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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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den Anschluss zu verlieren. Noch immer sagte er kein Wort. Ich brannte darauf, seine Deutung der letzten Worte seines Onkels zu hören. Was war Muda? Und wie sollte Bruder Guido »dem Licht folgen«. War das der Segen seines Onkels für Bruder Guidos gewählten Weg - den zum heiligen Licht Gottes und ein Leben im Schoß der Kirche? Ich wagte nicht zu fragen. Erstens hielt mich Guidos in sich gekehrtes Benehmen davon ab, und zweitens wusste ich nicht, wie viel der Söldner seines Onkels von dem, was passiert war, erfahren sollte. Also trottete ich ihnen
schweigend hinterher, und bald erreichten wir unser Ziel: zwei durch einen Bogen miteinander verbundene, sich völlig gleichende große Häuser. In den Verbindungsbogen war eine Uhr eingelassen. Ich hätte dieses Wunder gern länger bestaunt, aber Bruder Guido ließ mir keine Zeit dazu. Wir betraten das Haus, erklommen eine dunkle Treppe und gelangten in eine luxuriös eingerichtete Zimmerflucht, mehrere aneinandergrenzende Räume, die fast prächtiger als der della-Torre-Palast selbst waren und die zu bewohnen ein Student eigentlich nicht das Recht hätte haben dürfen. Die Ausstattung des Raumes, in dem wir standen - die Seidenkissen, die vergoldeten Kerzenhalter, die schweren Samtvorhänge - waren das Erste, was ich registrierte.
    Qualcosa due : Auf einer Liege räkelte sich ein weißhäutiger, teigiger junger Mann.
    Qualcosa tre : Auf besagtem jungem Mann lag ein kleiner, ebenholzschwarzer Junge, dessen Kopf sich über der Leistengegend des Älteren ruckartig auf und ab bewegte.
    Ich glaube, Bruder Guido, unschuldig, wie er war, begriff nicht sofort, was hier vorging. Aber ich senkte den Kopf, um ein Lächeln zu verbergen, und im selben Moment stieß Tok ein gutturales Lachen aus, das er rasch in ein Hüsteln verwandelte. Es war das erste Mal, dass er einen Anflug von Humor zeigte, und als wir einen belustigten Blick wechselten, begann ich ihn fast zu mögen.
    Das Paar auf der Liege richtete sich auf und löste sich voneinander, und Niccolo Gherardesca della Torre (denn er war es und kein anderer) stopfte seinen Schwengel beiläufig in die Hose zurück und begrüßte uns so unbefangen, als habe er nichts Schlimmeres getan als einen spätabendlichen Aufsatz zu verfassen. Der Junge, der nicht älter sein konnte als acht, huschte aus dem Raum, wobei er uns aus seinen mandelförmigen Augen einen giftigen Blick zuwarf.
    »Nun, Guido«, näselte Niccolo. »Oder soll ich Bruder Guido sagen? Du bist also endlich gekommen, um deinem Vetter
deine Aufwartung zu machen. Tok berichtete mir, du würdest unsere schöne Stadt besuchen. Eigentlich hätte ich dich früher erwartet.«
    Ach ja? Ich hatte Tok eigentlich nicht unbedingt für einen geselligen Burschen gehalten, aber scheinbar war er fleißig hin und her gelaufen, um den Erben seines Herrn über alles, was wir taten, auf dem Laufenden zu halten. Nun brauche ich, wie ihr wisst, nie lange, um mir eine Meinung zu bilden, und ich mochte Niccolo auf Anhieb nicht. Die Familienähnlichkeit war unverkennbar, aber mir kam es so vor, als hätte ein unbegabter Künstler versucht, Bruder Guidos Gesicht zu malen und sein Werk dann im Regen stehen gelassen. Niccolos Züge waren stumpf und unregelmäßig, die edle Nase eckig, das Kinn so schwach, dass es fast im Hals des Studenten verschwand, die Lippen unnatürlich rot, ständig feucht und formlos, und der Mund war von kleinen weißen Flecken umgeben, die von einem ungesunden Lebenswandel zeugten. Seine Stimme brach ständig, wenn er sprach, schwankte wie ein Wetterhahn zwischen der eines Jungen und der eines Mannes. Er verströmte einen falschen Charme und die Bosheit eines Kindes. Obwohl er jünger war als sein Vetter, bekleidete er nichtsdestotrotz einen höheren Rang als der Mönch, und Bruder Guido verneigte sich pflichtgetreu, aber sichtlich widerstrebend vor ihm. Doch seine Worte glichen Dolchstichen. »Und ich, Vetter, hatte eigentlich erwartet, dich gestern Abend bei dem Fest im Haus meines Onkels zu sehen.« Er spie den Satz, der den Jungen an seine Pflichten erinnerte, förmlich aus.
    »Ach ja, das Fest. Ich war leider verhindert.« Niccolos helle Augen, die im Vergleich zu dem Sommerblau meines Freundes winterlich blass und wässrig wirkten, wanderten zu der Tür, durch die der Lustknabe verschwunden war. »Aber ich hoffe, meine Abwesenheit hat dir weder das Fest noch das vorangegangene Turnier verdorben.« Tok hatte in der Tat eifrig Informationen überbracht. »Und wer

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