Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
Jocelyn dazu, nach draußen zu gehen. Die griff nach ihrem Mantel und begab sich nach unten in den Saal. Als Erstes wollte sie zu ihrem Bruder und sich davon überzeugen, dass seine Freilassung in die Wege geleitet worden war. Vielleicht könnte sie anschließend mit ihm Festung und Vorburg erkunden, da er sicher froh darüber sein würde, endlich seine Zelle verlassen zu dürfen. Sie ging zu der Treppe, die in die Gewölbe führte.
Voller Vorfreude wollte sie die schwere Holztür aufdrücken, doch die gab nicht nach. Auch als sie den Riegel herunterdrückte, geschah nichts. Sie streckte sich, um durch das kleine Fenster in der Tür zu spähen. Gleichzeitig versuchte sie, sich an den Namen des Mannes zu erinnern, der hier am Abend zuvor Wache gehalten hatte.
Nein, zwei Abende zuvor, korrigierte sie sich. So viel war in so kurzer Zeit geschehen, dass sie die Ereignisse durcheinanderzuwerfen begann.
Sie schaute sich um, um sicher zu sein, vor der richtigen Tür zu stehen. Als der Laird sie zu ihrem Bruder gebracht hatte, war sie nicht verschlossen gewesen. Wieso jetzt? Dann auf einmal erinnerte sie sich an den Namen des Mannes.
„Duff? Duff, seid Ihr da?“
Keine Antwort. Sie versuchte noch einmal, die Tür zu öffnen, doch die wollte nicht nachgeben. Und nach der Stille zu urteilen, hielt unten auch niemand Wache.
„Duff?“, rief sie lauter. „Ist jemand da?“
„Weiß Ailsa, dass Ihr Euch nicht in Euren Gemächern aufhaltet?“
Vor Schreck stieß sie einen Schrei aus, als ihr diese Frage völlig unvermittelt ins Ohr geflüstert wurde. Sie drehte sich um und sah Connors Cousin Duncan vor sich stehen, der offenbar wieder nur Unfug im Sinn hatte. Ihr Gesäß schmerzte ihr bei dem Gedanken daran, wie sie seinetwegen beide im Morast gelandet waren.
Die Reise war zu einem Kräftemessen ausgeartet, da sie alles tat, um die Ankunft so lange wie möglich hinauszuzögern, während er sie immer wieder zur Eile anzutreiben versuchte. Als Duncan ihrem Pferd einen Klaps gab, damit es schneller wurde, ließ sie sich absichtlich vom Rücken des Tieres gleiten. Dabei griff sie nach Duncan, damit er ihren Aufprall abschwächte. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass er sie stattdessen mit sich zu Boden ziehen würde.
„Duncan“, sagte sie nur, ohne sich von der Stelle zu rühren.
„Mylady.“ Er verbeugte sich und setzte wieder dieses aufreizende Lächeln auf, mit dem er zum Ausdruck brachte, dass er alle Antworten kannte, sie aber nicht mit ihr teilen wollte. Warum hatte der Laird nur ihn ausgewählt, um sie aus ihrem Zuhause wegzubringen und an diesen Ort zu eskortieren? „Also? Weiß Ailsa von Eurer Flucht aus Euren Gemächern?“
„Bin ich hier eine Gefangene? So wie mein Bruder?“ Über die Schulter sah sie zur Tür in ihrem Rücken. Sein Gesichtsausdruck sprach in diesem Moment dafür, dass er letzte Nacht dem Wein gut zugesprochen hatte.
„Ihr seid eine Ehefrau, Mylady, keine Gefangene. Ailsa berichtete von Eurer Verfassung … davon, dass Ihr Euch heute Morgen nicht wohlfühlt.“ Er wich dabei ihrem Blick aus. Sie musste nicht wissen, dass andere Kenntnis von ihren persönlichen Angelegenheiten hatten. Vor allem nicht jemand wie er, der dieses Wissen benutzen konnte, um ihr Unbehagen zu bereiten.
„Mir geht es wieder besser, und zudem ich bin auf der Suche nach meinem Bruder“, sagte sie, drehte sich zur Tür um und klopfte an. „Aber Duff scheint nicht auf seinem Posten zu sein.“ Sie hielt inne und zögerte, ihn um einen Gefallen zu bitten, durch den sie in seiner Schuld stehen würde. „Könnt Ihr mich zu ihm bringen?“
Sein Gesicht nahm eine so graue Farbe an, als sei er derjenige von ihnen, dem übel war. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Ihr müsst mit dem Laird über Euren Bruder reden.“ Dann bedeutete er ihr, ihm zu folgen. „Kommt, ich begleite Euch zurück zu Euren Gemächern.“
„Ich wünsche nicht, in meine Gemächer zurückzukehren. Ich will meinen Bruder sehen und für seine Freilassung sorgen. Die Abmachung ist Euch bekannt, schließlich habt Ihr sie im Namen der MacLeries ausgehandelt.“ Jocelyn zog den Wollschal höher um ihre Schultern. „Wenn Ihr sagt, ich muss mit dem Laird sprechen, bevor ich zu Athdar kann, dann holt den Laird her.“
„Holt den Laird her?“ Duncan blieben die Worte fast im Hals stecken. „Ihr redet von ihm wie von einem Tier, das Euch zu Diensten sein soll. Ihr müsst sehr behütet groß geworden sein, wenn Euch ein solches Benehmen
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