wie kommt Ihr denn darauf?« »Wenn Cyriax Melanchthon euch beide umbringen wollte, dann wärt ihr jetzt schon tot.«
    Die Worte hallten von den Wänden wider wie das Läuten einer Totenglocke. Bruder Guido ergriff endlich das Wort.
    »Was will er dann von uns?«
    »Wie es aussieht, folgt er euch im Moment nur. Warum, kann ich nicht sagen. Aber wir können nur hoffen, dass eure falsche Identität euch schützt. Wenn herauskommt, wer ihr wirklich seid - nur der Himmel weiß, was dann passiert.«
    Als wollte sie diese aufmunternden Worte unterstreichen, meldete sich die Glocke der Pazzi-Kapelle erneut zur Wort und rief uns zur Hochzeit ihres alten Feindes, und dann gesellte
sich ein neuer Ton hinzu. Die Familienkirche der Familie Medici, San Lorenzo im fernen Viertel Santa Maria Novella, begann kontrapunktisch zu klingen, bis die beiden Rivalen endlich zu einem harmonischen Rhythmus fanden. Die Zeit verrann, und wir beeilten uns, uns von Nikodemus von Padua zu verabschieden und ihm zu danken.
    »Komm bald wieder heim zu uns, mein Sohn«, sagte der alte Mann, nachdem er uns zur Tür begleitet hatte und nun in das grelle Sonnenlicht blinzelte.
    Bruder Guido schüttelte den Kopf. »Dieses Kloster ist nicht länger mein Heim. Ich werde nie mehr hierher zurückkehren.« Feste Entschlossenheit, aber auch großer Kummer schwangen in seiner Stimme mit, und wieder keimte Mitleid in mir auf. Die hellen Augen des Kräuterkundigen forschten in denen des jüngeren Mannes.
    »Doch, das wirst du - eines Tages.« Er ergriff Bruder Guidos ausgestreckte Hand, womit ich gerechnet hatte. Ich rechnete allerdings nicht damit, dass er sich umdrehen und auch die meine nehmen würde.
    Aber er tat es.

3
    Florenz war ein einziges Farbenmeer.
    Nach dem strengen Schwarz und Weiß des neapolitanischen Hofes war ich von meiner leuchtend bunten Stadt fast geblendet. Wir schritten mit so viel Pomp, wie es unser provisorisches Gefolge erlaubte, durch die Straßen. Überall sah ich Farben aufblitzen, die ich in der schwarzweißen Welt, die wir hinter uns gelassen hatten, so vermisst hatte. Die vier Novizen an unserer Seite trugen rosen- und bernsteinfarbene Livreen, und da wir keine pisanischen Banner zur Verfügung hatten,
hatte Bruder Guido sie gebeten, sich orange und rot gemusterte Halstücher - die Farben der della-Torre-Hahnenmannschaft - umzubinden, die wie Fahnen hinter ihnen her natterten. Wir passierten den hoch über uns aufragenden Duomo. Sogar dieses

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