Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
gehalten, und doch war es Wirklichkeit.
Eine Weile breitete sich Schweigen aus, als jeder zu Brot, Käse und Obst griff. Connor fasste unter dem Tisch nach ihrer Hand und räusperte sich, um die Aufmerksamkeit seiner Gäste auf sich zu lenken.
„Ich habe Euch alle jetzt lange genug in Anspruch genommen. Wir können uns beim Abendmahl weiter unterhalten“, erklärte er und stand auf, ohne dabei ihre Hand loszulassen. „Aber sicher möchte Jocelyn jetzt ungestört mit Euch reden.“ Er wandte sich nun an seine Frau: „Lady Jocelyn, bist du so freundlich und zeigst deinem Vater und deinem Bruder die Gemächer, die Murdoch für sie vorbereitet hat, und führst sie durch Broch Dubh?“
„Murdoch wusste davon?“, fragte sie mit tränenerstickter Stimme.
„Aye, jeder wusste davon, ausgenommen dieser Stalljunge und …“
„Und eine Wäscherin, ich weiß“, führte sie seinen Satz zu Ende.
„Genau, eine Wäscherin“, meinte er lachend, gab ihr einen Handkuss und begab sich rasch zum Nordturm.
Jocelyn schaute ihm nach. Erst dann setzte sie sich zu ihrem Vater. Es gab so viel zu erzählen, und sie wollte ihnen so viel zeigen. Und das alles war möglich, weil ihr Ehemann aufmerksam genug war, die beiden hierher einzuladen.
Wenn er sie weiter so behandeln wollte, konnte es doch noch möglich sein, dass sie gemeinsam ein glückliches Leben führen würden. Selbst wenn er ihr nicht sein Herz zu schenken vermochte.
Er stand in der Tür und beobachtete sie abermals, ohne dass sie von seiner Gegenwart wusste. Jetzt setzte sie sich zu ihrem Vater, und als sie mit leiser Stimme sprachen und Tavish MacCallum den Arm um seine Tochter legte, da wusste Connor, sie sprachen über den Tod von Jocelyns Mutter. Er wäre zu gern zu ihr gegangen, um in ihrer Nähe zu sein. Aber sie musste diese Zeit der nochmaligen Trauer mit ihrem Bruder und ihrem Vater verbringen.
Später konnte er sie dann in seine Arme nehmen.
„Hier, ich habe dir den Tee aufgesetzt, den du so magst, Jocelyn.“ Rhona stellte ihr ein Schälchen hin. „Vielleicht beruhigt er deine Nerven.“
Sie sah zu dem Getränk, anschließend zu dem Abschnitt des Wandteppichs, den sie jetzt schon zum dritten Mal auftrennen musste. Es fiel ihr nicht leicht, dazusitzen und zu warten, wenn sie wusste, dass ihr Vater und ihr Bruder auf dem Hof mit Connor und dessen Männern kämpften, um in Übung zu bleiben. Zwar hatte Connor ihr versprochen, Athdar von Rurik fernzuhalten, doch sie fragte sich, ob das überhaupt möglich war. Männer waren nun einmal Männer, und das Kämpfen lag ihnen genauso im Blut wie das Verführen.
Sie mochte Rhonas Gebräu, doch sie schüttelte den Kopf. Was sie jetzt brauchte, war frische Luft. Ein kleiner Spaziergang würde ihr sicherlich guttun. In den letzten Wochen wurde sie fast immer um die gleiche Tageszeit müde, und sie fürchtete, sie könnte über dem Abendmahl einschlafen.
„Danke, Rhona, aber ich glaube, ich muss mir ein wenig die Beine vertreten.“ Cora erhob sich mit ihr, doch Jocelyn zog es vor, allein unterwegs zu sein, daher schüttelte sie den Kopf. „Cora, ich brauche dich erst, wenn ich mich für das Abendmahl umziehe. Also kannst du entweder hierbleiben oder die Zeit so verbringen, wie es dir gefällt.“
„Dürfte ich dich auf deinem Spaziergang begleiten?“, fragte Rhona, gerade als Jocelyn aufgestanden war.
Obwohl sie eigentlich in Bezug auf Connors Cousine einen strategischen Rückzug antreten wollte, den sie ihrem Ehemann zufolge wohl immer mal wieder nötig hätte, nickte sie.
Cora wartete, bis die beiden Frauen den Raum verlassen hatten. Dann folgte sie ihnen bis zum Burgtor.
Jocelyn führte ihre Begleiterin in Richtung Wachhaus, da ihr Ziel die Brustwehre waren; und sie hatte nicht vor, sich wegen Rhona anders zu entscheiden. Dort oben in luftiger Höhe, im Herbstwind, konnte sie sich von ihrer Rastlosigkeit befreien, während sie die Wehrgänge entlangspazierte. Vielleicht würde Connors Cousine dieser Spaziergang nicht behagen, sodass sie sie womöglich doch noch in Ruhe ließ.
Sie bogen um eine Ecke und blieben an einer Stelle stehen, von wo aus sie den Hof überblicken und bis hin zum Tor sehen konnten. Einige von MacCallums Männern waren auf dem Rückweg zur Festung, und sie konnte beobachten, wie sie sich gegenseitig aus Übermut anrempelten und sich angeregt unterhielten. Als sie ihren Bruder entdeckte, zeigte sie ihn Rhona.
„Erzähl mir von deiner Familie. Ich habe sie noch nicht
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