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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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vielleicht?«
    Mein Begleiter zuckte die Achseln. »Einen Versuch ist es wert. Dieses Grab verrät uns nichts.« Er legte eine Hand auf das schrumplige Hinterteil des Heiligen - nicht ohne Zuneigung, aber ich stellte einmal mehr schockiert fest, wie weit er sich vom Klosterleben entfernt hatte. Der Mönch war jetzt ein Soldat, er hatte den Rest seines Glaubens zusammen mit seiner Kutte abgelegt und war nicht nur in eine neue Rüstung, sondern zugleich auch in eine neue Persönlichkeit geschlüpft.
    Wir traten in die große Kirche hinaus und sahen uns um. Die Lampe des Sakristans schimmerte in der Ferne wie ein Glühwürmchen. Das Innere wurde von Hunderten von Votivkerzen erleuchtet, Licht war also kein Problem. Das Problem bestand darin, dass es uns an Inspirationen mangelte. Wir suchten das Kirchenschiff gründlich ab, wobei wir uns bemühten, den Eindruck interessierter Besucher zu erwecken. Nach einer Weile begann der Sakristan die Kerzen zu löschen, die Dunkelheit kroch stetig und unaufhaltsam auf uns zu und drohte uns zu umschließen, bis wir uns vorkamen wie auf einer Lichtinsel inmitten einer finsteren Höhle. Endlich stieß ich auf ein besonders schönes Altarbild, auf dem seltsame Tiere zu sehen waren. Ich sah sich aufbäumende Pferde, Drachen und eine große
Anzahl anderer bizarrer Geschöpfe und rief meinen Begleiter zu mir herüber.
    »Hier«, sagte ich. »Hier haben wir Tiere. Sind Schlangen dabei? Hilf mir suchen, vier Augen sehen mehr als zwei.«
    Wir betrachteten das Bild eingehend, konnten aber nichts entdecken, was Ähnlichkeit mit der Sforza-Schlange hatte.
    Niedergeschlagen berührte Bruder Guido mich am Arm. »Wir sollten gehen. Es kann nicht mehr lange dauern, bis mich der nächste Wachposten ablösen kommt, und wenn ich nicht im Turm bin, gibt es ein großes Geschrei.«
    »Und wenn ich nicht da bin ein noch größeres«, stimmte ich zu.
    Als wir auf die große Tür zugingen hielt ich den Blick auf das Licht des Sakristans gerichtet. Erinnerte mich an das, was er gesagt hatte. Und blieb abrupt stehen.
    » Madonna . Wir sind wirklich blind!«
    Ich legte eine Hand auf Bruder Guidos Brustharnisch, um ihn zurückzuhalten. »Da haben wir wie die Schweine im Mist gewühlt, und die ganze Zeit lang hat er uns die Antwort geliefert.«
    »Wer? Der Sakristan? Inwiefern?«
    »Er fragte, welche Reliquie wir sehen wollten, den Heiligen oder eine andere, das Wort, das wie ein Niesen klang.«
    »Stimmt. Das hat er getan.«
    »Psst. Und er hat nach unten geblickt. Er hat das Nieswort gesagt und dabei auf die Schlange hinuntergeblickt, auf das Siegel, das du ihm gezeigt hast. Also gibt es hier noch eine andere Reliquie, die, die mit N anfängt, und die hat etwas mit einer Schlange zu tun.«
    Er nickte. Seine Augen glühten wieder. »Da ist noch etwas«, flüsterte er drängend. »Viele Pilger, die hierherkommen, wollen den Heiligen sehen, nicht wahr?«
    »Richtig.«
    »Aber uns hat er eine Wahl angeboten. Weshalb?«
    »Keine Ahnung.«

    »Er ist schon einmal darum gebeten worden. Und dieser andere Besucher hat sich auch mit dem Sforza-Siegel ausgewiesen!«
    »Wie meinst du das?«
    »Wir sind nicht die Einzigen, die nach diesem Ding suchen. Komm mit.«
    Wir traten auf den alten Mann zu und winkten ihn zu uns. »Die Dogaressa hat zu dem Heiligen gebetet und Eure Kirche bewundert. Sie wird Euch gegenüber Eurem Abt lobend erwähnen und ihm sagen, dass es ihr eine Ehre war, alle Sehenswürdigkeiten der Basilika zu besichtigen.«
    Der alte Mönch strahlte. Ich wartete darauf, dass Bruder Guido auf die zweite Reliquie zu sprechen kam, aber ich wartete vergebens.
    »Wir werden uns jetzt verabschieden. Bitte nehmt das für die Armen.«
    Er hielt dem Sakristan einen mailändischen soldi hin; zweifellos eine der Münzen, mit denen er seinen Sold ausbezahlt bekam. Ich verspürte einen Anflug von Rührung, aber als der Mönch die Münze entgegennahm, trat ich meinem Freund kräftig auf den Fuß. Ich konnte es nicht glauben, dass er gehen wollte, ohne die entscheidende Frage gestellt zu haben. Aber ich hätte mir keine Sorgen zu machen brauchen.
    »Die Dogaressa hat sich sehr gefreut, alle Schätze Eurer Kirche bewundern zu dürfen«, wiederholte er mit derselben Betonung auf »alle«.
    »Oh, aber... alle hat sie ja noch gar nicht gesehen«, widersprach der Sakristan. »Ich kann nicht zulassen, dass die Dogaressa uns verlässt, ohne einen Blick auf Nehushtan geworfen zu haben.«
    Da war das Wort wieder. Ich nahm meinen Fuß

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