Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
erfrischen“, schlug Connor vor.
Wenn sie ihn weiterhin so ansah wie jetzt, würde dieser Ausdruck in ihren Augen ihm für alle Zeit genügen. Aber er wollte nicht ihre Dankbarkeit, sondern ihre Liebe. Sie zog an seinem Ärmel, und er ging einen Schritt zur Seite, damit die anderen zur Tafel vorgehen konnten, auf der nun Platten mit verschiedenen Speisen und Krüge voll Ale standen.
„Du wusstest das? Du wusstest, mein Vater kommt her, und du hast mir nichts davon gesagt?“, fragte sie.
„Was taugt denn eine Überraschung, wenn jemand sie zuvor bereits verrät?“ Connor schaute zu den MacCallums hinüber und flüsterte ihr danach ins Ohr: „Ich glaube, dein Vater war überrascht, dich lebend anzutreffen.“
„Connor!“
„Doch, ganz sicher. Sie haben damit gerechnet, dass du längst tot bist, und jetzt beobachten sie mich, ob ich dich vielleicht in ihrem Beisein umbringen werde.“ Er ließ eine Pause folgen, um sich an Jocelyns erschrockenen Blick zu erfreuen. „Sieh nur! Da!“
Einen Moment lang schaute sie irritiert in die angedeutete Richtung, dann drehte sie sich lachend zu ihm um. „Du brockst dir das alles selbst ein, mein Ehemann. Die Angst der anderen hast du bei ihnen höchstpersönlich verursacht. Außerdem“, fügte sie hinzu und hakte sich bei ihm unter, um ihn zur Tafel zu führen, „muss mein Vater gewusst haben, dass du ein ehrbarer Mann bist, sonst hätte er unsere Heirat nicht erlaubt.“
Nun war es an ihm zu lachen. „Nicht erlaubt, wie? Könnte es nicht auch sein, dass die Aussicht auf Lebensmittel, Vorräte, Handwerker, Soldaten, Holz, Stein, Gold sowie die Freilassung deines Bruders Athdar seine Entscheidung ein klein wenig beeinflusst haben?“
Sie antwortete nicht, da sie ihrer Familie bereits zu nahe waren und gehört werden konnten. Eine Warnung musste er aber noch loswerden: „Dein Bruder sollte übrigens darauf hingewiesen werden, dass es für ihn tödlich enden kann, wenn er sich noch einmal mit Rurik anlegt.“
„Rurik? Er hat mit Rurik gekämpft?“
„Was glaubst du, wer ihm den Arm gebrochen hat?“ Er musterte ihr Gesicht und bemerkte einen Ausdruck, der ihm das Gefühl gab, dass sie ihn für den Schuldigen gehalten hatte. „Ich? Dachtest du, ich hätte das deinem Bruder angetan?“
Zwar kam von ihr keine Antwort, aber ihr promptes Erröten genügte bereits, um ihn in seiner Vermutung zu bestätigen. Es war für ihn aber auch nicht weiter überraschend, denn jeder dachte nur das Schlechteste von ihm. Und da er sich nie die Mühe machte, die Irrtümer aus der Welt zu schaffen, konnte er die Vorstellungen und Bilder, die man von ihm erlangte und an deren Entstehung er so hart gearbeitet hatte, aufrechterhalten. An der Tafel angekommen, führte er sie zu ihrem Platz und fügte noch eine Bemerkung hinzu, bevor er sie losließ: „Er hatte meinen Namen geschmäht, was nach Ruriks Meinung bereits schlimm genug war, aber dann musste er auch noch dessen Männlichkeit beleidigen. Du weißt, wie viel Wert Rurik darauf legt.“
„Und das aus gutem Grund.“ Sie erinnerte sich noch gut daran, was sie vor vielen Wochen im Wald beobachtet hatte. Die Worte waren ihr ungewollt herausgerutscht, und nun sah sie ihren Ehemann an, um dessen Reaktion zu ergründen.
Der machte große Augen, schließlich aber legte er den Kopf in den Nacken und lachte lauthals. Zum Glück konnte er es von der amüsanten Seite betrachten. Sie drehte sich zum Tisch um und stellte fest, dass die anderen Connor anstarrten, als hätte sie einen Wahnsinnigen vor sich. Vermutlich hielten sie ihn auch dafür, weil sie nur seinen Ruf als die Bestie kannten. Sie dagegen wusste, dass etwas ganz anderes in ihm steckte.
Während Connor nun ihrem Vater und ihrem Bruder einige Fragen stellte, hörte sie aufmerksam zu. Auch wenn die ersten Antworten nur zögerlich kamen, brachte er doch eine angeregte Unterhaltung in Gang. Es ging dabei um die Burg, die Kampfeskraft der Krieger, neue Entwicklungen im Dorf sowie andere Themen, für die sich Männer interessierten, die Land und Leute zu befehlen haben.
Zu keinem Zeitpunkt behandelte er ihren Vater herablassend, und er ließ mit keinem Wort erkennen, dass er von ihm eine geringere Meinung haben könnte, nur weil der die Kontrolle über sein Leben verloren und dadurch seinem Clan viele Entbehrungen aufgezwungen hatte. Ihr Blick wanderte über die Gesichter, die sie seit Monaten nicht mehr gesehen hatte. Sie hätte ein solches Treffen niemals für möglich
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