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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
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wieder aus, falls wir sie noch mal brauchen sollten«, meinte Anne mit zittriger Stimme. Sie hielt noch immer Roses Kerzenstummel in der Hand. Bevor Anne auf die Flamme pustete und der Raum wieder in Dunkelheit versank, bemerkte Alyss ihr tränenverschmiertes Gesicht. Sie legte tröstend ihren Arm um sie. Doch statt sich zu beruhigen, fing das Mädchen noch stärker zu weinen an.
    »Jetzt ist alles aus«, schluchzte sie, erst leise, dann immer lauter. »Wir kommen von diesem verdammten Piratenschiff nie mehr weg. Sicher haben sie schon die Segel gehisst und wir werden jeden Augenblick lossegeln. Dann sind wir den Seeräubern ausgeliefert. Bestimmt wollen die uns in der Fremde verhökern.«
    »Ein Piratenschiff, Seeräuber? Wie kommst du denn auf die Idee? Die haben uns hier doch bestimmt nur vorübergehend untergebracht, bis sie einen besseren Ort gefunden haben. Und vergiss Will nicht. Der hat die Wache längst auf unsere Spur gehetzt«, versuchte Alyss Anne zu trösten.
    »Und wie soll uns der hier finden?« Sogar Rose begann zu zweifeln. »Selbst wenn er’s schafft, Hilfe zu holen, stoßen die doch nur auf ’nen leeren Keller. Die können ja nicht riechen, dass man uns wie Säcke voller Rüben auf ’n Schiff verfrachtet hat.«
    Plötzlich war sich auch Alyss nicht mehr sicher, ob sie je wieder hier herauskommen würden. Was, wenn sie und die anderen beiden Mädchen tatsächlich Teil der Ladung eines Piratenschiffs waren? Sie hatte von Seeräubern gehört, die einsame Siedlungen an der Küste überfielen, Frauen und Kinder entführten und als Sklaven in ferne Länder verkauften. Angeblich waren weiße Frauen in den Palästen des Orients sehr beliebt. Aber Piraten gab es nur auf hoher See, nicht mitten in einer Großstadt wie London. Vor Seeräubern waren sie hier bestimmt sicher. Was hatten die Kinderfänger nur mit ihnen vor?
    »Wir könnten laut um Hilfe rufen«, schlug Anne zaghaft vor. Sie hatte aufgehört zu weinen und schnäuzte sich geräuschvoll die Nase. »Vielleicht kann uns ein Matrose im Hafen hören.«
    »Ja, oder einer der Fährleute auf dem Fluss«, fügte Rose hinzu. »Dass wir darauf nicht schon früher gekommen sind! Hilfe! Hilfe!«, begann sie so laut wie möglich zu rufen. Auch Alyss stimmte in die Hilferufe ein, doch es gelang ihr nicht mehr als ein klägliches Krächzen. Ihre Kehle fühlte sich ausgetrocknet und kratzig an. Auch die anderen beiden klangen nur wie heisere Krähen. Niemand würde sie hören.
    Danach verfielen die Mädchen in bedrücktes Schweigen. Jede hing ihren eigenen Gedanken nach. Alyss dachte wie so oft an die Abenteuer der vergangenen Tage zurück. Es war noch nicht einmal eine Woche her, dass sie von zu Hause aufgebrochen war, um Onkel Humphreys Häscher zu entrinnen und die habsüchtigen Ratcliffs aus Hatton Hall zu beseitigen. Doch seit ihrer Ankunft in London war tatsächlich alles schiefgelaufen.
    Erst gestern war sie überzeugt gewesen, dass sich die Prophezeiung der Zigeunerin bereits erfüllt hatte, ahnungslos, dass es noch schlimmer kommen würde und sie jetzt auf einem Schiff festsaß. Möglicherweise sogar auf einem Piratenschiff. Wenn es so weiterging, würde sie vermutlich tatsächlich bald in einem Harem in Kairo oder Konstantinopel landen. Wenigstens hatte sie die halsbrecherische Bootsfahrt überlebt. Unwillkürlich fiel ihr wieder ein, was vergangene Nacht geschehen war. Es war grauenvoll gewesen. Allein beim Gedanken daran wurde es ihr übel.
    Die Kinder waren zunächst in Jubelrufe ausgebrochen, als der Hund endlich aufgehört hatte zu bellen und nur noch die Frau laut geflucht hatte. Will hatte es geschafft! Er würde sofort zur Wache eilen und Hilfe holen. Alle waren überzeugtgewesen, dass man sie jetzt in absehbarer Zeit aus dem dunklen Kellerloch befreien würde. Doch dieser Traum war schon kurz darauf wie eine Seifenblase zerplatzt, als die Frau mit dem Wirt zurückgekehrt war.
    »Dummes Weib«, hatte der Mann vor sich hin geschimpft. Er hatte so laut gesprochen, dass man im Keller jedes Wort deutlich hatte hören können. »Der Bengel kommt sicher schnurstracks mit ’nem Wachmann im Gefolge zurück. Dann sind wir geliefert und das ganze Geschäft fliegt auf. Das können wir keinesfalls riskieren. Wir müssen die Gören noch heute Nacht zum Schiff bringen.«
    »Jetzt gleich?«, hatte die Frau gefragt. Ihre Stimme war noch schriller geworden, als sie es für gewöhnlich war. »Aber dazu ist’s doch viel zu spät. Die Brücke ist längst dicht.

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