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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
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gestohlen hätte, wäre das kein Problem. Sie würde sich einfach eine Portion knuspriges Fleisch kaufen und als Nachtisch einen Zuckerapfel. Das Wasser lief ihr im Mundzusammen. Doch all diese Träumereien hatten keinen Sinn, denn sie besaß keinen Penny mehr. Ob es hier im Zelt etwas zu essen gab? Wenn die Schausteller hier schliefen und ihre Requisiten aufbewahrten, lagerten sie sicher auch ihre Vorräte hier. Irgendwo musste es doch etwas Essbares geben. Neugierig blickte sie sich um.
    An einer Holzstange, die an zwei Ketten vom Dach des Zelts baumelte, waren bunte Röcke, Hosen, Hemden und Blusen aufgehängt. Eine Hose war so riesig, dass man zwei Personen gleichzeitig damit bekleiden konnte, ein Rock so winzig, dass er nur groß genug für eine Puppe schien. An einem Haken daneben flatterten mehrere glitzernde Flügel. Wenn man genauer hinsah, konnte man jedoch erkennen, dass es sich nur um Rahmen aus Draht handelte, die mit durchsichtigem Stoff bespannt und mit Perlen bestickt waren. Alyss erhob sich langsam und humpelte um die Truhe herum. Unter dem Deckel quollen Perücken, Hüte und Schuhe hervor. Vermutlich musste sich das Trio, wie im Theater, für jede Schau anders verkleiden.
    Vor der gegenüberliegenden Zeltwand war mehr Stroh auf dem Boden ausgebreitet. Darauf lagen Decken. Es sah wie ein Schlafplatz aus. Essbares gab es auch dort nicht. In der Mitte des Zelts, an einem der Pfosten, lehnte ein Köcher, in dem ein Bündel Pfeile steckte. Der Behälter war mit Muscheln verziert und sah viel schöner aus als der lederne Köcher, in dem ihr Vater seine Pfeile für die Jagd aufbewahrte. Neben dem Köcher lehnte ein großer Bogen. Alyss fuhr mit der Hand die Sehne entlang. Vater hatte versprochen, dass er ihr zeigen würde, wie man mit Pfeil und Bogen umgeht, wenn er von seiner Reise zurückkam. Doch daraus war nichts geworden.Eines Tages würde sie es trotzdem lernen, denn immerhin war Bogenschießen neuerdings auch bei den feinen Damen beliebt. Neben dem Bogen standen mehrere Speere. Gleich davor lag ein Stapel Äxte, daneben stand ein Korb, in dem Messer blinkten. Wieder begann sie zu zweifeln, ob sie hier im Zelt sicher war. Wozu brauchten reisende Schausteller so viele Waffen?
    Beinahe wäre sie über ein zusammengerolltes Seil gestolpert, das vor ihr auf dem Boden lag. Im letzten Augenblick hielt sie sich an einer Kiste fest. Sie schrie auf. Direkt vor ihr saß eine Raubkatze. Sie thronte zähnefletschend auf dem Kasten und blickte Alyss regungslos aus ihren funkelnden Augen an. Erst als sich das Tier einen Augenblick später immer noch nicht rührte, bemerkte Alyss, dass es ausgestopft war und die Glasaugen nur das Licht der Lampe reflektierten. Erleichtert atmete sie auf. Es handelte sich wohl nur um eine weitere Requisite, die für eine der Vorstellungen gebraucht wurde. Doch etwas zum Essen konnte sie nirgendwo finden.
    Wieder hörte sie lautes Klatschen und Bravorufe. Danach klar und deutlich die Stimme des Mannes, der die Schausteller zur Arbeit angetrieben und den der Riese Tubney genannt hatte. Sie kam von der anderen Seite eines Durchgangs, der mit einem Vorhang aus Perlenschnüren verhängt war. Offenbar führte er zur Bühne oder in den Zuschauerraum.
    »Nehmen Sie sich in Acht, meine Herrschaften«, kündigte der Direktor der Raritätenschau seine nächste Vorstellung an. »Der wilde Mann aus Virginia wird nicht umsonst Sassacomuwah genannt. In seiner Sprache bedeutet das ›Schlange‹. Wie eine giftige Schlange schlägt auch er zu, wenn es niemand erwartet. Sie werden Ihr Eintrittsgeld nicht bereuenund noch viele Jahre Ihren Freunden von dieser einmaligen Sensation berichten.«
    »Na, dann soll er uns endlich mal zeigen, was er kann«, rief ein Mann aus dem Publikum. Er klang, als hätte er bereits mehrere Krüge Bier getrunken. »Ich will für mein Geld auch was sehen.«
    »Genau!«, stimmte ein anderer ein. »Los, Dickerchen, lass den Menschenfresser los.«
    Tubney ignorierte die vorlauten Zuschauer und fuhr fort: »Sassa, vom Stamm der Powhatan, ist ein Künstler im Beilwerfen. Er schafft es, die indianischen Kriegsbeile präzise auf sein Ziel zu werfen, und unsere Zielscheibe wird heute die winzige Prinzessin Aurelia aus dem Land der Feen sein. Die winzigste Frau, die Sie je gesehen haben, ist gleichzeitig die tapferste. Sassa wird die Beile um die winzige Frau herum ins Holz der Zielscheibe schleudern. Doch seien Sie gewarnt. Der Indianer braucht dazu höchste Konzentration. Auch

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