Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
Vom Netzwerk:
Zug.
    »Ich habe seit deinem letzten Besuch wie ein Wahnsinniger gerackert«, meinte Humphrey Ratcliff schließlich, nachdem er das Glas auf dem Tisch abgesetzt hatte. »Habe überall nach geheimen Schatzkarten geforscht. Jedes einzelne Buch in der Bibliothek, jede Landkarte, von denen es hier massenweise gibt, überprüft. Danach habe ich jeden Winkel von Hatton Hall durchsucht. Jeden Raum vom Weinkeller bis zu den Schlafgemächern und den Kammern der Dienstboten unterm Dach. Ich habe sogar den Garten umgraben lassen. Doch alle Mühe war bisher umsonst. Ich habe absolut gar nichts gefunden. Wenn du mich fragst, täuschst du dich. Einen Schatz gibt es hier bestimmt nicht.«
    Der andere Mann schwieg immer noch, während er Rauchringe in die Luft blies.
    Einen Schatz? Suchte der Onkel tatsächlich nach einem Schatz? Wenn es hier auf Hatton Hall einen Schatz gäbe, dann würde sie es doch bestimmt wissen. Allerdings erklärte es, wieso der neue Gärtner, den Onkel Humphrey kürzlich eingestellt hatte, auf dem ganzen Gelände immer wieder Gräben aushob. Sie hatte sich schon darüber gewundert. Nur mit Mühe unterdrückte Alyss ein Husten. Der Rauch begann unerträglich in ihrem Hals zu kratzen. Doch selbst das leiseste Räuspern würde ihr Versteck hinter dem Regal verraten. Das durfte nicht geschehen. Stattdessen musste sie herausfinden, um was es hier ging.
    »Hast du das Mädchen gefragt, ob es etwas weiß?«, unterbrach der Fremde sein Schweigen, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    »Alyss? Was soll die denn schon wissen?«
    »Vielleicht wo ihr Vater seine Wertsachen versteckt hat.« Abermals zog der Besucher an seiner Pfeife. »Immerhin war sie seine einzige Angehörige. Da wäre es doch nicht ungewöhnlich, sie einzuweihen.«
    Für einen kurzen Augenblick wandte der Mann seinen Kopf leicht zur Seite und Alyss konnte im Kerzenlicht sein Profilerkennen. Beim Anblick seiner imposanten Nase, die wie der Schnabel eines Raubvogels aussah, fiel ihr das Gespräch der Jungen ein, das sie von ihrem Versteck aus belauscht hatte. Hatten sie nicht von einem Mann mit großer Nase gesprochen, der sie aus dem Weg schaffen sollte?
    »Die Göre zu befragen, kam mir bisher gar nicht in den Sinn«, gab Onkel Humphrey zu und kratzte sich verlegen an der Schläfe.
    »Na, dann würde ich vorschlagen, dass du Ralph Sinclairs Tochter erst mal verhörst, bevor wir sie für immer verschwinden lassen.«
    Alyss lief ein kalter Schauer über den Rücken. Das war tatsächlich der Häscher.
    »Es gibt bestimmte Methoden, mit denen man Antworten erzwingen kann. Aber das muss ich dir sicher nicht erklären«, fuhr der Fremde fort. »Außerdem weiß ich inzwischen aus vertraulicher Quelle genaue Einzelheiten zu dem, was wir suchen.«
    »Wieso sagst du das nicht gleich?« Man konnte an der Stimme des Onkels hören, dass er ungehalten war. »Was hast du herausgefunden?«
    »Wir suchen nach einem goldenen Salamander, nicht größer als ein Anhänger oder eine Brosche.«
    Salamander? Hatte Alyss sich da verhört? Wie konnte der Fremde davon wissen?
    »Ein goldener Salamander? Du willst mich wohl zum Narren halten. Hast du nicht gesagt es geht um wertvolle Schätze? Und jetzt sprichst du von einem kümmerlichen Schmuckstück?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass der Salamander wertlos ist.«Der Fremde blickte sich im Raum um, beinahe so, als spüre er den Blick des Mädchens in seinem Rücken. Dann beugte er sich zu Humphrey Ratcliff und flüsterte etwas in sein Ohr. Hinter dem Bücherregal im Priesterloch konnte Alyss kein Wort davon verstehen. Doch Onkel Humphreys unwirscher Blick hellte sich auf.
    »Das ist höchst interessant«, meinte er, nachdem der Fremde sich wieder zurückgelehnt hatte. »Ich werde mir das Mädchen gleich heute Abend vorknöpfen.« Er wollte die Gläser erneut mit Portwein füllen, aber der Fremde hielt seine Hand abwehrend über sein Glas.
    »Ich breche besser auf.« Er stand auf, immer noch mit dem Rücken zum Guckloch.
    »Jetzt schon? Aber es ist bald dunkel«, wandte der Onkel ein. »Zudem sieht es nach Regen aus.« Erst jetzt bemerkte Alyss, dass es in der Ferne donnerte. »Du kannst gerne hier übernachten. Oder hast du etwa vor, noch heute nach London zurückzureiten?«
    Doch der Mann ließ sich nicht überreden. »Ich habe morgen beizeiten einen wichtigen Termin. Trotzdem vielen Dank.« Er wandte sich zur Tür, hielt jedoch kurz inne und drehte sich nochmals zu Humphrey Ratcliff um. »Ich werde in einer Woche

Weitere Kostenlose Bücher