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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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und ich würde bald als Mörderin verfolgt und gesucht werden, wenn dies nicht bereits der Fall war.
    Ich brauchte eine zweite Option. Sicherheit. Einen Zufluchtsort.
    Zuflucht? Das Wort hallte wie Glockengeläut in meinen Ohren wider. Wer hatte mir heute doch gleich einen Zufluchtsort
angeboten? Gesprächsfetzen schwirrten wie Motten in meinem Kopf umher. Plötzlich sah ich meinen Weg glasklar vor mir, ich wusste, wohin ich mich wenden würde. Gottes Haus stand allen Menschen offen. Jederzeit.
    Ich lenkte meine Schritte auf das Kloster Santa Croce zu, um mich dort Hilfe suchend an den einzigen Mann zu wenden, der auf die Berührung meiner magischen Hände nicht reagiert hatte.

6
    Ich wusste drei Dinge über Santa Croce.
    Fatto uno : Dante liegt nicht dort begraben. Sein Leichnam ruht in Ravenna, aber sie stellen sein Grab in der Kirche von Santa Croce zur Schau, weil diese seit einiger Zeit zum Mausoleum für die berühmtesten Söhne von Florenz geworden ist. Aber ausgerechnet derjenige, den die Florentiner am stärksten verehren, müsste eigentlich in Ravenna verehrt werden. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Kirche ein einziges großes Schmierentheater betreibt.
    Fatto due : Das Kloster wimmelt von wohlmeinenden Franziskanern wie dem Bruder, den ich suchte. Mir scheint, Franziskaner leisten draußen in der Welt weit mehr Hirtenarbeit als ihre weitaus furchteinflößenderen Brüder, die strengen Dominikaner von Santa Maria Novella auf der anderen Seite der Stadt; sie kümmern sich um die Armen, die Aussätzigen und alle anderen vom Schicksal Benachteiligten. Ich werde euch verraten, woher ich weiß, dass die Franziskaner wesentlich zugänglicher sind als die schwarzen Dominikanerkrähen - ihr Kloster habe ich nämlich schon oft besucht, wohingegen ich noch nie einen Fuß in das Innere von Santa Maria Novella gesetzt habe, und das führt mich zu...

    Fatto tre : Der Torwächter von Santa Croce hieß Bruder Malachi und vermittelte mich gelegentlich an die Mönche im Kloster. Schockierend, ich weiß, aber das Fleisch ist schwach, wenn der Willy willig ist, und selbst diejenigen, die eine echte Berufung verspüren, neigen dazu, ihren Herrn über die Aussicht auf eine vergnügliche Stunde zwischen den Bettlaken vorübergehend zu vergessen. Daher kannte ich Malachi gut und hoffte nur, dass dieser frömmelnde Schleimer auch heute Abend Dienst am Tor versah.
    Die große Piazza von Santa Croce lag dunkel und verlassen da, selbst von den Tauben, die tagsüber dort gurrten und pickten, war nichts zu sehen. Die Kirche ragte riesig und drohend vor mir auf, das Tor glich einem dunklen, klaffenden Maul, das einzelne runde Fenster dem Auge eines Zyklopen. Ich wandte den Blick davon ab, weil ich ohnehin schon vor Angst zitterte, und steuerte auf die kleine Tür in der langen hohen Mauer zu, die zu dem Kreuzgang führte. Malachi döste dort vor sich hin, wachte aber auf, als ich durch das Gitterwerk griff, um an seiner Kutte zu zupfen, und meine Brüste gegen die schmiedeeisernen Schnörkel presste. Er glotzte mich so lüstern an, als habe er von mir geträumt und könne es kaum fassen, dass sein Traum wahr geworden war. Sein anzügliches Grinsen brachte mir einmal mehr zu Bewusstsein, was für ein Widerling er war, und ich rief mir einen der drei lateinischen Aussprüche ins Gedächtnis, die ich kannte: Cucullus non facit monachum; die Kutte macht keinen Mönch. (Auf die anderen beiden komme ich später zu sprechen, im Moment bin ich zu sehr damit beschäftigt, meine Haut zu retten.)
    »Ich grüße Euch, Bruder Malachi. Ist Bruder Guido da?«
    Der widerwärtige Mönch reckte sich, ließ einen krachenden Wind streichen und lehnte sich gegen das Tor. »In Santa Croce gibt es mehrere Brüder dieses Namens, Chi-Chi. Willst du sie alle auf einmal bedienen oder lieber nacheinander?«
    Er ging mir jetzt schon entsetzlich auf die Nerven. Ich war an diesem Abend ein Dutzend Meilen zu Fuß gegangen,
hügelaufwärts nach San Miniato, dann wieder hinunter nach Santa Croce und hatte darüber hinaus zwei Tote gefunden, von denen ich einen gemocht hatte und den anderen nicht. Ich war nicht wegen fleischlicher Freuden hergekommen, sondern um einen Zufluchtsort zu finden, daher zermarterte ich mir den Kopf, um auf den Nachnamen des Mönches zu kommen. Er hatte irgendetwas mit einem Turm zu tun. »Della Torre.« Ja, genau so lautete er.
    Malachis Brauen verschwanden fast unter dem Saum seiner Kapuze. »Tatsächlich? Der Pisaner? Den habe ich

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