Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
zwischen ihre Schenkel. Zwar empfand sie die Kälte im ersten Moment wie einen Schock, aber nachdem sie die Prozedur einige Male wiederholt hatte, wirkte sie lindernd, und nach einer Weile ließ das Brennen ganz nach.
Sie legte ihren Umhang um und zog den Gürtel zu, danach kehrte sie zum Bett zurück. Doch sie konnte sich nicht einfach wieder hinlegen. Früher oder später würde sie es tun müssen, genauso wie sie Connor über kurz oder lang gegenübertreten musste. Aber für den Augenblick wollte sie um beides lieber einen Bogen machen. Also zog sie den obersten Überwurf der Schlafstätte ab und warf ihn zur Seite. Anschließend entfernte sie drei weitere Decken sowie zwei Laken und baute sich daraus ein Nachtlager unmittelbar vor dem Kamin. Dort war es warm genug, und um alles andere konnte sie sich auch noch am Morgen kümmern. Und dann gab es auch noch den Weinkrug.
Erst später, als draußen das Unwetter tobte und die Geräuschkulisse aus Sturm, Regen und Donnerschlag lauter und lauter wurde, ließ sie den Gefühlen, die sich die ganze Zeit über in ihr aufgestaut hatten, freien Lauf. Die Panik, diesem Mann ausgeliefert zu sein, der Schmerz darüber, dass sie ihre Familie und ihre wahre Liebe hatte verlassen müssen, die ganze Hoffnungslosigkeit, was ihre Zukunft anging – das alles kam an die Oberfläche, als aus den Wolken ein gewaltiger Regen auf die Burg niederging.
In ihrem Kokon aus Decken und erschöpft von dem, was sie für die Freilassung ihres Bruders hatte geben müssen, fiel Jocelyn in einen tiefen Schlaf, in dem die Wirklichkeit ihres neuen Lebens keine Rolle spielte. In ihren Träumen sah sie nur das Gesicht des Mannes, den sie von ganzem Herzen liebte.
Dunkelheit und Wärme umhüllten Jocelyn, als sie hörte, dass jemand in ihren Gemächern war. Obwohl sie sich versucht fühlte, die Laken zur Seite zu schlagen, die sie um sich geschlungen hatte, blieb sie reglos liegen und hielt die Augen geschlossen. Sie wusste aus Erfahrung, wenn sie sich bewegte, würde ihr Kopf zu pochen beginnen, und der Raum würde sich so wild um sie drehen, dass sie sich übergeben musste.
Nein, die Nacht, die wohlige Wärme ihrer Decken sowie die Tatsache, dass sie still verharrte, waren genau das richtige Rezept, um davon verschont zu bleiben. Doch auf einmal rief jemand leise ihren Namen.
„Mylady? Lady Jocelyn? Geht es Euch gut?“
Es war die alte Frau, die ihr bereits mehrfach geholfen hatte. Doch die Schmerzen und die drohende Übelkeit unter Kontrolle zu haben, schien ihr wichtiger, als auf die Rufe der Frau zu reagieren.
„Mylady, soll ich den Laird holen?“
„Nein!“, rief sie sofort und schlug die Decken und Laken zur Seite.
Als sie Ailsa entdeckte, die sich fast bis auf den Boden gebückt hatte, um ihrer ansichtig zu werden, schüttelte Jocelyn zudem hastig den Kopf und musste gleich darauf den gefürchteten Preis für ihre Reaktion bezahlen. Sie konnte von Glück reden, dass Ailsa vorausschauend genug war, um zu erkennen, was jeden Moment geschehen würde. Gerade noch rechtzeitig bekam sie den Nachttopf zu fassen und hielt ihn ihr hin.
Erst nach einer Weile kam Jocelyns Magen zur Ruhe, und sie konnte sich wieder hinlegen. Ailsa redete beruhigend auf sie ein und drückte ihr ein feuchtes Tuch auf die Stirn.
„Bleibt liegen, Mylady. Es wird vorübergehen.“
„Das war der Wein“, erklärte Jocelyn ihr im Flüsterton.
„War der etwa nicht gut?“ Die Dienerin griff nach dem Weinkrug, der gleich neben ihr auf dem Boden stand und schnupperte daran, dann schüttelte sie den Kopf. „Der riecht nicht schlecht, Mylady.“ Sie drehte den Krug um, aber nicht ein einziger Tropfen lief heraus. „Vielleicht war nicht die Qualität, sondern die Menge das Problem.“
Jocelyn erwiderte nichts darauf, weil es sich erübrigte. Nachdem sie die Decken wieder über den Kopf gezogen hatte, wurde der Lärm in der erwachenden Festung auf ein erträgliches Maß gedämpft. Ailsa räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen. Damit war für Jocelyn klar: Es würde nicht möglich sein, hier auf dem Boden liegen zu bleiben, eingehüllt in ihren Kokon, um für den Rest ihres Lebens niemanden mehr sehen zu müssen.
„Mylady, ich habe mich um ein Bad für Euch gekümmert, das in Kürze gebracht werden wird. Vielleicht könnte ich Euch zu einer Sitzgelegenheit helfen, damit Ihr dort wartet.“ Die alte Magd gab sich größte Mühe, um ihrer Herrin zu helfen.
„Ich möchte lieber bleiben, wo ich bin,
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