Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
Gründen. Sie wusste jedoch, dass sich für ihn alles um Connor MacLerie drehte. Aber war es bei ihr anders?
Und was hatte Duncan gesagt? Mit dem Laird reden?
O ja, mit dem würde sie reden.
Jocelyn fand heraus, dass Ailsa in Wahrheit keine schmächtige alte Frau war, sondern ein Tyrann, der nur die Gestalt einer solchen angenommen hatte. Den Rest des Tages bis hinein in den Abend wich sie nicht von ihrer Seite. Innerhalb und außerhalb der Burg wurde sie von ihr von einem Ort zum anderen geschleppt, bis Jocelyn vor Müdigkeit umzufallen drohte. Als der Laird zum Abendessen immer noch nicht zurückgekehrt war, fühlte sie sich versucht, sich in einer Ecke, in der Ailsa sie nicht finden konnte, zusammenzurollen und einzuschlafen.
Ihr Plan war nicht von Erfolg gekrönt, weil er gar nicht erst zur Ausführung kam, da Ailsa einlenkte und Jocelyn gestattete, sich in ihre Kammer zurückzuziehen und dort ihr Essen einzunehmen. Die Alte erlaubte dies aber nur, weil keine standesgemäßen Frauen und Männer zugegen waren und sie ganz allein an der Tafel im großen Saal hätte sitzen müssen. Und so fand sie sich in ihrem Gemach ein, wo der Kamin wohlige Wärme verbreitete und ein Tablett mit Speisen die seltsamsten Aromen verströmte.
Obwohl sie versuchte, sich so sittsam wie möglich zu gebärden und sich zu zügeln, schlang Jocelyn das Essen herunter und leerte einen ganzen Krug Ale, ehe sie etwas verhaltener wurde. Sie musste darüber den Kopf schütteln, da sie nicht gemerkt hatte, wie hungrig sie im Lauf des Tages geworden war. Nun streckte und räkelte sie sich auf ihrem großen, gepolsterten Stuhl, der nach ihrer Rückkehr in ihrem Gemach gestanden hatte, und blickte hinüber zum Bett.
Sie wusste, wenn sie den Kopf auf das Kissen sinken ließ, würde sie im gleichen Augenblick einschlafen. Es war nicht zu übersehen, wie die körperliche Erschöpfung ihr zu schaffen machte. Aber sie wollte wach sein, wenn Connor heimkehrte, da es einiges gab, was sie ihn fragen musste.
Es waren Fragen, die sich zunächst nur um ihren Bruder gedreht hatten, die nun jedoch auch sie selbst und ihren Platz hier auf Broch Dubh und im MacLerie-Clan betrafen. Fragen, die mehr und drängender wurden, je weiter dieser Tag voranschritt, der ihr wiederholt vor Augen geführt hatte, dass sie für die Menschen hier keine Funktion erfüllte.
Niemand musste sich von ihr etwas, das die Mahlzeiten oder die Wintervorbereitungen betraf, erklären lassen. Der Verwalter, der diesen Posten seit Jahrzehnten bekleidete, war ein fähiger, sogar erfindungsreicher Mann, was die Erledigung seiner Aufgaben anging. Niemand benötigte ihre Unterstützung, und außer den Waschmädchen, von denen einige Ailsa halfen, lebten in der Burg keine Frauen.
Daher fand sie das Gebäude nahezu menschenleer vor, von ihrem Bruder und ihrem Ehemann war weit und breit nichts zu sehen. Der ausgedehnte Spaziergang hatte sie müde werden lassen, und nun lockte sie erneut das Bett, das sie auch jetzt zu ignorieren versuchte. Es machte einen so einladenden Eindruck mit den aufgetürmten Kissen und den zahlreichen Decken und Laken, und ehe sie sich versah, stand sie auf einmal neben dieser Schlafstätte.
„Ich habe eben erst einige heiße Steine unter die Decken gelegt, Mylady. Kommt, ich helfe Euch hinein.“ Ailsa nahm ihr den Umhang von den Schultern, und nachdem Jocelyn sich hingelegt hatte, korrigierte sie die Lage der in Tücher gehüllten Steine, damit sie nahe genug an den Füßen lagen.
Das weiche, warme Bett machte schließlich ihre Absicht zunichte, bis zur Rückkehr des Lairds wach zu bleiben – ihr Körper ließ sich von der weichen Unterlage förmlich in den Schlaf ziehen.
„Ailsa“, flüsterte sie angestrengt, da die Müdigkeit sie jeden Moment zu überwältigen drohte. „Sag dem Laird, ich möchte ihn sprechen, sobald er zurückgekehrt ist. Ganz gleich, wie spät es ist.“
„Sicher, Mylady, ich werde es ihm sagen.“
Sie wollte fragen, was der Tonfall in Ailsas Stimme bedeuten sollte, doch dafür war sie viel zu müde. Sie hörte noch, dass die Magd irgendetwas aufräumte, aber Jocelyn brachte nicht die Kraft auf, ein einziges weiteres Wort herauszubringen. Augenblicklich begann sie, in Traumwelten einzutauchen, und wie so oft sah sie in diesen Ewan.
Und irgendwann im Dunkel der Nacht, als das Feuer im Kamin längst erloschen war, kam er in ihren Träumen zu ihr, um ihren Körper und ihre Seele zu wärmen.
6. KAPITEL
Es war lange nach Mitternacht,
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