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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
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ungewohnt anfühlten. Mit einer tief in die Stirn gezogenen Kappe würde selbst Onkel Humphrey sie nicht erkennen. Dann band sie den Beutel mit dem Salamander am Gürtel fest. Nur schade, dass sie nicht reiten konnte. Auf Arrow, Vaters Braunem, den der Onkel seit Neuestem benutzte, wäre sie sicher schnell wie ein Pfeil in der Stadt. Doch selbst zu Fuß war London nur eine Tagesreise entfernt. Das konnte sie leicht schaffen, auch wenn die Landstraße gefährlich war und überall Räuber auf Reisende lauerten. Sie hoffte, dass diese an einem Jungen ohne Gepäck und in zu großen Hosen nicht interessiert waren.
    Als Alyss wenig später lautlos aus dem Haus schlich, hatte der Regen aufgehört. Zwischen Wolkenfetzen konnte man eine helle Mondsichel erkennen.

Rotschopf

    London, Samstag, 7. September 1619
    Das Erste, was Jack erblickte, als er seine Augen am nächsten Morgen aufschlug, war ein wolkenloses, tiefblaues Rechteck. Jemand hatte die Dachluke, die sie wegen des Regens geschlossen hatten, wieder geöffnet, und man konnte sehen, dass es draußen bereits hell war. Das Unwetter der vergangenen Nacht hatte sich verzogen.
    »Kauft Pasteten, knusprig und heiß! Reife Pflaumen, süß wie Zucker! Frische Milch von glücklichen Kühen!«, drangen die Rufe der Straßenverkäufer, die jeden Morgen in der Gasse ihre Waren anboten, nach oben. Irgendwo wurde der Fensterladen einer Werkstatt laut klappernd geöffnet.
    Jack rieb sich schläfrig die Augen, als ihm plötzlich die ereignisreiche Nacht wieder einfiel. Hatte er das geträumt oder war Guy tatsächlich ohne seinen Bruder aus Bridewell zurückgekehrt? Aber wenn Ned nicht mit Guy im Heim gewesen war, wo war er dann?
    »Hallo Schlafmützen!« Im nächsten Augenblick tauchte Maggies Kopf in der Bodenklappe auf. Zur Abwechslung trugsie ihre langen blonden Haare nicht offen, sondern hatte sie mit einem blauen Seidenband am Hinterkopf zusammengebunden. »Frühstück!«
    Wie jeden Tag war sie zeitig aufgestanden, um für die Bandenkinder Essen zu besorgen. Jetzt schob sie einen Korb durch die Öffnung und kletterte hinterher. Eliza tauchte gleich hinter ihr auf, ihre Wangen vor Aufregung gerötet. In der Hand hielt sie glückstrahlend eine Orange.
    »Wenn’s nur kein Haferschleim ist«, kam Guys Stimme aus der Ecke. »Davon hab ich die Schnauze voll.« Er erhob sich von seiner Matratze und streckte gähnend seine Arme. Dann ging er auf den Strohmann zu, der wie immer in der Mitte des Dachbodens am Balken baumelte, und boxte ihn gegen die Brust. Die vielen Glöckchen, die an James’ Jacke befestigt waren, klingelten laut, während er selbst heftig hin und her schaukelte.
    »Master James.« Guy verbeugte sich grinsend, während er gleichzeitig einen imaginären Hut lüftete. »Welch Ehre, Euch wiederzusehen.« Dann sprang er wie ein hungriges Tier auf den Korb zu und riss das Tuch, mit dem Maggie den Inhalt abgedeckt hatte, achtlos zur Seite.
    Das Klingeln der Glöckchen und der Geruch nach frischem Brot hatten auch die anderen Jungen geweckt, die sich nacheinander gähnend von ihren Lagern erhoben.
    »Finger weg«, tadelte Maggie Guy und schob seine Hand weg, die bereits auf dem Laib im Korb lag. »Du musst genauso warten wie alle anderen.«
    Sie holte ein Messer vom Regalbrett an der schrägen Wand und fing an, das frische Brot und danach den Käse in acht gleich große Stücke zu schneiden. Eliza trippelte neben ihrungeduldig von einem Bein aufs andere. Sie hielt die Orange immer noch fest in der Hand, als handelte es sich um einen Schatz.
    »Kannst du sie bitte wie ’ne Blume schälen«, bat sie Maggie, als diese endlich fertig war.
    »Klar.« Das ältere Mädchen lächelte, und während die Jungen sich auf das Essen stürzten, ritzte sie die Orangenschale mit dem Messer ein. Danach löste sie die Schale geschickt von der Frucht, ohne sie ganz zu entfernen, und ordnete sie mit den Spalten wie Blütenblätter an. Als sie die Orange der Kleinen zurückgab, glich sie tatsächlich einer Dahlie. Eliza bewunderte das Kunstwerk jedoch nur einen Augenblick, bevor sie die Orangenspalten großzügig an die Bandenmitglieder verteilte.
    »Wo kommt die denn her?«, fragte Guy, während er gierig nach seinem Stück griff und es sich in den Mund steckte. »Seid ihr etwa unter die feinen Leute gegangen?« Er wischte sich den Saft mit dem Hemdärmel vom Kinn und hockte sich auf einen Strohsack.
    »Die nette Orangenfrau vom Theater hat sie mir geschenkt«, erklärte die kleine Eliza. Sie

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