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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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ganze Reihe von Faktoren. Rom ist auf sieben Hügeln erbaut, und wie wir inzwischen herausgefunden haben, ist die Zahl Sieben - das Bündnis von sieben Männern - der zentrale Punkt des ganzen Rätsels.«
    »Warum sieben und nicht acht oder neun?«, unterbrach ich ihn. »Das wollte ich Euch schon immer fragen.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Nun«, begann ich, »in der Primavera finden sich insgesamt neun Figuren, wenn man Amor mitzählt. Und bei acht davon handelt es sich um Erwachsene. Warum sind dann nur sieben Leute an dieser Intrige, diesem Bündnis oder was immer es auch sein mag beteiligt und nicht acht oder neun?«
    Bruder Guido zog sich seine Kapuze tiefer ins Gesicht, um sich vor dem Wind zu schützen. »Offen gestanden weiß ich das auch nicht genau. Vielleicht ist eine Figur dazu da, den
Betrachter in die Irre zu führen oder zählt aus irgendeinem Grund nicht.«
    »Ich vielleicht. Ich meine Flora. Florenz«, schlug ich in der Hoffnung vor, dann nicht dorthin zurückkehren zu müssen.
    »Warum gerade Flora?«
    Ich zuckte die Achseln. »Weil mein Ebenbild noch nicht vollendet war. Es hat kein Gesicht, schon vergessen? Es sei denn, Botticelli hat es aus dem Gedächtnis gemalt, was sicher schwierig sein dürfte.«
    »Nicht im Fall Eures Gesichtes. Es ist unvergesslich.« Ich war nahe daran, ein zufriedenes Schnurren von mir zu geben, merkte aber dann, dass die Bemerkung nicht als Kompliment gedacht gewesen war. Ein abwesender Ausdruck war in die Augen des Mönches getreten. »Es ist möglich, dass eine Figur weggelassen wurde oder uns täuschen soll. Aber dabei dürfte es sich schwerlich um Florenz handeln, die Heimat des Malers und seines Mäzens.« Er seufzte. »Auf jeden Fall ist die Sieben die Zahl, die Don Ferrante erwähnt hat, und die Zahl Sieben - die siebte Kreuzwegstation - hat uns in San Lorenzo die Tür zu Neapolis geöffnet. Und Rom ist, wie ich schon sagte, auf sieben Hügeln erbaut.«
    Ich nickte. »Was noch?«
    »Venus trägt ein Gewand im römischen Stil, seht Ihr? Sie ist anders gekleidet als der Rest der Frauen, die wie Hirtenmädchen oder bukolische Göttinnen in fließende weiße Frühlingsgewänder gehüllt sind.«
    Ich hatte keine Ahnung, was bukolisch bedeutete, für mich klang es wie eine Art Magenverstimmung. »Aber diese Kleider entsprechen der neuesten Mode«, protestierte ich in dem Versuch, verlorenen Boden zurückzugewinnen. »Meines zum Beispiel ist mit Blumen bemalt, das ist augenblicklich in Florenz der letzte Schrei.« Unwillkürlich dachte ich an die Tage zurück, wo meine einzigen Gedanken meinem nächsten Kunden und der Farbe meines Kleides gegolten hatten, und konnte einen wehmütigen Seufzer nicht unterdrücken.

    »Ja«, stimmte er zu, »sie entsprechen der neuesten toskanischen Mode. Aber schaut Euch Venus an, bei ihr verhält sich alles anders. Sie trägt Gewänder aus der Vergangenheit, keine weißen, durchsichtigen Schleier, sondern kräftige Farben: Rot, Blau und Gold. Keine Blumen, dafür aber einen Kopfputz aus der Zeit des alten Roms. Aus dieser Zeit stammt auch ihr Schmuck.«
    Ich sah genauer hin. Venus trug kaum Schmuck, auf jeden Fall keine Perlen. »Meint Ihr diesen Anhänger hier?« Ich zeigte mit dem Finger darauf. Der Goldanhänger auf Venus’ Brust schien im Mondlicht zu glühen. Er erschien mir sehr schlicht - eine einfache runde Scheibe, in deren Mitte eine zweite, kleinere Scheibe oder ein bernsteinfarbener Edelstein saß. Es war schwer zu erkennen, weil der Maßstab des cartone so klein war.
    »Ja.«
    »Was soll denn daran typisch römisch sein?«
    »Um ganz sicher zu sein, müsste ich das großformatige Gemälde sehen, aber der Anhänger sieht aus wie ein Medaillon des Sol-Invictus-Kults.«
    Ich musste ihn nicht um eine Erklärung bitten, mein Blick sprach Bände.
    »Ehe die Menschen Gott anbeteten, lebten sie im Rhythmus der Jahreszeiten, der Natur und des Lichts, das ihnen Leben schenkte. Sie verehrten die Sonne wie einen Gott. Ich weiß, dass uns das heute absurd erscheint, aber so war es damals eben.«
    Ich war da anderer Meinung. Mir erschien es wesentlich einleuchtender, den Feuerball anzubeten, ohne den es kein Leben auf der Erde gäbe, als einen Mann, der angeblich über das Wasser gegangen, zwei Tage lang tot gewesen und am dritten wieder auferstanden war. Aber da ich das Ausmaß von Bruder Guidos Frömmigkeit besser kannte als jeder andere, hielt ich den Mund.
    »Der Kult, der sich um Sol Invictus, die unbesiegbare Sonne,
rankte, war

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