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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
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immer.
    »Aber du musst zahlen, um in die Buden reinzukommen«, wandte Maggie ein.
    »Na und«, erwiderte Kit. »Das ist doch ’ne Anlage, die sich lohnt. Die Zuschauer glotzen nur zur Bühne hoch. Alles andere interessiert sie nicht. Außerdem sind die Schuppen so schlecht beleuchtet, dass sie ’nen Dieb gar nicht sehen können. Ich sag’s euch. Da gibt’s einiges zu holen. Der olle Eintrittspreis kann einem da wirklich egal sein. Du sparst sogar noch Geld, wenn du dich zwischen den Vorstellungen unter den Bänken versteckst. Da kannst du gleich mehrere zumPreis von einer sehen. Gestern war ich den ganzen Nachmittag im gleichen Schuppen und bin abends mit vollen Taschen nach Hause gegangen.«
    Inzwischen waren sie auf dem Jahrmarkt angelangt. Jack würde mit Tommy losziehen, um den Neuen weiter in der Kunst des Diebstahls zu unterweisen. Gerade wollten sie sich verabschieden, als Maggie auf eine Bude vor ihnen am Straßenrand deutete.
    »Dort zeigen sie einen Menschenfresser.« Sie schauderte. »Da würde ich nicht mal für einen Sack voll Gold reingehen.«
    Auf einem erhöhten Podium vor einer der Buden stand ein kleiner, dicker Mann, der ganz in Schwarz gekleidet war. Gerade pries er lautstark die nächste Vorstellung an.
    »Ein Menschenfresser?«, erwiderte Kit kühn. »Na und. Hat jemand Lust, mit mir zu kommen?«
    Eliza und Tommy schüttelten einträchtig ihre Köpfe. Auch Maggie hob abwehrend die Hand.
    »Ich komm mit«, erwiderte Jack kurz entschlossen. Eigentlich war ihm das auch nicht besonders geheuer, doch er wollte keinesfalls vor dem anderen Jungen als Feigling dastehen. Er zog einen Penny hervor und stellte sich an der Kasse an. »Worauf wartest du noch?«, forderte er Kit auf.
    »Und was ist mit Tommy?«, fragte Maggie. »Ich dachte, du kümmerst dich um den.« Doch Jack hörte sie nicht. Einen Augenblick später traten die beiden Jungen durch den Eingang in die Schaubude.

Der Dieb

    Sonntag, 8. September 1619
    Alyss hatte keine Ahnung, wie spät es war, als sie im Zelt der Schausteller aufwachte. An einem der Pfosten hatte man eine Lampe aufgehängt, in der eine Kerze flackerte. Das schummrige Licht warf geheimnisvolle Schatten an die Wände. Durch den Spalt in der Zeltplane drangen keine Sonnenstrahlen mehr, sondern nur dunkle Nacht. Hatte sie tatsächlich den ganzen Tag im Jahrmarktszelt verschlafen? Als sie sich aufsetzte, begann alles um sie herum zu kreisen, ihr Schädel brummte. Dann erklang ganz aus der Nähe ein Trommelwirbel, gefolgt von lautem Klatschen, Pfeifen und Bravorufen. Die Vorstellung hatte begonnen.
    Ob es doch ein Fehler gewesen war, einem Wilden aus Virginia, einer falschen Fee und einem Riesen zu trauen? Hatten sie ihr möglicherweise statt eines Schmerzmittels ein Schlafmittel verabreicht? Vielleicht wollten sie sie betäuben, um sie später als Abendessen zu verzehren. Sie musste so schnell wie möglich hier raus.
    Behutsam tastete Alyss ihren Knöchel ab. Die Schwellungwar abgeklungen, doch als sie sich langsam an der Truhe hochzog und ihr Gewicht vom gesunden auf den verletzten Fuß verlagerte, tat er weh. Kein scharfer Schmerz mehr wie zuvor, aber immer noch ein unangenehmes Ziehen. Weit würde sie damit nicht kommen. Wieder begann das Zelt um sie zu kreisen. Die Hände an den Schläfen, lehnte sie sich an die Truhe. Was war nur los mit ihr?
    Sie hatte keine Ahnung, wie viel Uhr es war. Vermutlich würde die Brücke schon bald wieder für die Nacht geschlossen werden, und Geld für eine Fähre hatte sie nicht. Bisher war wirklich nichts wie geplant gelaufen. Ob Sir Christopher ihr ohne den Salamander überhaupt helfen würde? Würde er tatsächlich einem Mädchen in schmutzigen Jungenhosen glauben, dass sie Ralph Sinclairs Tochter und dass Onkel Humphrey hinter Vaters Besitz her war? Nach einer Weile legte sich das Schwindelgefühl. Sie spürte nur noch, wie das Blut durch den Knöchel pulsierte, und schmeckte den leicht bitteren Geschmack der Medizin auf ihrer Zunge. Vielleicht war es doch nicht so schlimm, hier zu bleiben und bis zum nächsten Tag zu warten. Und morgen würde es ihr sicher viel besser gehen.
    Der Geruch von Essen ließ Alyss plötzlich das große Loch in ihrem Bauch spüren. Durch den Spalt in der Zeltleinwand strömte der würzige Duft von gebratenem Spanferkel, gemischt mit dem süßen Hauch von karamellisiertem Zucker, in den Äpfel am Stiel getaucht wurden. Sie hatte seit dem Vorabend nichts mehr gegessen. Wenn der Dieb ihren Beutel nicht

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