Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
kennengelernt, aber wenn ich ihr heute Abend begegne, würde ich gern vorher schon etwas über sie wissen.“
„Da gibt es nicht viel zu berichten, Rhona. Wir sind kein so großer Clan wie die MacLeries. Außer meinem Vater, meinem Bruder und ein paar Cousins ist da niemand mehr, der unseren Namen trägt.“
Seltsam, aber es fiel ihr leichter, mit den Frauen im Dorf über ihre Familie zu reden, als mit Connors Cousine.
„Ist dein Bruder verlobt?“
„Athdar? Nein. Dafür war noch keine Zeit und …“
„Immerhin könnte er sich unter den MacLerie-Frauen umschauen.“
Über diese Offenheit erstaunt, wurde Jocelyn erst jetzt bewusst, dass Athdar durch ihre Heirat ebenfalls mit Connor verwandt war, was seine Chancen erhöhte, eine bessere Frau für sich zu finden. Noch etwas Gutes, das aus dieser Ehe hervorgegangen war.
„Bislang gibt es keine entsprechenden Verbindungen.“
„Vielleicht wird Connor für ihn eine Braut suchen, so wie er es für Kennas Bruder tat. Er scheint immer sehr interessiert an den Geschwistern seiner Ehefrau zu sein und an deren Heiratsabsichten.“
Jocelyn drehte sich abrupt zu ihr um und sah Rhona in die Augen, musste aber überrascht feststellen, dass diese Aussage wohl nichts weiter war als eine nüchterne Bestandsaufnahme der Situation. „Vielleicht wird er Athdar auch helfen, wenn er reif dafür ist.“
Sie schwieg und wartete ab, ob Rhona ihr noch etwas über Connors Vergangenheit enthüllen würde. Meist war sie die Einzige, die darauf zu sprechen kam, auch wenn sie sich auf allgemeine Bemerkungen beschränkte, die allen bekannt waren – nur eben nicht Jocelyn. Hin und wieder störte sie sich daran, da sie den Eindruck nicht loswurde, dass es wie eine Stichelei klang. Dann wieder nahm sie die Worte dankbar an, gewährten sie ihr doch einen Einblick in das Denken und Handeln ihres Mannes. Jetzt allerdings hatte sie das Gefühl, als hätte Rhona ihr einen tiefen Stich versetzt, auch wenn sie nicht zu sagen wusste, wie und womit sie das gemacht hatte.
Auf jeden Fall wollte sie das nicht ohne Gegenwehr hinnehmen.
„Und du, Rhona? Wird Connor dir auch helfen, jemanden zu finden, der zu dir passt?“
Ihr entging nicht, dass sie einen wunden Punkt angesprochen hatte. Zuerst stammelte Rhona nur irgendetwas, bis sie sich wieder im Griff hatte. Schließlich murmelte sie:. „Ich bin mir sicher, er wird das machen, wenn die Zeit gekommen ist. Aber momentan habe ich es nicht eilig.“
Der Wind wurde stärker, und eine Weile konnten sie kein Wort reden. Als Rhona das über ihr Haar gelegte Tuch festhalten musste, schüttelte sie den Kopf. „Ich gehe wieder nach unten, Jocelyn. Kommst du mit, oder willst du noch bleiben?“
Einerseits wollte sie dieses Gespräch fortsetzen und mehr über Rhonas Meinung zur Ehe erfahren, andererseits fühlte sie sich hier auf dem Wehrgang viel besser als in den Gemächern, weshalb sie noch eine Weile draußen sein wollte. Lächelnd entgegnete sie: „Nein, Rhona, ich möchte noch ein wenig gehen. Vielleicht können wir ja später unsere Unterhaltung über das Heiraten fortsetzen.“
Wenn es eine Situation gab, in der Rhona lieber davongelaufen wäre, anstatt wie eine Königin zu stolzieren, dann war es dieser Augenblick. Ein seltsames Entsetzen zeichnete sich in den Augen dieser Frau ab, die sich abrupt umdrehte und zügig wegging.
Als sollte es eine Laune des Schicksals sein, wurde der Wind gleich wieder schwächer, kaum dass Connors Cousine die Brustwehr verlassen hatte. Jocelyn genoss die wärmenden Sonnenstrahlen, während sie hinunter in den Hof blickte. Ihr Vater stand mit ihrem Bruder und seinen Männern jetzt da unten beisammen, einige andere näherten sich noch immer der Festung.
Plötzlich wurde sie auf den größten dieser Männer aufmerksam, und trotz der Entfernung erkannte sie ihn.
Ewan MacRae.
Ewan war hier.
Als hätte er sie gehört, wie sie seinen Namen im Stillen aussprach, legte er den Kopf in den Nacken und sah nach oben. Jetzt hatte auch er sie entdeckt, und er winkte ihr zu. Ihr Herz begann, so wild zu schlagen, dass sie glaubte, es würde ihr aus der Brust springen. Er entfernte sich nun von den anderen Männern, wie sie beobachten konnte, und begab sich zum Wachhaus.
Er kam her zu ihr. Sie lehnte den Rücken gegen die Mauer, während ihre Wangen zu glühen begannen. Seit sie ihre Familie verlassen musste, um Connors Frau zu werden, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Was sollte sie ihm sagen? Was würde er ihr sagen?
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