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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
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Vater nicht mehr von der Arbeit zurückgekehrt. Sein Boot war unter der Brücke, wo die Strömung als lebensgefährlich galt, verunglückt. Der Vater war ertrunken.
    »Dort ist er«, unterbrach Maggie seine Gedanken. Sie winkte freudig und rannte los.
    Am Rande des Piers lehnte ein älterer Junge lässig gegen ein großes Holzfass. Auf seinen verfilzten, braunen Haaren trug er eine Stoffmütze. Neben ihm, auf dem Deckel des Fasses, lag ein Haufen Austern. Ein Messer in der Hand, brach er gerade eine der Schalen auf und schlürfte die Auster genussvoll aus. Danach warf er die Schalen in hohem Bogen ins Wasser. Maggie blickte ihn strahlend an, dann deutete sie auf Jack.
    »Das ist er. Sein Bruder ist vor mehr als ’nem Monat verschwunden.«
    Der Junge verbeugte sich galant vor Jack.
    »Tag. Mehr als ’nen Monat sagst du.« Er pfiff durch die Zähne. »Das ist ja ewig her. Will Cooke ist erst seit zwei Wochen weg.« Er schob die Spitze seines Messers erneut in eine der Austern, öffnete sie fachmännisch und reichte sie Maggie. »Bedient euch.« Mit der Hand wies er auf die Austern. Doch bis auf Maggie lehnten alle dankend ab.
    »Wir haben die ganze Stadt nach ihm abgeklappert«, fuhr Kit fort, »doch er ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Ich dachte, du hast ’ne handfeste Spur oder ’ne Idee, was mit ihm geschehen ist.« Jack war enttäuscht.
    »Hab ich auch. Sei nicht so ungeduldig. Alles der Reihe nach«, tadelte ihn Kit, bevor er die nächste Auster schlürfte und die Schalen wieder in den Fluss warf. »Maggie hat mir erzählt, dass man deinen Bruder zuletzt auf dem Kirchhof von St. Pauls gesehen hat. Stimmt das?«
    Jack nickte.
    »Ich sag’s ja«, er blickte Maggie triumphierend an. »Das ist unsere Spur. Möchte wetten, er wurde zur gleichen Adresse wie Will geschickt.« Dann wandte er sich wieder an Jack. »Willst du wirklich keine Austern? Sie sind köstlich.«
    Jack wurde hellhörig. Hingen die beiden Fälle vielleicht doch zusammen?
    »Wo hat man denn deinen Freund zuletzt gesehen?«, fragte er neugierig.
    »Auf dem Kirchhof natürlich. Bei den Buchhändlern.«
    »Heiliges Kanonenrohr! Ich war erst heute früh dort, um einen der Typen auszuquetschen, aber sein Laden war dicht. Ich geh morgen wieder hin und knöpf ihn mir vor.«
    »Den Weg kannst du dir sparen. Ich hab mich dort bereits umgehört und weiß, wohin sie die Kinder schicken.«
    »Wohin sie die Kinder schicken?«
    »Genau, das ist die Lösung des Rätsels. Will hat öfters für die Buchhändler Botengänge erledigt. Briefe überbracht und manchmal sogar Bücher geliefert.«
    »Aber denken die nicht, dass er sich mit den Büchern davonmacht?«
    »Nein. Sie kannten Will und haben ihm getraut.«
    »Und weiter?« Jack konnte es kaum erwarten zu erfahren, was der Junge herausgefunden hatte.
    »Na, jedenfalls hat er auch vor zwei Wochen ’nen Botengang erledigt. Angeblich sollte er ’nem Kunden Bescheid geben, dass ’n Buch angekommen war. Allerdings kehrte er von diesem verflixten Botengang nie mehr zurück und niemand hat ihn seitdem gesehen.«
    Wer weiß, vielleicht hatte einer der Buchhändler Ned auch gefragt, ob er einen Botengang für ihn erledigen könnte. Selbstwenn der Mann unter dem Zeichen des schwarzen Schwans Kinder nicht leiden konnte, war es durchaus denkbar, dass einer der anderen Buchhändler den Jungen erkannt und gemeint hatte, dass er zuverlässig sei. Immerhin hatte Ned sich oft genug Bücher angeschaut, ohne sie zu stehlen.
    »Und du weißt tatsächlich, wohin sie Will Cooke und die anderen Kinder geschickt haben?«
    Kit nickte triumphierend. »Ich hab sogar die genaue Adresse.« Er schlürfte die letzte seiner Austern und leckte sich anschließend die Finger.
    »Bist du hin?«
    »Na klar. Und stell dir vor, was ich herausgefunden habe: In dem Haus wohnt ein Zauberer.«
    »Ein Zauberer?« Jack traute seinen Ohren nicht. »Du willst mich wohl veräppeln.« Langsam reichte es ihm wirklich. Am Morgen die verrückte Frau in Bedlam, die überzeugt gewesen war, dass in London Geister herumzogen, die unschuldige Kinder klauten, und jetzt der Junge hier, der von einem Zauberer sprach.
    »Nein, Ehrenwort«, erklärte dieser feierlich, die Hand auf dem Herzen. »So wahr ich hier stehe. Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Glaub mir, dort gehen seltsame Dinge vor sich. Außerdem hat die Bäckerstochter von gegenüber bestätigt, dass dort ’n Zauberer wohnt. Ich hab ihr anfangs auch nicht geglaubt. Aber dann bin ich nachts

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