Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
Vom Netzwerk:
kauerte er neben Kit im seitlichen Hofeingang der Kneipe unter einem Fenster.
    Jack rührte sich nicht von der Stelle. Er blickte nachdenklich zur Nixe mit ihrem grauen Schwanz hoch, die über der Schenkentür hing. Sie schaukelte sachte in der frischen Brise, die vom Fluss hochwehte. Was hatte der Tabakhändler von St. Pauls hier zu schaffen? War Master Smyth vielleicht doch nicht so freundlich, wie er tat? War es möglich, dass dergleiche Mann auch seinen Bruder hierher gelockt hatte? Ned kannte Master Smyth. Er hätte ihm anstandslos getraut und wäre bereitwillig mit ihm mitgegangen oder hätte einen Botengang für ihn erledigt. Es würde durchaus zusammenpassen, denn man hatte seinen Bruder zuletzt auf dem Kirchhof gesehen, und der Tabakladen lag gleich daneben. Und dann war da natürlich noch Tommy. Mit ihm war er erst in der Woche, bevor er verschwand, bei Master Smyth gewesen, um für Moll neuen Tabak zu besorgen. Jack blickte nochmals zur Nixe hoch, dann eilte er den beiden Jungen hinterher.
    »Der andere, das ist Nathaniel Turner, der Wirt«, erklärte Will gerade leise. Durchs halb offene Fenster konnte man Master Smyth an einem der Tische sitzen sehen. Der Wirt hatte sich neben seinen Gast gehockt. Ansonsten war die Schankstube leer. Es war noch früh am Tag und sie würde sich erst später mit Kundschaft füllen.
    »Kate«, rief er gerade laut. »Bring uns Bier und von dem kalten Braten. Und schieb ’n Riegel vor die Tür.« Dann wandte er sich wieder an seinen Gast. »Wie gesagt, ich wollte nicht riskieren, dass uns die Wache auf die Schliche kommt, und entschloss mich, die Kinder schon gestern Nacht aufs Schiff zu verlagern.«
    »Das war sehr klug von Euch«, erwiderte Smyth. »Wir dürfen auf keinen Fall riskieren, dass unser Geschäft auffliegt. Zwar sind ein paar Wachleute eingeweiht, doch nicht jeder lässt sich bestechen.«
    Die Frau trat in den Schankraum, zwei Krüge in der einen, ein Holzbrett mit aufgeschnittenem Braten und Brot in der anderen Hand. Sie stellte Getränke und Essen vor den Männern ab und setzte sich zu ihnen an den Tisch.
    »Im Januar, als das erste offizielle Kinderschiff der Stadt nach Virginia segelte, haben die Wachmänner sogar persönlich herumstreunende Kinder eingesammelt. Aber unser Vorhaben ist nicht ganz das gleiche. Damals hatten das die Stadtväter organisiert, doch wir sind ein Privatunternehmen. Ich muss Euch ja nicht erst sagen, dass wir das besser strikt geheim halten«, fuhr Smyth fort.
    Der Wirt nickte, hob seinen Bierkrug und trank einen Schluck.
    »Stimmt es, dass König Jakob die Kindertransporte legalisieren will?« Er leckte sich den Schaum von den Lippen.
    Smyth nickte. »Ja, wenn es im Parlament nicht Gegner gäbe, wäre das sowieso längst geschehen. Immerhin erweisen wir der Stadt einen großen Dienst. Die Bälger sind doch zu nichts gut, klauen und betteln und übervölkern nur die Armenhäuser und Gefängnisse der Stadt.« Auch er hob seinen Krug und trank. »Im Grunde ist es eine vortreffliche Idee. Wir säubern die Straßen der Stadt von nichtsnutzigem Gesindel, beliefern die Tabakplantagen in den Kolonien mit kostenlosen Arbeitskräften, stellen sicher, dass die Raucher hier im Land mit Tabak versorgt werden, und verdienen eine Menge Geld dabei. Obendrein scheint der Bedarf an Nachschub nicht nachzulassen. Erst kürzlich hat mir ein Geschäftspartner aus den Kolonien geschrieben, dass er schon wieder neue Kinder braucht.«
    Der Wirt hob seinen Krug abermals.
    »Auf weiterhin gute Geschäfte«, meinte er und stieß mit Smyth an. Dann steckte er sich ein Stück kalten Braten in den Mund und kaute zufrieden. Einen Augenblick lang schwiegen die beiden Männer und man konnte nur Nathaniel Turners lautes Schmatzen hören.
    »Wie wäre es mit einem kleinen Pfeifchen?«, fragte der Tabakhändler dann. Er legte einen Beutel auf den Tisch und begann, eine Tonpfeife zu stopfen.
    »Gerne«, erwiderte Turner mit vollem Mund. Er schob sich noch schnell ein weiteres Stück Braten in den Mund und forderte seine Frau auf, ihm seine Pfeife zu bringen.
    »Hast du nichts in der Küche zu tun?«, fuhr er sie unwirsch an, als sie mit der Pfeife zurückkam und sich wieder zu den Männern setzen wollte. Kate warf ihrem Mann einen missmutigen Blick zu, dann schlurfte sie wortlos aus der Schankstube.
    »Schmeckt dieser Tabak nicht vorzüglich?« Smyth zog genussvoll an seiner Pfeife und blies Kringel in die Luft. »Stammt von einer neuen Sorte, die erst mit der letzten

Weitere Kostenlose Bücher