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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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von dem Bruder Guidos, und wir folgten dem Sakristan zu einer abgelegenen Ecke links vom Kirchenschiff, wo eine prächtige Säule ganz allein für sich stand, als gehöre sie in eine andere Zeit und an einen anderen Ort.

    »Eine sehr schöne byzantinische Säule«, erklärte der Sakristan stolz.
    Bruder Guido fasste meine Enttäuschung in Worte. »Und das ist es? Ni-husch...«
    »Nehushtan?« Der Sakristan lächelte. »O nein. Ihr müsst nach oben schauen.«
    Als er das sagte, wusste ich, dass wir am richtigen Ort waren, noch ehe ich sah, worauf er zeigte.
    Oben auf der Säule lag, zusammengerollt und zum Angriff bereit wie das Sforza-Symbol, eine große Bronzeschlange, die im Licht der restlichen Kerzen sanft schimmerte - in genau demselben Kupferton wie Merkurs Stab in der Primavera.
    Ich brannte darauf zu erfahren, was es mit dieser Kreatur auf sich hatte, wusste aber dank der vielen Monate, die ich mit meiner Mutter verbracht hatte, dass eine hochrangige Edelfrau einen einfachen Mönch nie von sich aus direkt ansprechen würde.
    Aber ich wusste auch, dass ich es getrost Bruder Guido überlassen konnte, die richtigen Fragen zu stellen, und er enttäuschte mich nicht.
    »Etwas Derartiges habe ich noch nie gesehen. Sagt mir doch bitte, was diese Schlange zu bedeuten hat. Die Dogaressa würde es sicher gerne wissen.«
    »Wir können uns wahrhaft glücklich schätzen«, erwiderte der alte Mann. »Dieses Artefakt kam durch viele Länder und über viele Meere aus dem Heiligen Land der Bibel zu uns und stammt auch aus dieser Zeit.«
    »Aha, dann hat es vielleicht etwas mit Aarons Stab zu tun, der sich in eine Schlange verwandelte?«, versuchte Bruder Guido ihm weitere Informationen zu entlocken. »Ich dachte, Aarons Schlange sollte am Tag des Jüngsten Gerichts in das Tal Joschafat zurückkehren und nicht in einer Mailänder Kirche aufbewahrt werden, auch wenn sie noch so schön ist.«
    Der Mönch musterte ihn scharf, und ich trat ihm kurz gegen das Schienbein. Für einen gemeinen Soldaten in Ludovicos
Armee, und mochte er noch so fromm sein, war er entschieden zu bibelfest.
    »Ihr kennt die Bibel gut«, stellte der alte Mann dann auch prompt fest, doch es klang nicht argwöhnisch, sondern anerkennend. »Es freut mich, dass sich Il Moro auch um Euer Seelenheil sorgt. Aber die Geschichte dieser Schlange finden wir in einem anderen Kapitel und Vers der Heiligen Schrift. Nehushtan hat mit dem anderen Bruder dieser gesegneten Familie zu tun - mit Moses, nicht mit Aaron. In der Wüste irgendwo in der Nähe von Punan begannen sich die Israeliten über ihr schweres Los zu beklagen. Gott, den ihr mangelnder Glaube und ihre Undankbarkeit erzürnten, schickte ihnen zur Strafe giftige Schlangen. Dann befahl er Moses, der für das Volk darum gebeten hatte, eine kupferne Schlange anzufertigen, die die Kinder Israels nur ansehen mussten, um von den Schlangenbissen geheilt zu werden. Wenn Ihr gestattet, werde ich die Textstelle heraussuchen.«
    Er schlurfte zu einem Chorpult in Form eines Adlers mit ausgebreiteten Schwingen und nahm eine große Bibel herunter. Wir wechselten einen Blick, als er damit zu uns trat und die gelblichen Seiten umzublättern begann. Ich sah, dass es Bruder Guido in den Fingern juckte, ihm die Suche abzunehmen, doch dann fand der Sakristan die Stelle endlich.
    »Hier ist es, wie ich dachte. Im vierten Buch Mose wird im Zusammenhang mit Moses eine archaische Bronzeschlange erwähnt:
    Da sandte der Herr feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, und viele aus Israel starben.
    Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den Herrn und wider dich geredet haben. Bitte den Herrn, dass er die Schlangen von uns nehme. Und Mose bat für das Volk.
    Da sprach der Herr zu Mose: Mach dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben.

    Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben. Und der Kindkönig Hiskia nannte sie Nehushtan.«
    Er verstummte, und wir blickten alle zu der Schlange auf; eine merkwürdige Dreieinigkeit aus Dirne, Soldat und Mönch; zusammen ebenso sündig und fromm wie jene, die sie in diesem verwünschten Tal angesehen hatten.
    »Bruder«, flüsterte mein Freund schließlich mit mühsam unterdrückter Erregung, »wollt Ihr damit wirklich sagen, dass dies Nehushtan ist? Tatsächlich die Schlange,

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